E-Mail-Klassiker Pegasus abermals vor dem Aus

Der Mail-Klassiker Pegasus steht abermals vor dem Aus: Programmautor David Harris kann vom Erlös der Software nicht mehr leben und will deshalb die Entwicklung einstellen.

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Von
  • Gerald Himmelein

Am Freitag versandte der Entwickler des kostenlosen Mail-Programms Pegasus eine Nachricht an seine Betatester: Aus finanziellen Gründen sehe er sich dazu gezwungen, die Programmentwicklung mit sofortiger Wirkung einzustellen. Die Entscheidung betrifft auch den Mail-Server Mercury.

Im Januar 2007 hatte Harris schon einmal angekündigt, die Programme einzustellen. Auch damals war akuter Geldmangel die Motivation für seine Entscheidung. Damals ließ sich der Autor von seinen Anwendern umstimmen, doch mittlerweile hat sich die Situation offenbar wieder verschlechtert.

In seiner Mail an die Betatester vom 19. Juni 2009 beklagt Harris abermals die wachsende Teilnahmslosigkeit der Anwender und Tester und die sinkende Relevanz der Anwendung – in erster Linie aber die desolate finanzielle Lage.

Ganz hat Harris seine "Babies" aber noch nicht aufgegeben. In einem gestern auf der Pegasus-Website veröffentlichten Brief an die Anwender schließt er eine Wiederaufnahme der Programmentwicklung nicht mehr vollständig aus, knüpft dies aber an eine stärkere Beteiligung der Anwender.

Würden 1000 Freiwillige jährlich je 50 US-Dollar spenden, könne dies die Weiterentwicklung auf "unbegrenzte" Zeit sichern. In den letzten Jahren habe er sich von diesem Ziel jedoch immer weiter entfernt; stattdessen musste der Autor immer mehr seiner finanziellen Reserven in die Projektentwicklung stecken. Bisher habe der Pegasus-Entwickler kein Geschäftsmodell finden können, das im Internet-Zeitalter funktionieren würde.

So legt Harris das Schicksal seiner Anwendungen in die Hände seiner Benutzer: An einem stabilen Spendenmodell interessierte Anwender mögen sich an eine spezielle Mail-Adresse wenden. In einigen Wochen werde der Autor entscheiden, ob ausreichend Unterstützer zusammengekommen sind, um die Entwicklung von Pegasus Mail und Mercury MTS fortzusetzen.

Das 1990 zuerst für DOS veröffentlichte Pegasus Mail war zunächst kostenlos und finanzierte sich durch den Verkauf gedruckter Handbücher. Drei Jahre später kam der Mail-Server Mercury dazu. Nach dem Beinahe-Aus 2007 stellte Harris die Lizenzmodelle beider Programme um: Pegasus-Anwender wurden um Spenden gebeten; kommerzielle Anwender des Mercury Mail Transport System wurden aufgefordert, für das Programm zu bezahlen – der konkrete Preis hing von der Nutzerzahl ab.

Seitdem wurden die beiden Programme vor allem hinter den Kulissen weiterentwickelt. Die Veröffentlichung von Pegasus Mail 4.41 liegt drei Jahre zurück. Die Version 4.51 befindet sich derzeit im Betastadium – die letzte Vorabversion stammt vom September 2008. Die letzte stabile Version 4.62 von Mercury MTS erschien im Juli 2008; ein Release Candidate der Folgeversion 4.71 erschien Ende Mai. (ghi)