Intel und Leibniz-Universität wollen Informatikstudium cool machen

Mit der Intel-Leibniz-Challenge haben der Chiphersteller und die Hochschule bundesweit den zweitgrößten Schülerwettbewerb nach "Jugend forscht" gestartet, um für technische Studiengänge die Werbetrommel zu rühren.

vorlesen Druckansicht 180 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.

Intel und die Leibniz-Universität haben am heutigen Dienstag in Berlin den zweitgrößten Schülerwettbewerb nach "Jugend forscht" gestartet, um bundesweit für technische Studiengänge die Werbetrommel zu rühren. Die nach Abenteuer und Herausforderung klingende Intel-Leibniz-Challenge, die im offiziellen Titel noch durch ein Rechtsschutzzeichen des Chipfabrikanten angereichert wird, ist eine Kampfansage an den allseits beklagten Fachkräftemangel in den Ingenieurswissenschaften allgemein und der Informatik im Besonderen. "Wir wollen die Schnittstellen zu den Schulen verbessern", erklärte Erich Barke, Präsident der Leibniz-Universität Hannover. Es solle deutlich machen, dass der Ingenieursberuf einen "Grundpfeiler der deutschen Volkswirtschaft" bilde. Dabei handle es sich um ein "attraktives und kreatives" Arbeitsfeld. Nicht umsonst sei etwa von "Architekten und Designern von Chips" die Rede.

Der Wettbewerb richtet sich an Heranwachsende der Klassen 9 bis 13 an Gymnasien, Gesamtschulen und Fachgymnasien. Dazu werden den Teilnehmern, die in Gruppen von je 3 bis 5 Schülerinnen und Schülern antreten, im Monatsrhythmus insgesamt fünf Aufgaben gestellt. Diese umfassen Themen der täglichen Arbeit von Ingenieuren, Informatikern und Naturwissenschaftlern in der IT-Branche. Die Aufgaben haben Experten bei Intel erarbeitet, um den bestmöglichen Praxisbezug herzustellen. Der Wettkampf läuft bis Juli, dann sollen die Mitglieder der besten Gruppe mit neuen Laptops ausgerüstet werden. Als weitere Preise locken 30.000 Euro für die Ausrichtung der besten Schule sowie weitere Auszeichnungen etwa für die Beständigkeit der Teilnahme oder auch die "aktivsten Lehrer".

Die einzelnen Aufgaben reichen von der Abfrage von Grundlagen der Funktionsweise eines PC, von der Entwicklung bis zum Aufbau einer Schaltung, der Temperaturmessung mit Elektronik über digitale Schaltungstechnik bis hin zur Kryptographie als "Geheimschrift für den Computer". Beim ersten Test müsse man etwa das EVA-Prinzip erklären, erläuterte Nikolaus Lange, Entwicklungsleiter bei Intel Deutschland. Dabei gehe es nicht um die umstrittene Moderatoren Eva Herman und ihre Thesen zur Familienpolitik, sondern schlicht um "Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe". Teil der Aufgaben seien auch praktische Arbeiten, wobei Intel die benötigten Bausätze zur Verfügung stelle.

Barke gab aus seinem Bereich Einblicke in das Dilemma des fehlenden Informatikernachwuchses. So habe es im vergangenen Jahr 3000 Studienbewerber an der Leibniz Universität für Wirtschaftswissenschaften oder Jura gegeben, wovon aber nur 800 aufgenommen werden konnten. Im Gegensatz dazu wollten nur 1000 Antragsteller Ingenieurswissenschaften studieren, die auch alle genommen worden seien. "Hier fehlt die Auslese", monierte der Hochschulleiter. "Es muss uns gelingen, mehr junge Leute für die Technik zu begeistern." Der Blick auf die historische Entwicklung nach 1945 zeige, dass die Zahl der Studierenden im Bereich Elektrotechnik zunächst bis 1990 kontinuierlich angestiegen, seitdem aber "drastisch verfallen" sei und sich nicht wieder erhole. Es müsse daher mehr technisch orientierte Arbeitsgemeinschaften schon an Schulen geben.

"Die gestiegene Nachfrage am Markt hat immer noch nicht zu höherer Attraktivität gesorgt", wunderte sich auch Lange über den ausbleibenden Nachwuchs. Das liege wohl auch daran, dass das Berufsbild des Ingenieurs in der Öffentlichkeit deutlich unterrepräsentiert sei. "Anwälte, Polizisten oder Ärzte sind im Vorabendprogramm. Da erfährt man nicht, was ein IT-Experte macht." Zugleich werde die Technik mit Handys und MP3-Playern immer kleiner und teils schier unsichtbar. Die Leute würden zwar wie selbstverständlich damit umgehen, aber die wenigsten wüssten, wie die Geräte aufgebaut seien. Es gehe daher um die Vermittlung der Erfahrung "am eigenen Leibe", dass man die Informationstechnik mitgestalten könne.

Lange berichtete von guten Erfahrungen eines vergleichbaren Wettbewerbs im Jahr 2007, der allerdings noch auf Niedersachsen begrenzt war. 442 Teilnehmer in 129 Gruppen aus 86 Schulen hätten daran teilgenommen. Auch für ein Projekt am Lehrstuhl für Advanced BIOS Design in Braunschweig habe man gute Erfahrungen mit dem Besuch von Schülergruppen gemacht: "Nach wenigen Stunden ist die Miktrotechnik cool, nicht mehr nur etwas für Freaks." Daher habe sich Intel gemeinsam mit dem Universitätspartner sowie der Schulportal uniKIK und der Initiative D21 an den bundesweiten Wettbewerb gemacht.

Noch vor dem offiziellen Start haben sich Lange zufolge bereits nach der Information durch die Kultusministerien über 350 Teams mit über 1500 Teilnehmern angemeldet. Darunter seien auch Interessenten einer deutschen Schule in Mexiko. Ansonsten seien Bayern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Hessen stark vertreten. Der Intel-Vertreter rechnet insgesamt mit über 3000 Teilnehmern. Der Einstieg sei noch bis zum 10. März möglich. Schülerinnen würden im Rahmen der Aktion nicht gesondert umworben, da es dafür bereits gesonderte Initiativen wie "Girls Day" gebe. Die Erfahrungen mit dem niedersächsischen Probelauf hätten aber gezeigt, dass Mädchen zu 33 Prozent beteiligt gewesen seien und "ein höheres Durchhaltevermögen zeigten als die Jungs". (Stefan Krempl) / (jk)