Harvard-Fakultät schafft offenen Zugang zu wissenschaftlichen Arbeiten

Künftig sollen die Wissenschaftler der geisteswissenschaftlichen Fakultät in Harvard ihre Arbeiten frei veröffentlichen und dabei das Copyright behalten können.

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Das herkömmliche System der Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten ist nach Meinung der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Harvard an seine Grenzen gekommen. Sie hat deshalb beschlossen, dass ihre Wissenschaftler ihre Arbeiten frei verfügbar machen können. Sie behalten dabei das Copyright an ihren Werken, dürfen diese aber nur kostenlos und frei verfügbar veröffentlichen.

Die neue Lizenz ist nicht verpflichtend, das heißt die Forscher können sich in Einzelfällen dafür entscheiden, eine Arbeit wie bisher den Fachzeitschriften zu überlassen. Auf Arbeiten, die vor der Entscheidung für die neue Lizenz fertiggestellt wurden, kann das neue Veröffentlichungsmodell nicht angewendet werden.

Die Fakultät wird selbst die wissenschaftlichen Arbeiten im Sinne des "Open Access" beherbergen. Recherchierbar sein sollen sie unter anderem über spezielle Suchmaschinen wie Google Scholar. Harvard kooperiert seit 2004 mit dem Suchmaschinendienstleister, der den Bibliotheksbestand digitalisiert und recherchierbar macht.

Stuart M. Shieber, Professor an der Faculty of Arts and Sciences (FAS) der Harvard-Universität, erläutert, es stehe nicht zur Frage, dass wissenschaftliche Publikationen zu einer weltweiten Verbreitung von Erkenntnissen beigetragen hätten. Allerdings sei das bisherige System zu rigide, viele Verlage erlaubten es den Wissenschaftlern nicht, ihre Arbeiten auch selbst weiterzuverbreiten. Die Verlage halten dagegen ihr System des "Peer Review" hoch, das gewährleiste, dass wissenschaftliche Artikel vor der Veröffentlichung eingehend geprüft würden.

Shieber kritisiert aber, dass die Verlage die Abonnementspreise für wissenschaftliche Zeitschriften und Publikationen in astronomische Höhen getrieben hätten. Viele Institute und einzelne Wissenschaftler hätten ihre Abonnements gekündigt. Diese Entwicklung stehe der von der Universität beabsichtigten möglichst weiten Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse auch in ärmeren Ländern entgegen. Die FAS sieht sich innerhalb der Universität als Vorreiter. Schließlich seien andere Fachbereiche wie zum Beispiel die Mediziner den gleichen Problemen ausgesetzt, wie Robert Darnton, Direktor der Universitätsbibliothek betont.

Der Paradigmenwechsel in der wissenschaftlichen Informationsversorgung wurde durch das Internet ermöglicht. Studien zeigen, dass die Rezeption von Open-Access-Publikationen wie Biomed Central, Public Library of Science oder German Medical Science schon heute um ein Vielfaches höher ist als bei den traditionell kostenpflichtigen Veröffentlichungen. Die Fachverlage sind deshalb gezwungen, den Forschern entgegenzukommen, heißt es im Ärzteblatt. Einige Journale haben bereits begonnen, Artikel nach sechs Monaten unentgeltlich im Internet verfügbar zu machen. (anw)