Scharfe Kritik an Googles Informationsmacht

Der Herausgeber eines Forschungsberichtes zu dem Suchmaschinenkonzern sieht große Gefahren des Missbrauchs.

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Knapp 190 Seiten umfasst ein Ende des vergangenen Jahres erschienener Forschungsbericht, der Arbeiten von sechs Wissenschaftlern aus Deutschland und Österreich zur Macht der großen Suchmaschine zusammenfasst – und die Probleme analysiert, die die "Googlisierung" der Gesellschaft mit sich bringt. Hermann Maurer, Informatikprofessor an der TU Graz, stand dem Projekt vor. Er sieht Google ähnlich wie seine Kollegen äußerst kritisch und glaubt, dass der Konzern inzwischen eine nahezu universelle (Informations-)Macht angehäuft hat. Im Interview mit dem Technologiemagazin Technology Review erläuterte er nun den Forschungsbericht und erklärte, warum er denkt, dass der Staat Google baldmöglichst regulieren sollte.

"Man könnte ein Anti-Trust-Verfahren einleiten, was wegen des Kaufs des Online-Werbers Doubleclick von der EU ja gerade geprüft wird. Es geht aber nicht um die Suchmaschine Google, sondern um das "Imperium", das die Firma aufgebaut hat. Das heißt: Man könnte Suchmaschine und andere Aktivitäten bei Google trennen", sagte Maurer. Er nannte den Verkauf der norwegischen Suchmaschine Fast an den Softwarekonzern Microsoft eine "verpasste Chance für Europa". Als Gegengewicht zu Google hätte man kleine Fachsuchmaschinen aufbauen können, meinte Maurer. "Diese Suchmaschinen wären besser als Google (weil sie eine fachspezifische Terminologie verwenden könnten). Das habe ich der EU-Kommission und dem EU-Parlament vor einem Jahr empfohlen." Im Gegensatz dazu seien bisherige staatlich finanzierte Suchprojekte wie "Quaero" oder "Theseus" zum Scheitern verurteilt.

Maurer kritisierte die Informationsmegen, die Google sammele, und nannte die Befürchtung, dass diese eines Tages gegen die Nutzer verwendet werden könnten – auch zu politischen Zwecken. "Aufklärung ist wichtig – auch darüber, dass, selbst wenn man einen Dienst nur kurz verwendet, immer mitgespeichert wird. Google besitzt so über jeden von uns und jede Organisation ein Dossier, das jenseits von Werbung viel wert ist. Ob das Google heute schon verwertet, wissen wir nicht. Die Versuchung müsste nur da sein. Was ist, wenn Regierung X fünf Millionen Euro anbietet, um diese Informationen von 100 Oppositionellen zu bekommen?" Dagegen seien die Datenschutzgesetze in Deutschland und Österreich "ein Witz".

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(bsc)