Kursmanipulation bei der Telekom Austria: 5 Jahre Haft für Banker

Kauforder an bestimmten Stichtagen sollen vielen Managern der Telekom Austria hohe Bonuszahlungen beschert haben. Wegen Manipulation des TA-Kurses im Jahr 2004 wurde jetzt in Wien auch ein Banker verurteilt.

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Fünf Jahre Haft und zehn Millionen Euro Schadenersatz – so lautet das noch nicht rechtskräftige Urteil gegen den Börsenhändler Johann Wanovits, das am gestrigen Freitag in Wien ergangen ist. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Wanovits 2004 den Aktienkurs der Telekom Austria manipuliert hat und sich dafür von Managern der Telekom Austria entlohnen ließ. Außerdem glaubt die Staatsanwaltschaft, dass Wanovits seinen Arbeitgeber, die Euro Invest Bank übervorteilt hat. Über diesen Vorwurf muss das Gericht noch befinden.

Um Bonuszahlungen für knapp 100 Manager der Telekom Austria (TA) auszulösen, musste der TA-Börsenkurs an bestimmten Stichtagen gewisse Kurse erreichen. Am letzten Stichtag 2004 wäre der erforderliche Kurs nicht erreicht worden – hätte Wanovits nicht im letzten Moment eine hohe Kauforder getätigt. Dies geschah laut Staatsanwaltschaft auf Anweisung hochrangiger TA-Manager. Wanovits bestreitet dies, konnte den Schöffensenat aber nicht überzeugen. Die TA hatte aufgrund des Kursanstiegs Boni im Wert von fast zehn Millionen Euro verteilen müssen. Wanovits erhielt knapp eine Million. Diese Summe zahlten die begünstigten Manager jedoch nicht selbst an ihn, sondern zweigten sie über Scheingeschäfte aus TA-Kassen ab. TA-Aktionäre wurden auf diese Weise doppelt geschädigt.

Ende Februar dieses Jahres wurde Ex-Finanzchef Stefano Colombo daher wegen Untreue zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, der ehemalige Festnetzchef Rudolf Fischer erhielt drei Jahre Haft. Josef Trimmel, bei der TA damals für Geschäfte mit anderen Netzbetreibern zuständig, wurde zu drei Jahren verurteilt, davon zwei auf Bewährung. Der ehemalige TA-Generaldirektor Heinz Sundt wurde freigesprochen. Dieser Freispruch ist die einzige Entscheidung, die bereits rechtskräftig ist. Wanovits erhielt mit fünf Jahren die höchste Strafe. Gemeinsam sollen die vier Verurteilen der TA den Schaden von etwa zehn Millionen Euro ersetzen.

Mit der TA-Korruption werden sich noch zwei weitere Strafprozesse beschäftigen: Ab 22. Mai müssen sich der ehemalige FPÖ-Politiker Gernot Rumpold, der ehemalige FPÖ-Finanzreferent Detlev Neudeck und der ehemalige FPÖ-Geschäftsführer Arno Eccher sowie der ehemalige TA-Festnetzchef Rudolf Fischer und ein weiterer TA-Mitarbeiter wegen Untreue verantworten. Es besteht der Verdacht der illegalen Parteienfinanzierung aus Geldmitteln der TA. Für den Prozess wegen Untreue, falscher Beweisaussage und Geldwäscherei, bei dem unter anderen TA-Lobbyist Peter Hochegger, der FPÖ/BZÖ-Politiker Klaus Wittauer und wiederum Fischer angeklagt werden sollen, gibt es noch keinen Termin. In diesem Verfahren fordert die TA auch von der Parlamentspartei BZÖ die Rückzahlung von 940.000 Euro. (dwi)