ElectronicPartner will mit Service und dezentralem Onlinevertrieb Umsatz steigern

EP will Plusanschluss.de auch auf Nicht-Mitglieder ausweiten und die Serviceplattform als exklusiven Vorreiter etablieren. Zudem sollen der Onlinevertrieb und "easySchutz" über die Garantieerweiterungen zusätzliche Erlöse einbringen.

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Von
  • Robert Höwelkröger

Dr. Jörg Ehmer, Sprecher des Vorstands bei ElectronicPartner, will mit seiner Verbundgruppe die führende Online-Serviceplattform anbieten.

Der Druck auf die Margen nimmt immer weiter zu und das wird sich nach Meinung von Dr. Jörg Ehmer, Mitglied und Sprecher des Vorstandes bei ElectronicPartner, auch nicht mehr ändern. Die Mitglieder hätten zudem immer mehr mit Preisverfall zu kämpfen. Daher müssten gemeinsam neue Geschäftsfelder erschlossen werden, um weiterhin Umsatz zu generieren, kündigt Ehmer am Rande der EP-Frühjahrsmesse in Düsseldorf an. Mit Plusanschluss.de hat EP bereits kürzlich seine neue Serviceplattform eingerichtet, die genau hier ansetzen soll. So soll Kunden die Möglichkeit eingeräumt werden, auch für gebraucht oder online erworbene Produkte Serviceleistungen über ein Basispaket erwerben zu können. "Das Ziel unserer fachhandelsorientierten Lösung ist es, die führende Online-Serviceplattform zu werden. Da tut es nicht Not, dass andere mit eigenen Plattformen auch auf den Zug aufspringen wollen", verkündet Ehmer. Mittlerweile haben sich bereits über 1100 Händler aus der Verbundgruppe angemeldet. Ab sofort will EP die Plattform auch für alle anderen Händler außerhalb der Verbundgruppe freigeben. So solle der Markt vor einer Zerfaserung bewahrt werden, unterstreicht der EP-Chef. Er versichert zudem, die Aufträge gerecht zu verteilen und EP-Mitglieder nicht zu bevorzugen. Lediglich der Beitrag, den die Nicht-EP-Händler für die Teilnahme an der Plattform entrichten müssten, soll etwas höher liegen.

Händler können künftig zudem mit "easySchutz" ein weiteres neues Angebot vermarkten. So soll zum einen Mitgliedern bei Versicherungbedarf geholfen werden. Zum anderen sind auch eine Ausweitung der Kundenangebote für erweiterte Herstellergewährleistung sowie Garantieerweiterungen vorgesehen.

EP Branchentreff 2013 (16 Bilder)

Zubehör von Technaxx

...wird hier präsentiert. War ja völlig klar, oder?

Beim Thema Heimvernetzung sieht Ehmer noch "viel Luft nach oben". So hat das Unternehmen eine Initiative zusammen mit allen TV-Herstellern, mit Ausnahme von TechniSat, auf den Weg gebracht. Für die Vermarktung von großen TV-Geräten erhalten Händler ab 46 Zoll einen Euro als Marge zusätzlich für jeden weiteren Zoll. Voraussetzungen sind lediglich, dass das Gerät internetfähig sein muss und die Händler im Ladenlokal über WLAN dem Kunden die Heimvernetzung vorführen können. Zudem soll mit Rahmenverträgen die jährliche Wartung des Heimnetzes als zusätzlicher Service angeboten werden.

Notebooksbilliger.de und der dezentrale Onlinevertrieb

Der Einstieg bei Notebooksbilliger.de ist für Ehmer der richtige Schritt gewesen. Kurz vor Weihnachten hatten die Kartellämter erst die Zustimmung erteilt. Nun will EP zügig die ersten Angebote, die aus der Kooperation entstanden sind, vorstellen. Hauptgrund für die Minderheitsbeteiligung war, die künftige Bündelung von Kräften und Ordervolumina. EP profitiert zudem vom Zugriff auf ein breiteres Modellportfolio seitens der Hersteller, da die Verbundgruppe nun sämtliche Vertriebskanäle bedient.

Etwas überraschend springt EP wieder auf den Zug des Onlinevertriebs auf. Bereits vor drei Jahren startete die Verbundgruppe den Versuch auch Online Fuß zu fassen. "Nach meiner Einschätzung kann aktuell in unserer Branche keiner zwei gleichstarke Säulen im Multichannel bieten. Wir haben immer gesagt, dass wir den Markt beobachten und zu gegebener Zeit aktiv werden", erklärt Ehmer. "Die Kundebedürfnisse haben sich auch sehr geändert. Wenn man keine Bälle in die Luft schmeißt, dann kann man auch nicht jonglieren." Daher sei es sicher gut, dass es EP bereits einmal versucht habe. Man wisse nun, was nicht gehe. So wurde das neue Konzept auch in enger Zusammenarbeit mit den Händlern entwickelt und basiert auf einem dezentralen Ansatz. Den Rahmen liefert EP, aber welche Produkte der Händler im Netz zeigt, zu welchem Preis, ob nur zur Reservierung oder auch zum Versand oder ob er überhaupt diese Chance nutzt, ist ihm völlig individuell überlassen. Allerdings gibt EP auch die dringende Empfehlung, das Schwergewicht auf dem stationären Handel zu bewahren. Der Fokus solle nicht verschoben werden. Wer online alleine fokussiere, der "könne gehen". "Wir empfehlen unseren Mitgliedern immer, Schuster bleib' bei deinen Leisten. Wer viel Wert auf Beratung, angenehme Atmosphäre vor Ort und Service legt, kann nicht viel falsch machen. Den Onlinevetrieb sehen wir als flankierendes Leistungsangebot an", erläutert der EP-Vorstand. "Ich kann besser, nicht, ich kann billiger sollte unbedingt das Motto unserer Mitglieder sein." Passend dazu hat EP nun auch eine neue TV-Kampagne gestartet, die die Beratungskompetenz der Verbundgruppe in den Mittelpunkt rückt..

Auch bei MediMax wurde verstärkt in den Onlineauftritt investiert. Ab sofort können Kunden gewünschte Produkte für die Abholung in bestimmten Ladengeschäften reservieren. Die Reservierungsmöglichkeit wird bereits stark genutzt, und sei es nur dazu den Verkäufer im Gespräch darauf hinzuweisen, dass die Ware Online entdeckt wurde. Die Erwartungen wurden hier so sehr übertreffen, dass das Unternehmen bereits das Rollout deutlich nach vorne gezogen habe. Die weitere Entwicklung sei aber noch völlig offen. Ob auch ein Versandgeschäft dazukomme, sei noch unklar. "Wir beobachten den Markt auch hier und werden zur richtigen Zeit die richtigen Schritte einleiten," kündigt der EP-Chef an. " Es war noch nie eine gute Idee dem Kunden vorzuschreiben, wo und was er kaufen soll." Im laufenden Jahr werde zudem das 25-jährige Bestehen der MediMax-Märkte mit vielen Aktionen und Angeboten gefeiert.

Ergebnis und Ausblick

ElectronicPartner schaut mit ziemlich gemischten Gefühlen auf das Jahr 2012 zurück. So hat sich in Europa das Geschäft parallel zu den Märkten entwickelt und lag mit einem Umsatz von 435 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahr. Die teilweise schwache Wirtschaft vor allem in Südeuropa hätte kein besseres Geschäft zugelassen, teilte der Vorstandssprecher mit. In Deutschland aber war ein starkes erstes Halbjahr getragen durch die Fußball-EM und die Abschaltung des analogen Satelliten-Fernsehens prognostiziert worden. Und das erste Halbjahr konnte die Erwartungen erfüllen und lag am Ende deutlich über den Umsatzzahlen von 2011. Da das zweite Halbjahr ohne besondere Events auskommen musste, war es eine Wundertüte. "Wir wollten nicht den Speck verlieren, den wir uns im ersten Halbjahr angefuttert hatten" unterstreicht Ehmer. Das ist uns am Ende gelungen. Am Ende konnte dieses "verrückte Jahr" mit einem Umsatzplus von 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einem Gesamterlös von 1,661 Milliarden abgeschlossen werden.

Für 2013 sieht Ehmer eher ein schwieriges Jahr, da die Großereignisse fehlen. Wachstum sei nur möglich, wenn man Intiativen selber schaffe und eigene Impulse setze. Prognosen will der Vorstand dann auch überhaupt nicht wagen. Allerdings habe seine Verbundgruppe mit dem eigenen Prepaid-Vertrag Easytel und der Vermarktung des Kindles frühzeitig Weichen gestellt, um zusätzliche Marge zu erwirtschaften. So ist Easytel als Maßnahme angelegt worden, um Händler ins Mobilfunk- und Telekommunikationsgeschäft zurückzuholen. Da die Warengruppen zusammenwachsen würden, könne sich heute niemand mehr irgendeinem Bereich verschließen, ist Ehmer überzeugt. Die Vermarktung des Kindles ist gut angelaufen. Erste Skepsis der Mitglieder gegenüber der Vermarktung des eBook-Readers seien schnell gewichen. Vielmehr sei die Verbundgruppe mit der Warenlieferung kaum noch nachgekommen, wie Ehmer zu berichten weiß. Über die Buchdownloads ist weiterhin eine finanzielle Beteiligung für jeden Händler möglich, der die Kindles verkauft. Für letztes Jahr belief sich die Gesamtsumme auf mehrere Tausend Euro. Der EP-Chef ist sich aber auch sicher, dass dieser Bereich und die Marge für die Mitglieder der Verbundgruppe künftig noch deutlich wachsen wird. "Wir lieben Unternehmertum und fördern den Mittelstand. Als Verbundgruppe ist es unsere oberste Aufgabe, unseren angeschlossenen Unternehmern zum Erfolg zu verhelfen," erklärt der Vorstandschef abschließend.

Ăśbrigens hat sich EP dazu entschlossen, auch auf Druck der Hersteller, kĂĽnftig auf die Herbstmesse zu verzichten. DafĂĽr wird EP ein neues Konzept der Messe in seinen IFA-Stand integrieren und dabei aus PlatzgrĂĽnden vor allem viele Produkte nur noch virtuell vorstellen. ()