Smart-Meter mit WLAN
Im kalifornischen Santa Clara können Energiekunden über intelligente Stromzähler nicht nur ihren Energieverbrauch messen, sondern auch ins Internet gehen.
Im kalifornischen Santa Clara können Energiekunden über intelligente Stromzähler nicht nur ihren Energieverbrauch messen, sondern auch ins Internet gehen.
Silicon Valley Power (SVP), das im Kommunalbesitz befindliche örtliche Stromunternehmen in der kalifornischen High-Tech-Metropole Santa Clara, nutzt die mittlerweile in immer mehr Teilen der Stadt in den Haushalten installierten intelligenten Stromzähler, um einen besonderen Dienst anzubieten: Drahtloses Internet kostenlos für alle. Täglich immerhin 5000 WLAN-Verbindungen erwartet der Versorger.
Um das Smart-Meter-Netz zu nutzen, reicht es, den passenden Netzwerknamen auf Laptop, Smartphone oder Tablet auszuwählen – schon ist man online. Accountdaten werden nicht benötigt, es gilt ein offener Zugang für alle. Mit dem neuen Dienst, der sich "MeterConnect" nennt, nutzt SVP die Tatsache aus, dass die Smart Meter schon jetzt untereinander drahtlos vernetzt sind, um Energiedaten zwecks Ablesung zur Netzwerkzentrale zu übertragen. WLAN-Übergabepunkte ins Internet wurden in Straßenlaternen installiert.
(Bild:Â Silicon Valley Power)
Das Gratis-Netz ist allerdings kein Ersatz für den heimischen Festnetz-Internet-Zugang, zumindest wenn man auf ordentliche Abdeckung und Geschwindigkeit wert legt: Es ist vor allem in Außenbereichen zu empfangen und bietet eine Maximalgeschwindigkeit von maximal einem Megabit pro Sekunde. Das ist für Surfausflüge in soziale Netzwerke, zum Schmökern von Online-Zeitungen sowie den E-Mail-Zugang ausreichend, große Videos will man so aber nicht herunterladen.
Zudem wird das WLAN-Netz nicht standardmäßig verschlüsselt, dafür müssen die Kunden selbst sorgen – im Gegensatz zu den Energiedaten, die SVP geschützt versendet. Das "MeterConnect"-Netz wird auch an Nahverkehrsstationen und in der Innenstadt von Santa Clara installiert, die Abdeckung soll im Endausbau wichtige Teile der Metropole mit ihren immerhin knapp 115.000 Einwohnern erreichen.
(Bild:Â Trilliant / GE)
"Das ist nur einer der Vorteile, die unsere Gemeinde als Resultat der Einrichtung moderner Stromzähler hat", meint SVP-Direktor John Roukema. "Unsere Bewohner, Besucher und Arbeiternehmer können ins Netz, während sie auf einen Zug warten, in Downtown einkaufen, ihr Auto waschen oder in ihrem Garten relaxen." Die Stromzähler werden in den USA traditionell an der Außenwand von Häusern angebracht. Laptops mit besseren WLAN-Antennen bieten eine höhere Reichweite als Smartphones und Laptops.
Die neuen SVP-Smart Meter, die gegen die bestehenden Zähler einfach ausgetauscht werden können, erfassen neben dem Stromverbrauch auch die Wassernutzung. Das System kann auch Versorgungsprobleme und Stromausfälle erkennen und an die Zentrale weiterreichen, was die üblicherweise aufwändige Störungssuche vereinfacht. SVP hat in ganz Santa Clara rund 50.000 Kunden, zu denen auch Großkonzerne wie Intel, Yahoo, Applied Materials und Owens Corning gehören.
(Bild:Â Silicon Valley Power)
Auf deutsche Verhältnisse lässt sich das Angebot aus dem Silicon Valley indes leider übertragen: In den USA werden Smart Meter häufig über drahtlose Mesh-Netze angebunden, die sich potenziell für WLAN mitnutzen lassen. Hierzulande hängen die schlauen Stromzähler oft schlicht am heimischen DSL-Anschluss – wenn sie überhaupt über einen Online-Zugang verfügen, der für den Kunden sichtbar ist.
Der "Sparzähler Online" des Discounters Yello Strom benötigt beispielsweise einen ganz normalen Router, selbst wenn er hausintern von Raum zu Raum durch einen gleich mitverkauften Powerline-Adapter über das Stromnetz angebunden werden kann. Die Daten gehen anschließend verschlüsselt über die Internet-Leitung des Kunden an den Versorger, nicht über ein eigenes Netz.
"Das Tolle am Sparzähleronline ist, dass Sie in Ihrem persönlichen Onlinebereich die aktuellen Verbrauchsdaten verfolgen und die monatliche Rechnung einsehen können", heißt es in einer Werbe-FAQ enthusiastisch. "Dazu brauchen Sie einen Breitband-Internetzugang. Unser Tipp: Mit einer DSL-Flatrate entstehen Ihnen keine Extrakosten." (bsc)