Genetische Verhütung statt Antibaby-Pille

Forscher arbeiten an genetischen Verhütungsmitteln, die das Andocken des Spermiums an der Eizelle verhindern sollen. Dadurch könnte eine medikamentöse Verhütung ohne Nebenwirkungen möglich werden, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

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Forscher arbeiten an genetischen Verhütungsmitteln, die das Andocken des Spermiums an der Eizelle verhindern sollen. Dadurch könnte eine medikamentöse Verhütung ohne Nebenwirkungen möglich werden, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 3/08 (seit dem 21. 2. am Kiosk oder online portokostenfrei zu bestellen).

Als Ersatz für Antibaby-Pillen auf Hormonbasis erforschen Samuel Williams von der Harvard University in Boston und Paul Wassarman von der Mount Sinai School of Medicine in New York die so genannte RNA-Interferenz (RNAi), bei der mit Hilfe spezieller RNA-Moleküle Gene vorübergehend stillgelegt werden. Diese Technologie wollen sie auf dasjenige Gen anwenden, das für die Produktion des Proteins ZP3 verantwortlich ist. ZP3 sorgt bei Säugetieren dafür, dass Spermien an der Hülle von Eizellen andocken können – wird das verhindert, ist keine Befruchtung möglich.

In Zellkulturen ist es Williams und Wassarman bereits gelungen, mit RNAi die Produktion von ZP3 weitestgehend zu verhindern. Dabei kommt ihnen entgegen, dass das Protein nach derzeitigem Kenntnisstand ausschließlich in der Eizellen-Hülle vorkommt. Die Unterdrückung seiner Produktion dürfte also keine Nebenwirkungen auslösen. Tierversuche soll es laut Williams in den nächsten drei bis fünf Jahren geben, Tests mit Menschen könnten in zehn Jahren beginnen.

Bis dahin müssen allerdings noch viele Fragen geklärt werden. So könnte es sein, dass alle Eizellen im Körper in Mitleidenschaft gezogen werden, sagt Professor Ursula-Friederike Habenicht, Leiterin des Forschungsbereichs Frauengesundheit bei Bayer Schering Pharma. Möglicherweise könnten Frauen nach dem Absetzen der RNAi-Behandlung also nicht mehr schwanger werden. Zudem können die RNA-Moleküle nicht als Tablette genommen werden, weil sie den Weg durch Verdauungstrakt und Blutkreislauf nicht überstehen würden. Williams denkt deshalb an ein Pflaster oder Depot in der Vagina, das monatlich gewechselt werden müsste. Ebenfalls offen ist, ob die RNA-Moleküle die ZP3-Produktion wirklich so sehr behindern, dass die Eizellen-Hülle ihre Funktion komplett verliert. (wst)