Algorithmus verspricht bessere Videoqualität bei geringerer Datenrate

Die Berliner Codec-Schmiede Dicas stellt ein H.264-Kodierverfahren vor, das bei gleicher wahrgenommener Qualität mit bis zu 30 Prozent geringerer Datenrate auskommen soll als andere H.264-Lösungen.

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Die Berliner Codec-Schmiede Dicas stellt ein H.264-Kodierverfahren vor, das bei gleicher wahrgenommener Qualität mit bis zu 30 Prozent geringerer Datenrate auskommen soll als andere H.264-Lösungen. Während die meisten Encoder vor allem darauf optimiert seien, bei vorgegebener Bitrate möglichst hohe PSNR-Werte (Peak Signal to Noise Ratio) zu erreichen, analysiere der dicasVICO-Algorithmus die "visuelle Komplexität" ("Visual Complexity", VICO) des jeweiligen Bildausschnitts unter Berücksichtigung der "jüngsten Erkenntnisse über visuelle Wahrnehmung".

Der Algorithmus profitiere beim Kodieren davon, dass das menschliche visuelle System bei der Wahrnehmung unterschiedlicher optischer Phänomene keine einheitliche Fehlertoleranz zeige, erläutert Dicas. So nehme das menschliche Gehirn zum Beispiel Fehler in Bildbereichen mit starken Bewegungen oder bei feinen Strukturen nicht so stark wahr wie etwa in regelmäßigen Mustern oder bei langsamen Bewegungen.

Dies soll sich dicasVICO zunutze machen und die Verteilung der Datenmenge der Bitrate entsprechend steuern. Freilich dürfte dies zur Folge haben, dass mit dicasVICO arbeitende Produkte Resultate liefern, die mathematisch sträker von dem Originalmaterial abweichen als die Ergebnisse anderer Encoder; die Berliner versprechen jedoch, dass man davon nichts sieht. Besonders bei geringen Datenraten sollen mit dicasVICO erzeugte Videos weniger Kodierartefakte produzieren als ohne. Laut Dicas nutze sämtliche Hard- und Software (mpegable) des Herstellers den neuen Algorithmus.

Darüber, wie der zum Patent angemeldete Algorithmus genau arbeitet, hält sich Dicas verständlicherweise bedeckt. Möglich wären beispielsweise Bewertungsfunktionen (Metriken), die anders als PSNR über die rein mathematische Abweichung von originalem und kodiertem Material hinausgehen, wie Structural Similarity (SSIM) oder Just Noticable Differences (JND). Dicas will in den kommenden Wochen ein Whitepaper veröffentlichen, das die Technik hinter dicasVICO genauer beleuchtet. (vza)