BRAIN-Projekt: Verstehen, wie Gedanken entstehen

Das gigantische Forschungsvorhaben der US-Regierung soll das Gehirn kartieren. Laut Koordinatorin Miyoung Chun weiß man noch nicht, wo das hinführen könnte.

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Vor wenigen Monaten verkündete US-Präsident Barack Obama den Start des gewaltigen Forschungsvorhabens "BRAIN". Beim Projekt "Brain Research through Advancing Innovative Neurotechnologies" sollen über zehn Jahre lang Wissenschaftlerteams versuchen, die Arbeitsweise des menschlichen Denkapparats besser zu verstehen und die Hirnaktivitäten zu kartieren. Mehrere Milliarden Dollar werden dafür an ein Konsortium aus Universitäten, Behörden und Stiftungen fließen. Die Molekulargenetikerin Miyoung Chun, die bei der Kavli Foundation die Wissenschaftsprogramme verantwortet, koordiniert die Abstimmung zwischen den beteiligten Institutionen. Im Interview mit Technology Review hat sich Chun nun zu den Herausforderungen geäußert.

Man wolle verstehen lernen, wie Menschen denken, sich erinnern, sich bewegen und neue Dinge erfassen "Oder wie Emotionen funktionieren. Diese Fähigkeiten machen uns als Mensch aus. Bisher verstehen wir sie kaum", so Chun. Zum Vergleich mit dem ebenfalls großen Humangenom-Projekt sagte die Forscherin, es seien durchaus Ähnlichkeiten vorhanden. "Das Ausmaß der Studien, seine langfristige Vision und die erheblichen Fördermittel, die nötig sind." Anders sehe es mit dem Endzweck aus. "Beim Humangenom-Projekt war klar, was am Ende steht – wenn man drei Milliarden Basenpaare sequenziert hat, ist man fertig, oder? Für eine Karte der Hirnaktivitäten ist es wenig sinnvoll, sich als Ziel die Vermessung von 100 Milliarden Neuronen zu setzen." Dieses Ziel sei vielleicht gar nie erreichbar.

Sie selbst interessiere besonders, wie sich im Hirn die Gedanken formten. "Denken scheint etwas zutiefst Menschliches zu sein. Wir gehen zwar davon aus, dass auch andere Arten Gedanken haben, aber unsere Gedanken scheinen umfassender zu sein. Gedanken, die uns beide letztlich dazu gebracht haben, dies hier und jetzt zu diskutieren. Unsere Gedanken sind direkt mit unseren Erinnerungen verbunden, mit der Art und Weise, wie wir lernen und wie wir so viele Dinge tun können." Diese Grundlagen wolle man nun erforschen.

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(bsc)