Abhöraffäre bei Telekom spitzt sich zu

Die Abhöraffäre bei der Telekom spitzt sich weiter zu: Der Wirtschaftswoche sollen nun Dokumente vorliegen, die belegen, dass der Konzern nicht nur Verbindungsdaten abgefangen hat.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 82 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter Siering

Die Abhöraffäre bei der Telekom spitzt sich weiter zu: Der Wirtschaftswoche sollen nun Dokumente vorliegen, die belegen, dass der Konzern nicht nur Verbindungsdaten abgefangen, sondern Gespräche abgehört hat. Bisher ging es um den Vorwurf, dass die Telekom zur Abwehr von Hackerangriffen einzelne Rufnummern überwacht habe. Ein nach der Abhöraktion verfasster Vermerk soll belegen, dass auch die "Nutzerdaten", sprich Gespräche an den betroffenen Anschlüssen belauscht worden sind.

Die Telekom könne diese Vorwürfe nicht nachvollziehen, sagte ein Sprecher gegenüber der Deutschen Presse-Agentur dpa. Man habe die Zeitung gebeten, die Unterlagen dem Unternehmen oder der Staatsanwaltschaft auszuhändigen. Telekom-Chef René Obermann schloss einen Rücktritt wegen der Affäre aus. Er habe sich persönlich nichts vorzuwerfen, so Obermann gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel. In dem Gespräch forderte er mehr Zivilcourage: "Mitarbeiter müssen wissen, dass es richtig ist, Anweisungen von Vorgesetzten hinterfragen zu dürfen und im Zweifelsfall auch abzulehnen."

Courage nützt allerdings nicht immer etwas: Der stellvertretende Sicherheitsbevollmächtigte der Telekom, Jochen Schwarzer, hatte am 23. Mai 1997 die Bundesregierung einschalten wollen. Doch seiner Empfehlung, den Bundesminister für Post und Telekommunikation zu informieren, ist der damalige Personalvorstand Heinz Klinkhammer, den Schwarzer vertraulich unterrichtet hatte, nicht nachgekommen.

Interessant ist auch die Aussage des Chefs der Bundesnetzagentur im Interview mit der Wirtschaftswoche, dass die Deutsche Telekom erst seit dem Herbst 2001 Abhörmaßnahmen so protokolliert, wie es das Gesetz verlangt. Seine Vorgänger hätten deshalb einen Missbrauch gar nicht feststellen können. Die Behörde hat das Kommunikationsunternehmen aufgefordert, die technischen, organisatorischen und personellen Konsequenzen aus dem Skandal mitzuteilen. (ps)