Femen: Protest gegen Putin auf der Hannover Messe

Einige halbnackte Aktivistinnen der feministischen Gruppe Femen haben am Montag auf der Hannover Messe kurz aber lautstark gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin demonstriert. Der reagierte darauf betont entspannt.

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Von
  • Jan Schüßler

Aktivistinnen der Frauengruppe Femen haben am Montag auf der Hannover Messe gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin protestiert. Nach einem Bericht des NDR versuchten mehrere Frauen mit nacktem Oberkörper schreiend auf Putin zuzustürmen, als dieser sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Stand von Volkswagen aufhielt. Die Frauen, die sich die Worte "fuck dictator" auf die Brüste geschrieben hatten, wurden allerdings von Personenschützern aufgehalten, bevor sie ihr Ziel erreichen konnten.

Putin konterte den Angriffsversuch wenig später mit demonstrativer Gelassenheit und den Worten: "Ohne eine solche Aktion würde man weniger über eine solche Messe sprechen als mit einer solchen Aktion." Aber wer sich politisch äußern möchte, solle das doch besser im angezogenen Zustand tun.

Merkel bekräftigte bei einer Pressekonferenz am Montag ihre Kritik an den Razzien bei ausländischen Stiftungen in Russland. Bereits in ihrer Rede während der Eröffnungsveranstaltung zur Hannover Messe am Sonntag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Notwendigkeit einer starken Zivilgesellschaft in Russland angemahnt.

Für diese Kritik erhielt Merkel mittlerweile Lob von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Es sei zu hoffen, "dass sich auch andere europäische Staatschefs da eine Scheibe abschneiden", meinte Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch Deutschland, laut einem Bericht des Nachrichtensenders n-tv.

[Update: 08.04.2013, 15:45]

Die fünf Aktivistinnen im Alter von 18 bis 33 Jahren wurden vorläufig festgenommen und von der Polizei vernommen. Sie sollten später auf freien Fuß kommen, sagte eine Sprecherin der Polizei. Es werde wegen Beleidigung ermittelt. Putin und Merkel hatten gerade den Stand von Volkswagen verlassen, als sich der Vorfall ereignete. Merkel verwies zwar auf die Demonstrationsfreiheit, kritisierte aber die Protestform: "Ob man in Deutschland zu einer solchen Notmaßnahme greifen muss und nicht anderweitig auch seine Meinung sagen kann, da habe ich meine Zweifel", sagte sie.

Wie die Polizeisprecherin sagte, handelte es sich bei den Frauen um zwei Deutsche, zwei gebürtige Ukrainerinnen und eine gebürtige Russin. Gegen sie werde nach Paragraf 103 des Strafgesetzbuches wegen Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten ermittelt. Dabei handele es sich um ein sogenanntes Antragsdelikt: Die Justiz verfolgt die Ermittlungen nur dann weiter, wenn der Beleidigte dies wünscht. Ob dies bei Putin der Fall ist, konnte die Staatsanwaltschaft Hannover noch nicht sagen.

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(Mit Material von dpa) / (jss)