FBI saugte versehentlich E-Mails einer ganzen Domain ab

Die US-Polizeibehörde hatte nach einem "offensichtlichen Missverständnis" mit einem Internetprovider nicht nur Zugang zur Mailkommunikation eines einzelnen Verdächtigen, sondern aller Nutzer der betroffenen Domain.

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Ein Verwaltungspapier, das die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) auf Basis des Freedom of Information Act erhielt, weist auf neue Kollateralschäden bei der Internetüberwachung hin. Das FBI hatte demnach aufgrund eines "offensichtlichen Missverständnisses" in der Kommunikation mit einem Internetprovider Zugang zu den E-Mails aller Nutzer einer nicht näher bezeichneten Internetdomain. Gerichtlich stattgegeben war auf Basis des Überwachungsgesetzes Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) aber nur das Abfischen der E-Post eines einzelnen Verdächtigen.

Aufmerksam wurden Techniker der US-Polizeibehörde auf das Versehen laut dem jetzt veröffentlichten (PDF-Datei) vor zwei Jahren durch einen deutlichen Anstieg der gesamten kontrollierten E-Mail-Kommunikation. Dadurch sei deutlich geworden, dass der Zugangsanbieter offenbar den Filter zum Ausleiten der elektronischen Nachrichten deutlich zu weit gefasst hatte. Das FBI habe daraufhin den Provider angewiesen, den Fehler zu beheben.

Laut einem Bericht der New York Times über den Vorfall löschte die Polizeibehörde die widerrechtlich erhaltenen Daten, die aufgrund der starken Zunahme des abgehörten E-Mail-Verkehrs anscheinend von mehreren hundert oder tausend Personen stammten. Ein Geheimdienstmitarbeiter erklärte dem Blatt, dass solche illegalen Eingriffe in die Privatsphäre Unbeteiligter ab und zu vorkämen. Zwar "nicht wöchentlich", aber es habe sich andererseits auch nicht um ein ungewöhnliches Ereignis gehandelt.

Der US-Kongress berät derzeit über eine Novelle des FISA. In der hitzig geführten Debatte setzen sich US-Präsident George W. Bush und der US-Senat vehement dafür ein, die privaten Lauschgehilfen der Sicherheitsbehörden pauschal straffrei zu stellen. In der Senatsfassung der geplanten Neuregelung fehlt zudem eine Verpflichtung an die Polizeien und Geheimdienste, bei Versehen, wie dem jetzt öffentlich gewordenen, erhobene Daten zu vernichten. Die EFF erhielt das Dokument im Rahmen einer Klage gegen den zuvor enthüllten schweren Missbrauch von Befugnissen im Anti-Terrorkampf durch das FBI. (Stefan Krempl) / (pmz)