Digitales Rechtemanagement bei Online-Musikdiensten auf dem Rückzug

In Bewegung geraten ist das DRM-Karussel durch die angeblich kurz bevorstehende Öffnung des Amazon-MP3-Shops nach Europa. Das Musikportal Akuma.de vertreibt den EMI-Katalog im MP3-Format. RealNetworks startet in den USA ein MP3-Download-Portal.

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Es ist ja nicht so, als gäbe es nicht schon länger legale Online-Musikdienste, die nicht per DRM geschützte DRM-Dateien zum Kauf anbieten. EMusic ist mit seinem großen Katalog an Musik im MP3-Format, die vor allem von Independent Labels kommt, zu einem der erfolgreichsten Musik-Downloadshop geworden. Bewegung in die Sache kam so richtig, als Apple in seinem iTunes Store Mitte vergangenen Jahres auch ungeschützte Songdateien anbot – allerdings nur im AAC-Format. Amazon startete in den USA seinen mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Musik-Downloadshop im September gleich mit DRM-freien MP3-Dateien.

Nachdem Napster ebenfalls nachzog, erweitert nun auch Streaming-Spezialist RealNetworks seinen Abo-Dienst Rhapsody um den Rhapsody MP3 Store, in dem US-Kunden ab sofort Musik aller vier Major-Labels im ungeschützten MP3-Format erwerben können. Die Preise orientieren sich mit 99 US-Cent für einen Track beziehungsweise 9,99 US-Dollar für ein Album am Preismodell der Konkurrenz von Amazon, Napster und Wal-Mart. Die Titel sind mit 256 kBit/s enkodiert. Der Aboservice Rhapsody, der das Streamen beliebig vieler Titel zum Preis von 14 US-Dollar monatlich erlaubt, bleibt von dem neuen Angebot unberührt, so ein Unternehmenssprecher gegenüber heise online.

Auch in Deutschland scheinen die Labels ihre DRM-Zügel langsam zu lockern. Der Gesamtbestand des Majors EMI ist erstmals auch für deutsche Kunden über das vor zwei Jahren gegründete Download-Portal Akuma verfügbar. Damit erweitert das Portal sein Angebot um 300.000 Titel von über 3000 Künstlern – darunter Größen wie Coldplay, Norah Jones, Kylie Minogue, Herbert von Karajan, Nigel Kennedy, Pink Floyd oder Frank Sinatra. Die Dateien stehen in bester MP3-Qualität mit 320 kBit/s in variabler Bitrate bereit, das Gros der Tracks kostet 1,19 Euro, Alben etwa 12 Euro. Das Gesamtrepertoire von akuma.de umfasst derzeit 1,4 Millionen Titel aller Stile von Pop, Punk, Rock, Jazz, über Latin oder Hip-Hop bis hin zu Klassik, Schlager oder Volksmusik. Akuma verzichtet dabei sogar auf Watermarking-Mechanismen zur Personalisierung der MP3-Dateien. Nach Angaben eines Unternehmessprechers war von derartigen Schutzmechanismen auch während der Verhandlungen mit EMI nicht die Rede. Akuma bemühe sich um Verträge mit weiteren Majors.

In schnellere Bewegung geraten ist das DRM-Karussel in diesen Tagen durch die angeblich kurz bevorstehende Öffnung des Amazon-MP3-Shops nach Europa. Insidern zufolge wollen die Amerikaner spätestens zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft den Schritt über den großen Teich wagen und dem Erzrivalen iTunes Paroli bieten. Angeblich sind die Labels bezüglich ihrer Planungen schon einen Schritt weiter als bei reiner MP3-Distribution: Angedacht sind Flatrate-Modelle mit monatlichen Pauschalen für MP3-Downloads oder hochwertige Download-Angebote im verlustfreien FLAC-Format. (sha)