Halbleiterindustrie leidet unter Überproduktion
Hersteller von Chipfertigungsanlagen und Zulieferer für die Halbleiterproduktion müssen sich auf deutlichere Umsatzeinbußen im laufenden Jahr einstellen, berichtet das "Wall Street Journal". Marktforscher erwarten einen Rückgang von 16 bis 22 Prozent.
Hersteller von Chipfertigungsanlagen und Zulieferer für die Halbleiterproduktion müssen sich auf deutlichere Umsatzeinbußen im laufenden Jahr einstellen, berichtet das Wall Street Journal. Marktforscher wie Gartner und VLSI Research erwarten einen Rückgang von 16 bis 22 Prozent und haben ihre im Frühjahr veröffentlichten Prognosen damit um weitere 2 Prozent gesenkt.
Mit Blick auf die steigenden Absatzzahlen von PCs und Notebooks hatten insbesondere die Hersteller von Speicherchips ihre Produktionskapazitäten im vergangenen Jahr massiv ausgebaut. Dennoch konnte die Halbleiterbranche 2007 nur ein moderates Wachstum von gut 3 Prozent erzielen, da vor allem die Preise für DRAM drastisch nachgaben. "Inzwischen haben wir bei Speicherchips ein Überangebot von epischen Ausmaßen", kommentiert VLSI-Analyst Risto Puhakka.
Daher gehen die Marktforscher von Gartner davon aus, dass die Chiphersteller ihre Investitionen in die Speicherproduktion deutlich zurückfahren werden – im NAND-Bereich um knapp 20, bei DRAM voraussichtlich sogar um über 40 Prozent. Dies wird vor allem die Anlagenbauer für die Halbleiterfertigung und andere Zulieferer der Branche hart treffen. "Die Bedenken im Hinblick auf die künftige Entwicklung haben bereits einen Punkt erreicht, an dem Unternehmen ihre Investitionspolitik neu anpassen", erläutert Richard Hill, Chief Executive Officer von Novellus Systems, einem Anbieter von Werkzeugen für die Chipfertigung.
Während sich Unternehmen wie Texas Instruments und jüngsten Spekulationen zufolge auch AMD zunehmend aus dem Produktionsprozess zurückziehen und die Halbleiterfertigung Spezialisten wie Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) überlassen, orientieren sich andere Chiphersteller neu. Applied Materials beispielsweise sucht das Heil in der Diversifikation und will künftig verstärkt auch Fertigungswerkzeuge für die Herstellung von Solar-Panelen anbieten. Andere Firmen arbeiten an neuen Produktionsanlagen, die die Wafer-Fertigung weiter beschleunigen, um die Herstellungskosten senken zu können.
Das Wohlergehen der Branche hängt unterdessen maßgeblich von der Preis- und Absatzentwicklung insbesondere bei Speicherchips ab. Hoffnungen setzen die Anbieter dabei auch auf den vermehrten Einsatz von Solid State Disks in Notebooks. "Wenn aber nicht nur private Verbraucher, sondern auch Unternehmen beim Kauf neuer Computer Zurückhaltung an den Tag legen, steuert die Branche auf noch größere Probleme zu", warnt Novellus-CEO Hill. (map)