Mikrofinanzierung: Kleine Spende mit großer Wirkung

Die französische Organisation "microDON" will es erleichtern, auch kleine Beträge online zu verschenken.

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Pierre-Emmanuel Grange will seine Landsleute dazu bewegen, mehr Geld für wohltätige Zwecke zu spenden. "50 Prozent spenden nur Zeit und Essen", erklärt der 34-jährige Franzose. Mit seiner Organisation "microDON" will er es ihnen leicht machen, kleine Beträge zu verschenken, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe. Das Vorbild dafür hat er vor ein paar Jahren in Mexiko kennengelernt.

Grange stand an der Kasse eines Supermarkts, und die Kassiererin fragte ihn nach dem Einscannen seiner Einkäufe etwas, von dem er zunächst kein Wort versteht. Dann wählt er von den drei spanischen Worten, die er beherrscht – "Ja", "Bier" und "Kuss" –, sicherheitshalber das erste. Später erfährt er, dass er dem Aufrunden seiner Rechnung zugestimmt hat – und damit der Spende an eine lokale Nicht-Regierungs-Organisation (NGO). Diese finanziert damit etwa Schulcomputer. "Ich fand die Idee toll und verstand nicht, warum so etwas nicht auch in anderen Ländern existiert", erzählt der junge Kommunikationstechnologie-Experte. 2008 gibt er seinen Job bei General Electric auf und heuert bei PlaNet Finance an, einer internationalen NGO, die Mikrofinanzierungsdienste anbietet. 2009 gründet er selbst "microDON". Inzwischen hat seine Organisation zwei Minispenden-Werkzeuge entwickelt, die beide nach dem Aufrundungsprinzip funktionieren.

Für die erste Lösung überredete Grange den multinationalen Bezahlsystem-Spezialisten ADP, das microDON-System einzugliedern. Wer seine Abrechnung über ADP erhält, kann sich wie gewohnt in seinen Account einloggen. Hier findet er, ähnlich wie bei einer Crowdfunding-Plattform, Infos über verschiedene NGOs und kann per Abo auswählen, an wen das Aufrunden des Gehaltsschecks monatlich gehen soll.

Im zweiten Fall handelt es sich um Gutscheine mit Barcodes, die NGOs in den Supermärkten verteilen können. Lassen Kunden den Code einscannen, wird der auf der Karte angegebene Geldbetrag der NGO gutgeschrieben. Als Nächstes steht microDONs eigenes Supermarkt-Aufrundungs-System in den Startlöchern: "Wir wollen es in den nächsten sechs Monaten bei drei großen Händlern starten, und dann laden wir die anderen ein, sich uns anzuschließen." Hierzulande läuft seit einem Jahr mit "Deutschland rundet auf" eine ähnliche Aktion. Bei derzeit 17 Handelsketten kann man den Kaufbetrag auf die nächsten zehn Cent aufrunden. (bsc)