Einfach zusammengerĂĽhrt
Mietsoftware ist beliebter denn je, das gilt auch für den Internethandel. Vom einfachen E-Commerce-Modul bis zum komplexen Shopsystem mit Warenwirtschaftsintegration ist nahezu alles "als Service" erhältlich. Einige Eindrücke des Autors vom Einrichten solcher "Instant-Shops".
Der Gebrauch von Begriffen wie Onlineshop und E-Commerce hat sich in den letzten 15 bis 20 Jahren gewandelt. Heute lässt es sich auch als Händler von physischen Gütern kaum mehr vermeiden, mit einer Verkaufsplattform im Internet vertreten zu sein.
Das WWW war 1990 von Tim Berner-Lee als akademisches System konzipiert worden und wurde erst seit Mitte der 1990er-Jahre in ersten Schritten kommerzialisiert. Online-Anekdoten zufolge war die Bestellung einer Pizza bei Pizza Hut im Jahre 1994 die erste kommerzielle Transaktion ĂĽber das Medium Internet. Amazon und eBay betraten die BĂĽhne des Handels im Internet 1995 und 1996.
Zu dieser Zeit befanden sich elektronische Zahlungssysteme oftmals noch im Aufbau. Eine Vielzahl kleinerer Onlineshops behalf sich mit dem Abfragen einer Kreditkartennummer via ungesichertem HTTP-POST und einer Offline-Transaktion. In anderen Fällen wurden Kunden nach erfolgter Bestellung telefonisch um Zahlungsinformationen gebeten.
Von einem abstrakten Standpunkt betrachtet sind heutzutage die Minimalanforderungen auf Kundenseite ein internetfähiger Computer und Zugang zu einem Bezahlsystem wie Kreditkarte, Einzugsermächtigung von einem Bankkonto oder Dienste von Drittanbietern wie PayPal. Die Mehrzahl der Internetnutzer dürfte in der einen oder anderen Art und Weise mit Onlineshops oder E-Commerce in Berührung gekommen sein.
Einfach oder komplex, selbst- oder fremdgehostet
Befindet man sich in der Verkäuferrolle und möchte physische oder virtuelle Güter im Internet anbieten, stellt sich schnell die Frage nach dem "Wie". Die Situation eines jeden Verkäufers ist anders und eine kurze Google-Recherche zeigt, dass es eine Vielzahl verschiedener Optionen gibt. Diese reichen vom Onlineshop auf eBay über E-Commerce-Module für verschiedene Content-Management-Systeme bis hin zu sogenannten Enterprise-CRM-Systemen mit Integration in Warenwirtschaftssysteme. Je nach Anwendungsfall mag es von Vorteil sein, einen Onlineshop auf eigenen Servern zu betreiben oder aber von einem Drittanbieter betreiben zu lassen und nur eigene Inhalte (Produkte) bereitzustellen. In diese Kategorie fallen verschiedene Dienstleister, die Onlineshops und E-Commerce-Plattformen als sogenannte "Software as a Service" anbieten.
Der Artikel behandelt verschiedene dieser Dienste und ihre Eigenschaften. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit der Produkte oder umfassende Testkriterien soll es um wichtige Features und Erfahrungen gehen, die der Autor in Projekten mit verschiedenen Anbietern sowohl in der Spezifikationsphase als auch in der Projektumsetzung gemacht hat. Ein Augenmerk wurde des Weiteren auf Software gelegt, bei der eine einfache Registrierung genügt und Nutzer sofort loslegen können.
In der Regel haben die hier besprochenen Dienstleister verschiedene Preismodelle im Angebot. Einsteigerpakete mit verschiedenen Restriktionen hinsichtlich Konfigurierbarkeit und Ausstattung lassen sich vielmals schon ab rund 20Â US-Dollar monatlich mieten, nach oben hin sind den Preisen wie so oft kaum Grenzen gesetzt.
Shopify
Shopify ist gegenwärtig einer der Platzhirsche im Bereich der SaaS-Lösungen für E-Commerce. Die Plattform ist bereits im Jahr 2004 im Rahmen der Entwicklung eines Onlineshops für Snowboard- Zubehör entstanden und wird seit 2006 als eigenständiges Produkt vermarktet. Laut eigenen Aussagen betreibt Shopify mehr als 40 000 Onlineshops.
Der Einstieg in die Shopify-Plattform ist dank einer 14-tägigen Testphase denkbar einfach: Auf der Startseite lässt sich mit Informationen wie Name des geplanten Shops, einer E-Mail-Adresse sowie einem Passwort problemlos ein Onlineshop anlegen. Der erzeugte Shop ist dann unter einer Subdomäne <gewählter name>.myshopify.com erreichbar.
Ein Shopify-Onlineshop besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen. Bei einem davon handelt es sich um die Administrationsumgebung. Mit dem beim Einrichten des Shops gewählten Passwort kann man sich in sie einloggen. Der zweite Teil ist die sogenannte "Shopfront". Diese ist der eigentliche Onlineshop und ist in den Default-Einstellungen von Shopify durch ein weiteres Passwort vor Besucherzugriffen geschützt. Es empfiehlt sich, diese Einstellung nicht vor Fertigstellen des Shops zu ändern.
In Shopify können Produkte neben Titel und Beschreibung weitere Eigenschaften haben. Einfache Eigenschaften sind beispielsweise Produkttyp oder -hersteller. Die browserbasierte Benutzeroberfläche ist sehr bedienungsfreundlich gestaltet und erlaubt das einfache Hinzufügen von Produkttyp oder -hersteller während des Erstellens des Produktes. Des Weiteren lassen sich verschiedene Preis- und Gewichtsoptionen spezifizieren sowie Produktvarianten wie Größe, Farbe, Material und so weiter. Überdies kann man eigene Optionen für Varianten hinzufügen.
Neben der Produktverwaltung kann Shopify auch den Bestand ("Inventory") verwalten. Hierzu gibt man einem Produkt oder einer Variante eine SKU-Nummer (Stock Keeping Unit) und kann einen initialen Bestandslevel angeben. Mithilfe einer einfachen Einstellung lässt sich dann festlegen, ob ein ausverkauftes Produkt automatisch im Shop als nicht verfügbar gekennzeichnet werden soll.
Mit wenigen Klicks hat man in der übersichtlichen Benutzeroberfläche von Shopify ein neues Produkt erstellt
Neben Produkten lassen sich auch Kunden verwalten und man kann Produkte in sogenannten Collections zusammenfassen. Eine Collection ist in der Regel eine Gruppe thematisch relevanter und aufeinander bezogener Produkte. Ähnlich wie bestimmte Content-Management-Systeme, etwa WordPress, lassen sich in Shopify ein Blog sowie Seiten verwalten. Das gilt auch für die Navigation: Shopify unterstützt von Haus aus ein Hauptmenü sowie Navigation im Footer-Bereich einer Seite. Man kann jedoch weitere sogenannte Link Lists anlegen, die man dann auf Produkt- oder Inhaltsseiten einbinden kann.
Den Shop schön gestalten
"Themes" bestimmen die visuelle Darstellung eines Shops. Sie bestehen aus Layouts, Designvorlagen und individuellen Snippets, die man in andere Seiten einbinden kann. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um HTML- und CSS-Code, den die Shopify-eigene Sprache Liquid dynamisieren kann. Listing 1 zeigt ein Beispiel das, abhängig von einer Einstellung im Shopify-Administrator, entweder ein grafisches Logo oder den Namen des Shops als Text anzeigt.
Je nach Einstellung des Shopify-Administrators ist ein grafisches Logo oder der Name des Shops zu sehen
Für deutsche Nutzer und Kunden ist die internationale Anpassbarkeit einer Shopify-Lösung von Interesse. Wie bei vielen aus englischsprachigen Ländern stammenden SaaS-Produkten muss man hier mit einigen Einschränkungen leben. Unterscheiden muss man allerdings zwischen der Internationalisierung der Administrationsumgebung und der der Shopfront.
Ersteres ist leider schlichtweg nicht möglich, Betreiber eines Shopify-Shops müssen mit einem englischsprachigen Administrations-Backend leben. Bei der Shopfront sieht die Situation deutlich besser aus. Hier muss ein Shopify-Kunde an mehreren Stellen Hand anlegen:
- Er muss die oben angesprochenen Design- und Seitenvorlagen an die Anforderungen einer anderen Lokalisierung anpassen. Dies lässt sich im Template Editor unter dem Menüpunkt Themes erledigen. Erforderlich sind HTML-, CSS- und Liquid-Kenntnisse;
- Währungs- und Zeiteinstellungen sollte der Shopbetreiber an seine Bedürfnisse anpassen;
- der von den Designvorlagen unabhängige Warenkorb-Prozess muss lokal angepasst werden. Im Administrationsinterface lässt sich unter "General Settings" eine Sprache für den Bestellprozess festlegen.
Der Betreiber sucht sich aus verschiedenen Vorlagen Elemente fĂĽr die grafische Gestaltung seines Shops aus
Letzteres löst man technisch mit Übersetzungen, die andere Nutzer bereitgestellt haben. Man findet auf der Webseite alleine für Deutsch schon rund 15 verschiedene Übersetzungspakete. Diese lassen sich vor der Auswahl auch in einem Vorschaumodus anschauen und gegebenenfalls bearbeiten.
Shopify unterstützt keine mehrsprachigen Onlineshops. Die offizielle Empfehlung des Anbieters ist die Erstellung eines Shops je Sprache (für die Shopify dann auch gesonderte Preise anbietet), allerdings bringt diese Vorgehensweise eine Vielzahl anderer logistischer Probleme mit sich: Bestands- und Kundenverwaltung, Wartung und Änderungen im Design und so weiter.
Anpassung mit Handarbeit
Es bieten sich zwei Lösungsansätze an: die Erstellung eigener Liquid-Templates, die alle Inhalte in allen unterstützten Sprachen in das erzeugte HTML-Markup schreiben. Mithilfe von JavaScript lässt sich dann relativ einfach ein clientseitiger Mechanismus implementieren, mit dem man zwischen den verschiedenen Sprachen umschalten kann. Ein gut gelungenes Beispiel diesem Ansatz folgend sieht man in "Miss & Lady’s Boutique". Einer ähnlichen Idee folgt das kommerzielle Shopify-Plug-in "Shop Translator", allerdings werden die Übersetzungen hier in einem externen System erstellt und anschließend mit JavaScript in eine Designvorlage eingebunden.
Dank des Platzhalters lässt sich der aktuelle Seiteninhalt für die aufgerufene Seite dynamisch generieren
Hinsichtlich der Integration von Drittanbietern für Zahlungs- und Warenwirtschaftssysteme gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die einfachste Option ist die Nutzung von PayPal oder Google Checkout. Allerdings sind deren Nutzungsgebühren relativ hoch. Außerdem ist weder PayPal noch Google eine Bank, und man muss sich darüber im Klaren sein, dass man sich mit Privatunternehmen einlässt – mit allen Konsequenzen. Zumindest PayPal war in der Vergangenheit mitunter für unverständliche Verhaltensweisen, gesperrte Konten und viel Ärger im Umgang mit Onlinehändlern in den Schlagzeilen.
Die anderen Optionen sind Kreditkartenzahlung sowie verschiedene so genannte Offline-Zahlungsmittel. Unter Letzteres fallen Banküberweisung oder Barzahlung. Shopify unterstützt in Deutschland verschiedene Zahlungsabwickler wie Wirecard oder DIRECTebanking (vollständige Liste).
Shopify kostet je nach gewünschtem Funktionsumfang zwischen 29 und 179 US-$ pro Monat. Die Einschränkungen der günstigeren Pakete bestehen hier in einer geringeren Anzahl erlaubter Produkte, dem Fehlen von Discountcodes und einer etwas höheren Transaktionsgebühr. Shopify bietet eine gelungene API und ist mithilfe des App- beziehungsweise Plug-in-Konzepts von Drittanbietern erweiterbar.
Adobe Business Catalyst
Business Catalyst wurde im Jahr 2004 von zwei Unternehmern aus Australien gegrĂĽndet und 2009 von Adobe ĂĽbernommen. Das Unternehmen ist nicht nur auf das reine Erstellen eines Onlineshops fokussiert, sondern verwendet den eher generischen Begriff "Online Business". Demzufolge beinhaltet das Produkt Business Catalyst neben einem E-Commerce- Modul Funktionen aus den Bereichen E-Mail, Marketing, CRM und vor allem Reporting sowie Traffic-Analyse.
Wie Shopify bietet Business Catalyst eine kostenlose Testphase, die sich von der Startseite aus einfach anstoßen lässt. Im Verlauf des mehrschrittigen Prozesses muss man ähnlich wie bei Shopify einen Namen und die Subdomain für die zu erstellende Seite angeben. Adobe Business Catalyst erfordert allerdings den Besitz einer Adobe ID, die sich jedoch noch während des Setup-Prozesses erstellen lässt. Die neue Seite ist dann unter <gewähltername>.businesscatalyst.com erreichbar. Auch wählt der Nutzer bereits während des Erstellungsprozesses eine Seitenvorlage aus.
Business Catalyst hilft beim Erzeugen komplexer Tags, etwa fĂĽr spezielle Produktabfragen
Schon beim ersten Login in die Administrationskonsole fällt der enorme Funktionsumfang von Business Catalyst auf – im Vergleich zur überschaubaren und durchdachten Navigation von Shopify wird man hier von Optionen und Begriffen zunächst nahezu erschlagen.
Der Bereich Content-Management ist bei Business Catalyst stark ausgeprägt und wird in einem sogenannten Site Manager abgebildet. Das Grundkonzept der Seiten- und Inhaltsverwaltung basiert auf Seiten und Seitenvorlagen. Eine Seitenvorlage lässt sich am einfachsten als komplette HTML-Seite veranschaulichen. Das dynamische Element der Vorlage kommt durch sogenannte Tags ins Spiel. Listing 2 zeigt eine der simpelsten Seitenvorlagen und benutzt Business Catalysts {tag_pagecontent}. Der Tag ist somit ein Platzhalter für den tatsächlichen Seiteninhalt, der je nach aufgerufener Seite wechseln kann.
Komplexe Tags einfach generieren
Tags sind ein nützlicher und wirkungsvoller Bestandteil von Business Catalyst. Der Tag {module_productlistdump,32002,2,, Weight} erzeugt eine zweispaltige und nach Gewicht sortierte Produktliste einer bestimmten Produktkategorie. Ohne eine umfangreiche Dokumentation oder gute Werkzeugunterstützung lassen sich solche komplexen Tags nur schwer manuell erzeugen. Hier zeigt sich eine der Stärken von Business Catalyst. Die Toolbox im Editorbereich führt den Nutzer auf einfache Art und Weise visuell durch den Erstellungsprozess eines Tags. Abbildung 3 veranschaulicht das Einfügen einer Produktdarstellung in eine Seite, der erzeugte Tag (hier als Module Code bezeichnet) wird im unteren Panel dargestellt.
Einer der Nachteile der von Business Catalyst gewählten Struktur auf der Basis von Tags ist, dass diese im Wesentlichen nur eine einfache Inklusionsbeziehung zwischen verschiedenen Inhalten abdecken können. Im Vergleich mit Shopifys Liquid führt das dazu, dass man beim Erstellen komplexer Seiten mit Business Catalyst zu einem guten Teil auf eigenen JavaScript-Code angewiesen ist. Nutzer von Dreamweaver-Templates oder Adobes Content-Werkzeug Contribute werden sich in dieser Systematik jedoch wohlfühlen.
Business Catalysts E-Commerce-Modul wirkt auf den ersten Blick sehr aufgeräumt. Im Zentrum stehen wie bei Shopify die Produkte. Ihre Verwaltung ist durch die Vielzahl von Optionen und Schaltern komplexer als in Shopify, bietet allerdings bereits mit den Standardeinstellungen Möglichkeiten, die Shopify zumindest nicht ohne manuelles Eingreifen eröffnet: Handelskommissionen, verschiedene Preise für Endkunden/Großhändler oder per Land beziehungsweise Währung. Zudem lassen sich problemlos Mengenrabatte vergeben. Business Catalyst bietet hierfür allerdings nur zwei verschiedene Staffelungsgrenzen an. Ein überaus nützliches Feature sind die Produktattribute. Sie entsprechen im weitesten Sinn den Produktvarianten in Shopify, lassen sich aber in Business Catalyst flexibler erstellen und verwalten.
Das Äquivalent zu Collections in Shopify heißt bei Adobes Business Catalyst "Catalog" und ein Produkt lässt sich wie erwartet zu einem oder mehreren Katalogen hinzufügen. Die Möglichkeit, verwandte oder empfohlene Produkte aufzulisten, ist in Business Catalysts Kernsystem überraschenderweise auf manuelle Zuordnung beschränkt.
Länderspezifische Anpassungen
Business Catalysts Administrationsumgebung steht in mehreren Sprachen (unter anderem Deutsch) zur Verfügung. Mehrsprachige Seiten oder Shops wird man in aller Regel mithilfe des Site Manager anlegen und Seiten in Locale-spezifischen Ästen der Struktur vorhalten. Eine verbreitete und vom Hersteller empfohlene Vorgehensweise ist es, bestimmte Bereiche der Seite oder des Shops mit dem jeweiligen gebietsspezifischen Einstellungssatz (Locale) zu identifizieren und lokale Preise festzulegen.
Neben PayPal und Google Checkout unterstützt Business Catalyst analog zu Shopify eine Vielzahl anderer Zahlungs - abwickler für Länder der Euro-Zone. Ein bislang noch nicht beachteter Bonuspunkt für Business Catalyst: Integration in andere Adobe-Werkzeuge. Eine mit Business Catalyst erstellte E-Commerce-Webseite lässt sich aus Dreamweaver CS6 heraus verwalten und im sogenannten LiveMode in Dreamweaver anschauen und testen.
Preislich ist Business Catalyst eher im unteren Mittelfeld angesiedelt. Die Preisspanne bei monatlicher Abrechnung reicht von rund sieben bis hin zu 80 US-$ pro Monat. Das E-Commerce-Modul ist jedoch nur im größten Paket (webCommerce) enthalten, das je nach gewünschter Anzahl administrativer Nutzer zwischen 39 und 80 US-$ kostet. Die kleineren und weniger umfangreichen Pakete bieten nur Funktionen aus den Bereichen Content-Management, Formulare, E-Mail-Marketing und so weiter.
Magento Go und andere
Ein weiteres SaaS-Angebot ist das auf der als Open Source verfĂĽgbaren Magento-Plattform beruhende Magento Go. Magento wurde vor einigen Jahren von eBay ĂĽbernommen, steht aber nach wie vor als offene Community Edition sowie in einer kommerziellen Enterprise Edition zur VerfĂĽgung. Beide sind auf den Betrieb in einer eigenen Serverumgebung ausgelegt. Magento sagt von sich, dass es mehr als 125Â 000 Shops betreibt, diese Zahl bezieht sich jedoch nicht ausschlieĂźlich auf die SaaS-Plattform Magento Go.
Nach Anmeldung bei Magento Go wird ein Shop unter der URL <gewählter name>.gostorego.com bereitgestellt. Als einer der ersten Schritte im System schlägt die Software vor, Sprach- und Ländereinstellungen vorzunehmen. Für deutsche Nutzer angenehm: Die gesamte Administrationsumgebung ist lokalisiert.
Der Aufbau von Magento Go ist ähnlich wie Shopify auf den eigentlichen Onlineshop und dessen Erstellung ausgerichtet. Es hat Content-Management-Funktionen, die aber aber im Vergleich zu Adobes Business Catalyst nur an zweiter Stelle stehen.
Was bei Business Catalyst mit Tags gelöst wird, heißt in der Welt von Magento Go Widget. Mit diesen Widgets lassen sich dynamische Elemente wie eine Liste neuer Produkte in Seiten platzieren.
Die Gestaltung eines Magento-Go-Shops erfolgt mit sogenannten Themes (in der deutschen Übersetzung heißen diese ein wenig irreführend "Motive"). Sehr gut gelungen ist der visuelle Designmodus, der das Verschieben und Anordnen von Layoutelementen direkt in der Seite ermöglicht.
Die Produkt- und Kundenverwaltung ist analog zu den anderen Magento-Distributionen umfangreich und erlaubt das Arbeiten mit einer Vielzahl von Produktattributen. Generell ist Magento wohl als die umfangreichste der hier betrachteten Plattformen zu bezeichnen, was sich allerdings auch in einer komplexeren Oberflächenstruktur niederschlägt. Die Features hingegen überzeugen, so sind beispielsweise allein die verfügbaren Regeloptionen für Werbeaktionen deutlich umfassender als in Shopify oder Business Catalyst.
Magento Gos Preisstruktur startet bei 15 US-$ pro Monat und endet mit dem größten Paket zum Preis von 125 US-$ pro Monat. Die den Preisunterschieden zugrunde liegenden Kriterien sind die Anzahl erlaubter Produkte, bereitgestellter Speicherplatz und monatlicher Datentransfer. Die Preise sind bei vergleichbaren Features günstiger als bei Shopify. Man muss hier jedoch gegebenenfalls in Betracht ziehen, dass Shopify keine Beschränkung des Datentransfers zum Shop hat und mehr Speicherplatz bereitstellt.
Kurz angeschaut hat der Autor des Weiteren Easy Store Hosting. Dieses Angebot basiert auf OpenCart, eines unter der GPL verfügbaren Open-Source- Shopsystems. OpenCart ist wie Magento prinzipiell für das Hosting auf eigenen Servern ausgelegt. Die SaaS-Implementierung von Easy Store Hosting überzeugt nicht, da sie in vielen Punkten im Vergleich zu OpenCart nicht ausgereift und funktional limitiert ist. Easy Store Hosting kostet zwischen 75 und 200 US-$ pro Monat und ist damit sogar das teuerste der hier angesprochenen Produkte. Wer OpenCart ohne großen Aufwand selbst nutzen möchte, sollte sich das vom Open-Cart-Entwickler empfohlene Hosting-Paket von Arvixe näher anschauen, es ist ab 5 US-$ pro Monat erhältlich und man ist damit besser bedient.
Fazit
Jeder der hier vorgestellten Anbieter setzt einen eigenen Fokus und es fällt schwer, eine Empfehlung auszusprechen. Shopify ist schlank, flexibel und erweiterbar. Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf Onlineshops und deren Integration in andere Systeme. Business Catalyst bietet mehr Funktionen als Shopify und ist eher als Content-Management-System mit integrierter Onlineshop-Funktion zu sehen. Magento Go überzeugt durch die Masse an Funktionen, ist allerdings auch komplexer hinsichtlich Einrichtung und Bedienung.
Zum Abschluss sei noch auf eine interessante Infografik auf mashable.com hingewiesen. Sie beschäftigt sich mit den direkten und indirekten Kosten langsamer Webseiten im E-Commerce-Umfeld. Egal ob man einen Onlineshop selbst oder via SaaS betreibt – Performance ist im Onlinehandel ein kritischer Erfolgsfaktor.
Der Autor Kai König lebt in seiner Wahlheimat Wellington, Neuseeland, und arbeitet dort als Software Solutions Architect für Ventego Creative Ltd. (ur)