Grüne im EU-Parlament starten Filesharing-Kampagne

Die Oppositionspartei will mit einem Video-Clip gegen die pauschale Abstempelung von Tauschbörsen-Nutzern als Verbrecher mobil machen; zugleich ruft sie mit dem Slogan "Share – It's fair" zum Dateitauschen auf.

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Die Fraktion der Grünen im EU-Parlament will mit einem Video-Clip gegen die pauschale Abstempelung von Tauschbörsen-Nutzern als Straftäter mobil machen. Die vom schwedischen Abgeordneten Carl Schlyter gestartete Kampagne unter dem Motto "I wouldn't Steal" weist mit einem animierten, in Berlin spielenden Spot darauf hin, dass das Stehlen etwa von Handtaschen, Autos oder Fernsehgeräten nicht mit Urheberrechtsverletzungen über Peer-2-Peer-Netzwerke (P2P) vergleichbar sei. Wer von etwas eine Kopie erstelle, so die Kernbotschaft, begehe schlicht keinen Raub. Zugleich ruft der kurze Film mit dem Slogan "Share – It's fair" zum Dateitauschen auf.

Die Kampagne richtet sich unter anderem gegen Aktionen der Filmindustrie, mit denen diese hierzulande "Raubkopierer" etwa als "Verbrecher" gebrandmarkt hat. Aber auch die "Propaganda" der "multinationalen Kräfte der Medienindustrie" in Form der schier unvermeidlichen Warnhinweise vor "unautorisierten" Kopien oder Reproduktionen auf DVDs sind den Grünen ein Dorn im Auge. Die Einblendungen vor Filmen haben auch in den USA bereits den Unmut von Lobbyvereinigungen der Computerindustrie auf sich gezogen.

Laut der Kampagnenseite hat es die Unterhaltungsindustrie bislang nicht geschafft, "gangbare rechtliche Alternativen" zum Filesharing anzubieten. Viel erfolgreicher sei sie dagegen mit ihren Lobbyvorstößen, um die Nutzung von P2P-Netzen zu kriminalisieren. Gerade in dieser Woche wird im EU-Parlament ein Bericht zur Förderung der Kulturwirtschaft beraten, in den einzelne Abgeordnete Auflagen an die Provider zum Kappen des Internetzugangs bei Urheberrechtsverstößen sowie zum netzseitigen Filtern des Datenverkehrs einbauen wollen. Es sei schmerzhaft zu beobachten, moniert die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) angesichts der Änderungsanträge, wie ein an sich "durchdachter" Bericht unter die Räder der Lobby-Agenda der Musik- und Filmindustrie gerate. Man könne nur hoffen, dass der Kulturausschuss die "lächerlichen Ideen" aus dem Papier heraushalte.

Die Grünen befürworten als Maßnahmen zur Unterstützung der Künstler derweil eine Reform der Verteilmechanismen für die Einnahmen von Verwertungsgesellschaften über bestehende Pauschalen zur Kopiervergütung. Weiter schlagen sie die Einführung einer Steuer auf Werbung in Medien vor. Reklame sei eine Form "geistiger Umweltverschmutzung", wofür die dahinterstehenden Firmen zahlen sollten. Begeistert aufgenommen haben die Kampagne bereits die Betreiber des immer wieder mit rechtlichen Problemen konfrontierten Torrent-Verzeichnisses The Pirate Bay, die sogar ihr Logo mit dem Motto der Aktion verziert haben. (Stefan Krempl) / (vbr)