Tauziehen um insolvente Frankfurter Rundschau: FR-Druckerei soll schließen

In der Druckerei der angeschlagenen Frankfurter Rundschau gehen die Lichter aus, das scheint nun klar zu sein. Ein bislang abgelehnter Investor aus der Türkei will aber nicht aufgeben.

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Von
  • Martin Oversohl
  • dpa

Im Bieter-Wettstreit um die insolvente Frankfurter Rundschau sind die ersten Würfel gefallen. Die verlagseigene Druckerei wird schließen müssen, nachdem die Gläubiger ein Angebot des türkischen Verlegers Burak Akbay abgelehnt haben. Zwar kündigte dieser am Freitagabend an, im Rennen bleiben zu wollen und nachzubessern, allerdings schloss die Insolvenzverwaltung eine Übernahme durch den Unternehmer aus. Einziger verbleibender Interessent ist somit die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), wie aus einem Rundschreiben der Insolvenzverwaltung an die Mitarbeiter der Traditionszeitung hervorgeht.

"Das zuletzt von Estetik vorgelegte Angebot ist vom Gläubigerausschuss als nicht ausreichend abgelehnt worden", heißt es in dem am Freitag verschickten Schreiben. "Daraus folgt die Stilllegung des Druckzentrums." Das Konzept Akbays sei zum einen nicht tragfähig genug, zum anderen seien der Kaufpreis deutlich zu niedrig und die angebotenen Sicherheiten für die Zahlung nicht ausreichend.

Der Sprecher der Insolvenzverwaltung, Ingo Schorlemmer, schloss aus, dass ein weiteres Angebot Akbays in Frage käme. "Die Gläubiger würden sich auch mit einem eventuellen neuen Angebot gar nicht beschäftigen", sagte er gegenüber dpa.

Für die FR würde eine Übernahme durch die konkurrierende FAZ zwar eine Perspektive als Zeitung bedeuten, für die weitaus meisten der betroffenen 450 Mitarbeiter in Redaktion und verlagsinterner Druckerei allerdings das Aus. Denn die FAZ würde nur 28 Mitarbeiter aus der Redaktion übernehmen, an der Druckerei hat sie kein Interesse. Akbay verspricht dagegen bislang, mehr als 100 Arbeitsplätze in Redaktion und Druckerei zu erhalten. Bis Ende Februar muss eine Entscheidung fallen. Derzeit prüft das Bundeskartellamt das FAZ-Angebot.

Die Frankfurter Rundschau hatte im November angesichts hoher Verluste Insolvenz angemeldet. Hauptgesellschafter sind die Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg und die SPD-Medienholding ddvg. Am Freitag bestätigte zudem FR-Geschäftsführer Karlheinz Kroke, den Verlag zum Monatsende zu verlassen. Sollte zum 1. März ein neuer Gesellschafter das Unternehmen übernehmen, so könne dieser mit seinem eigenen Management die wichtigen Entscheidungen treffen, sagte der 57-Jährige gegenüber dpa.

Trotz der deutlichen Ablehnung durch die Gläubiger will Akbay ein neues Angebot vorlegen. "Estetik Yayincilik [Akbays Unternehmen] ist nach wie vor am Erwerb der gesamten Frankfurter Rundschau interessiert und geht davon aus, auch zum Zuge zu kommen", teilte ein Unternehmenssprecher Akbays am Freitagabend mit. Entsprechende Planungen mit Kooperationspartnern seien weit fortgeschritten. "Wir sind gerne bereit, unser Angebot nochmals zu verbessern."

Akbay warf der Insolvenzverwaltung vor, eine eigene Agenda zu verfolgen. Es werde nicht berücksichtigt, dass nach deutschem Kartellrecht eine Übernahme der FR durch die FAZ ausgeschlossen sei, sofern dem Insolvenzverwalter ein wirtschaftlich besseres Alternativangebot vorliege. "Ein solches Angebot liegt vor", sagte der Sprecher Akbays. (jk)