Mini-Mobilfunkturm im Wohnzimmer

Der Chiphersteller Qualcomm testet den Ausbau des Mobilfunknetzes mit Hilfe kleiner Basisstationen in Privathaushalten. Sie sollen Netzbetreiber vom Aufbau zusätzlicher Sendemasten befreien, um den steigenden Datenverkehr zu bewältigen.

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Das mobile Internet wächst und wächst. Allein im amerikanischen AT&T-Netz ist der Datenverkehr in den vergangenen fünf Jahren auf das 250-fache angeschwollen. Sollen die Verbindungen nicht stocken, müssen Mobilfunkbetreiber ihre Netze zügig ausbauen. Könnte man nicht vielleicht die Nutzer irgendwie am Ausbau beteiligen? Diesen ungewöhnlichen Gedanken propagiert jetzt der Chiphersteller Qualcomm, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Anstatt noch mehr Mobilfunkmasten zu errichten – die ohnehin nicht unumstritten sind -, könnten zahllose Haushalte kleine Sendestationen bei sich installieren. Diese Art von Netzausbau wäre womöglich sogar effizienter als der traditionelle Weg, glaubt man bei Qualcomm.

Cheftechnologe Matt Grob hat vor einigen Tagen auf einer Veranstaltung in Kalifornien eine entsprechende Basisstation präsentiert. "Wir arbeiten schon flächendeckend mit Netzbetreibern an diesem Projekt", so Grob. In der Nachbarschaft des Firmengeländes in San Diego hat Qualcomm 20 Prototypen der Basisstation installiert, um die Idee zu testen.

Ergebnis: Wer in der Gegend unterwegs ist, hat jetzt ein stärkeres Signal und kürzere Downloadzeiten als zuvor. Die Stationen, deren Reichweite bei 20, 30 Metern liegt, leiten die Daten weiter, wenn die Verbindung zum nächsten Mast zu schwach ist. "Als nächstes wollen wir einen größeren Test machen, zusammen mit einem Netzbetreiber und einem Hersteller für Mobilfunk-Infrastruktur", kündigt Grob an.

Einige Netzbetreiber geben schon jetzt kleine Basisstationen an Haushalte heraus, die einen schlechten Netzempfang haben. AT&T-Kunden können die Geräte für bestimmte Mobiltelefone konfigurieren. Verizon und Sprint hingegen erlauben diese Konfiguration nicht, so dass die Geräte de facto schon als zusätzliche Basisstationen arbeiten. Qualcomm-Mann Grob will aus dieser Hilfslösung ein System machen. Gelten die derzeit verwendeten Stationen noch als Privatgeräte, sollen sie auch juristisch Teil der Infrastruktur werden. Brandneu ist die Qualcomm-Idee nicht. So kann man in Deutschland bereits von Vodafone sogenannte Femto-Zellen beziehen.

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(bsc)