Oracle wittert Geschäfte in der Cloud

Der kalifornische Konzern Oracle will sich neu erfinden und setzt auf Geschäfte mit der Cloud. Auf einer Firmenkonferenz in München gibt Oracle-Präsident Mark Hurd eine aggressive Strategie vor.

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Von
  • dpa

Ein explosionsartiges Wachstum der Datenmenge und zunehmender Kostendruck werden nach Einschätzung des Hightech-Konzerns Oracle immer mehr Unternehmen dazu bringen, ihre IT-Lösungen über Internet-Techniken zu beziehen. Solche Cloud-Angebote würden verstärkt zu einer wichtigen Säule seines Unternehmens, sagte Oracle-Präsident Mark Hurd am Mittwoch auf einer Konferenz des US-Unternehmens in München. Bis 2020 werde sich die Menge an verfügbaren digitalen Daten um den Faktor 50 vervielfachen. Unternehmen wie Verbraucher wollten künftig einen unmittelbaren und schnellen Zugang zu Informationen aller Art in der Cloud, sagte Hurd vor rund 2000 Teilnehmern der Konferenz CloudWorld.

Oracle werde sein Geschäft mit der Cloud in den nächsten Jahren massiv ausbauen, kündigte Hurd vor Journalisten an. "Wir steigern dieses Geschäft so schnell wie möglich und geben unseren Kunden die
Wahl." Dies erstrecke sich sowohl auf die Infrastruktur mit Rechenzentren und Datenbanken als auch auf die Bereitstellung von Software. Zurzeit gibt Oracle sein Geschäftsvolumen bei Cloud-Lösungen mit rund einer Milliarde Dollar an - das sind etwa 2,7 Prozent des Jahresumsatzes von Oracle. Ein Drittel des Umsatzes entfällt auf Hardware, vor allem Server aus der 2009 erzielten Übernahme des Herstellers Sun Microsystems. "Die Integration von Hardware und Software hat strategische Bedeutung", sagte Hurd.

So will Oracle jetzt auch ein drittes Rechenzentrum in Europa bauen, mit einem Standort in Großbritannien und mit Blick auf die Unterbringung von Cloud-Anwendungen für die britische Regierung - in der Branche wird hier von der G-Cloud, der "Government Cloud" gesprochen.

Trotz der weltweit schwierigen Konjunkturlage betrachte er die Aussichten für die IT-Branche optimistisch, sagte Hurd im Gespräch mit Journalisten. Viele Unternehmen stünden vor der Aufgabe, die hohen Kosten für die Speicherung von Daten unter Kontrolle zu bringen. Hier könnten die Lösungen von Oracle Einsparungen bis zu 90 Prozent bringen. Für viele Unternehmen sei der Schritt von den oft selbst entwickelten Anwendungen zu standardisierten Programmen aus der Cloud eine schwierige Entscheidung. Künftig werde es aber üblich sein, Basis-Anwendungen aus der Cloud zu beziehen und nur solche Software selbst zu entwickeln, bei der sich ein Unternehmen von anderen unterscheide.

Oracle steht im Geschäft mit Firmensoftware wie mit Cloud-Lösungen in einem heftigen Wettbewerb mit dem deutschen Software-Anbieter SAP. In einer Anspielung auf den Konkurrenten spottete Hurd: "Ich weiß, dass es noch ein anderes Cloud-Unternehmen in Deutschland gibt - daher meine Gratulation an T-Systems." Vor Journalisten sagte Hurd später, in der IT-Branche sei es durchaus üblich, dass es Konkurrenz und Zusammenarbeit nebeneinander gebe. Daher sei Oracle sehr zufrieden mit der Vereinbarung mit SAP zur gemeinsamen Installation von SAP-Anwendungen mit Datenbanken von Oracle. "Diese Kunden sind nicht SAP-Kunden, sondern jedermanns Kunden", sagte Hurd. (dbe)