Linuxtag: LiMux in München erfolgreich verankert

Peter Hofmann, Leiter des Münchner Projekts zur Linux-Migration, hat auf dem LinuxTag betont, dass die Stadt nicht beabsichtige, von den Linux-Desktops auf Windows zu wechseln.

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Peter Hofmann, Leiter des Münchner Projekts zur Linux-Migration, auf dem LinuxTag 2013.

(Bild: Stefan Krempl)

Peter Hofmann, Leiter des Münchner Projekts zur Linux-Migration, hat Gerüchten widersprochen, dass der LiMux-Client nach dem Auslaufen der Initiative Ende des Jahres wieder "abgerüstet" werde. "Von der Stadt München aus ist nicht beabsichtigt zu wechseln", betonte der IT-Experte am Mittwoch auf dem Linuxtag in Berlin. Der grundlegende Auftrag des Stadtrats von 2003 ziele auf mehr Unabhängigkeit und Eigenverantwortung in der Münchner IT. Das sei auch mit dem Auslaufen des Projekts im Oktober nicht erledigt; weitere Umstellungen etwa bei Fachverfahren und im Serverbereich seien nötig.

Die geplante Migration von 80 Prozent der rund 15.000 Arbeitsplätze in der Stadtverwaltung sei bereits im November erreicht gewesen; mittlerweile liefen 14.200 Rechner mit dem LiMux-Client und OpenOffice. Zu den im Lauf des Projekts entwickelten Prinzipien gehöre es, nicht mit einem "Big Bang" umzustellen, sondern eine "über die Zeit verteilte Migration" durchzuführen und "zu machen statt zu verwalten", also fehlende Werkzeuge selber zu erfinden. Diese würden nun im Sinne der Nachhaltigkeit der Initiative in eine Open-Source-Strategie integriert, die aber noch nicht fertig sei.

Im Rückblick bezeichnete es Hofmann als Glück, dass in München Rot-Grün über die ganze Projektlaufzeit hinweg an der Regierung war. Beide Fraktionen hätten hinter LiMux gestanden. Die Linux-Befürworter seien im Stadtrat auch weiter gut vertreten. Zudem habe man immer auf die Community zählen können. Im Gegenzug seien einige eigene Entwicklungen wiederum der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt worden.

Nicht immer ganz einfach bei der Organisation sei es gewesen, dass für die Stadt zwar ein zentraler IT-Dienstleister mit rund 400 Mitarbeitern aufgebaut worden sei, die einzelnen Verwaltungsreferate aber ihre Systeme in Eigenregie verantworteten. So sei man bei der Einführung freier Software immer auf deren guten Willen angewiesen gewesen. Dies habe sich im Nachhinein aber bewährt, da so auch dort eigene Mitarbeiter eingestellt worden seien, die den Client mit weiterentwickelt und vielfach verbessert hätten. Sie seien die Keimzelle des Know-hows und des Erfolgs.

Insgesamt wurden laut Hofmann bislang vier neue Versionen der LiMux-Kernsoftware herausgebacht. Künftig "werden wir aufs nächste Ubuntu und LibreOffice wechseln", kündigte er an. Zudem sei die zersplitterte IT-Landschaft in München weitgehend standardisiert worden und so günstiger zu handhaben. Für den Support bestünden Rahmenverträge mit kleinen nationalen Firmen, sodass es auch Auswirkungen auf den lokalen Open-Source-Sektor gebe.

Hofmann kritisierte die umstrittene Studie von HP und Microsoft vom Anfang des Jahres, laut der die Linux-Migration in München 60 Millionen Euro gekostet habe: Deren Zahlen und Grundlagen würden nicht stimmen. "Die haben komplett ignoriert, was wir getan haben." Man bleibe daher bei der eigenen Vergleichsrechnung, wonach mit Linux über 10 Millionen Euro eingespart worden seien.

Jutta Kreyss vom IT-Dienstleister der Stadt ergänzte auf der Parallelkonferenz "Open IT"-Summit, dass die HP-Analyse von "so mieser Qualität" sei, dass sie sie nicht einmal als Studienarbeit herausgegeben hätte. Sie monierte, dass die Verwaltung anfangs noch viele "skurrile" Vergabeverfahren herausgegeben habe, bei denen die Kompatibilität mit dem Linux-Client nicht gesichert war. Mittlerweile gelte als Standardanforderung, dass Anwendungen betriebssystemunabhängig sein müssten. Nur in Ausnahmefällen würden native Linux-Programme oder Terminal-Server-Lösungen unter Windows akzeptiert. (odi)