Unternehmen testen neuen ePersonalausweis

Zu den Teilnehmern eines Anwendungstests des künftigen elektronischen Personalausweises gehören neben Banken und Versicherungen (ID-Funktionen) auch Automatenbetreiber und Glücksspielanbieter, die sich vor allem für die Altersverifikation interessieren.

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Von
  • Detlef Borchers

Air Berlin, die Schufa, die Lotterie-Treuhandgesellschaft und der Automatenbetreiber Willi Weber gehören zu den 30 Firmen, die den neuen elektronischen Personalausweis ab 1. Oktober 2009 testen werden. Dies gab das Bundesinnenministerium heute in einer Pressemeldung bekannt. Insgesamt sollen sich 100 Firmen und Behörden für den "koordinierten Anwendungstest" beworben haben, der mit rund 2000 Testausweisen durchgeführt wird. Außerdem wurde die Ausschreibung für den "Bürger-Client" gestartet, mit dem der Personalausweis sicher im Internet eingesetzt werden kann.

Banken und Versicherungen, die an ID-Funktionen interessiert sind, Automatenhersteller und Glücksspielanbieter, die sich für die Altersverifikation interessieren, gehören wie erwartet zu den Teilnehmern des Anwendungstests des elektronischen Personalausweises. Daneben bilden Bürgerportale und "eGovernment-Services" von der Zahl der Anbieter her einen zweiten großen Block interessierter Firmen. Nicht überraschend ist auch die Teilnahme der deutschen Polizeien mit dem Verbundprojekt Extrapol unter dem Slogan "Alle Freunde und Helfer unter einem Dach". Waren bei den ersten Vorstellungen des neuen Ausweises noch viele Unternehmen aus dem Reisegeschäft interessiert, so sind mit Air Berlin, dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und bird.i (Check-in-Software für Hotels) vergleichsweise wenige Vertreter dieser Branche dabei. Mit dem für ELSTER zuständigen Bayerischen Landesamt für Steuern sowie dem Informatikzentrum der Sparkassen (Online-Bestellung qualifizierter elektronischer Signaturen) seien zwei Organisationen erwähnt, mit denen die Bürger von Digitalien häufiger Kontakt pflegen.

Der elektronische Personalausweis soll nach dem Willen des Innenministeriums in mehrfacher Hinsicht neue Maßstäbe setzen. Mit ihm soll ein hoher Standard für das Identitätsmanagement eingeführt werden, um den Bürger "vor vielen Spielarten der Cyberkriminalität wie Phishing und Identitätsdiebstahl" zu schützen. Im Vergleich zur schleppenden Einführung der elektronischen Gesundheitskarte, soll er außerdem zeigen, dass in Deutschland Großprojekte zügig durchgeführt werden können. So sollen eine Million Sicherheitskits an interessierte Bürger verteilt werden, die jeweils ein Lesegerät enthalten.

Aus diesem Grund hat das Beschaffungsamt des Innenministeriums die Ausschreibung des "BürgerClient und eID-Service für den ePersonalausweis" mit einem ausgesprochen engen Zeitplan gestartet. Interessierte Firmen müssen bis Ende Juni ihre Angebote abgegeben haben. Wie der Behörden-Spiegel berichtet, werden einem Konsortium rund um die Schweizer Firma OpenLimit die größten Chancen eingeräumt. Zum dem von OpenLimit geführten Konsortium gehören Fujitsu Systems Solutions, die Deutsche Telekom und die Bundesdruckerei.

Als weiterer Bewerber gilt die Münchner Firma Giesecke & Devrient mit ihrer Tochterfirma Secunet, die eng mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zusammenarbeitet: Das BSI ist die technische Instanz, die den elektronischen Personalausweis entwickelt. Ein weiterer interessierte Bewerber soll IBM sein. Nach der ersten Ausschreibungsrunde plant das BMI nach Angaben des Behörden-Spiegels eine weitere Ausschreibung des Bürger-Clients auf der Basis von Open-Source-Software. (Detlef Borchers) / (pmz)