Intel bringt Centrino 2

Fünf Jahre nach Einführung der Marke Centrino erhöht Intel erstmals den Generationszähler und das bei auf den ersten Blick unspektakulären, auf den zweiten aber zukunftsweisenden Updates.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 172 Kommentare lesen
Lesezeit: 10 Min.
Inhaltsverzeichnis

Prozessor, Chipsatz und WLAN-Modul müssen von Intel stammen, dann erst gibt es das Centrino-Label – dieses Prinzip behält der Prozessorhersteller auch bei Centrino 2 bei. Die unter dem Codenamen Montevina entwickelte und auf der CeBIT in vielen Details schon angekündigte Plattform besteht aus Chipsätzen der auch im Juni erst für Desktop-PCs vorgestellten Serie 4, konkret dem GM47, dem GM45 und dem PM45, die als Neuerung unter anderem einen schnelleren Frontsidebus, ein beschleunigtes Speicher-Interface und in den GM-Versionen einen verbesserten Grafikkern bringen. Die neuen WLAN-Module der 5er-Serie unterstützen den von 300 auf 450 MBit/s aufgepumpten Draft-N-Standard und optional WiMAX.

Als Prozessor kommt weiterhin der Doppelkern Penryn zum Einsatz, mit ebenfalls auf FSB1066 beschleunigter Anbindung. Dass er in der Lage ist, hohe Taktraten bei weit niedrigerer maximaler Leistungsaufnahme als die Vorgänger zu erreichen, war absehbar, und nun hat Intel wie erwartet diese Sparsamkeit in eine neue Abwärmeklasse gefasst: Die Prozessoren mit einem "P" in der Bezeichnung haben eine TDP (Thermal Design Power) von 25 Watt statt den 35 Watt der "T"-Modelle und ermöglichen daher kleinere, leichtere und leisere Notebooks. Schnellster Vertreter ist der P9500 mit 2,53 GHz Kerntakt und 6 MByte L2-Cache, langsamster der P8400 mit 2,26 GHz und 3 MByte Cache.

35-Watt-Prozessoren bleiben aber auch bei Centrino 2 im Programm, allerdings anfangs nur zwei: der T9600 als neuer Spitzenreiter mit 2,8 GHz und der T9400 mit 2,53 GHz. Den bisher schnellsten Core 2 Duo T9500 mit 2,6 GHz überholt Centrino 2 damit nur knapp.

Auch eine Extreme Edition bringt Intel wieder, den X9100 mit 3,06 GHz, ebenso nur wenig schneller als der aktuelle X9000 mit 2,8 GHz. Die Extreme-Varianten haben keinen festen Multiplikator, sodass sie sich mit entsprechend angepasstem BIOS oder Tools übertakten lassen. Mit einer TDP von 44 Watt benötigen sie ein stärkeres Kühlsystem als das von normalen Notebooks, zu finden hauptsächlich in wenigen 17-Zoll-Gaming-Notebooks.

Centrino-2-Prozessoren
Name Taktrate [GHz] L2-Cache [MByte] TDP [Watt] 1000er-Preis [US-Dollar]
X9100 3,06 6 44 851
T9600 2,80 6 35 530
T9400 2,53 6 35 316
P9500 2,53 6 25 349
P8600 2,40 3 25 241
P8400 2,26 3 25 209

Die in der maximalen Leistungsaufnahme weiter gesenkten Stromsparprozessoren der LV- (TDP 17 Watt) und ULV-Serien (TDP 10 Watt) bietet Intel noch nicht mit FSB1066 an – sie sind noch nicht einmal auf dem Penryn-Kern mit FSB800 umgesetzt, sondern nutzen noch den 65-nm-Vorgänger Merom.

Der auf FSB1066 angehobene Fronside-Bustakt beschleunigt hauptsächlich die Speicheranbindung, speicherintensive Programme gewinnen dadurch ein paar Prozent an Geschwindigkeit. Das Speicher-Interface hat Intel passend dazu ebenfalls beschleunigt. Es unterstützt nicht nur DDR2-Speicher mit höherer Geschwindigkeit (DDR2-800/PC2-6400 statt bisher DDR2-667/PC2-5300), sondern auch DDR3-Module, und zwar die Stufen DDR3-800/PC3-6400 sowie DDR3-1066/PC3-8500. Die Maximalbestückung beträgt 8 GByte, zu erreichen mit zwei 4-GByte-Modulen.

DDR3 verspricht mit einer von 1,8 auf 1,3 Volt gesenkten Versorgungsspannung eine geringere Leistungsaufnahme, Intel spricht von bis zu 25 Prozent. Allzu hohe Laufzeitgewinne darf man dadurch allerdings nicht erwarten, denn DDR2-Speicher zieht im Vergleich zu Komponenten wie Displaybeleuchtung und Grafik so wenig, dass die Ersparnis durch DDR3 nur bei Subnotebooks mit einer Leistungsaufnahme von insgesamt um 10 Watt halbwegs spürbar ist.

Einen alten Zopf schneidet die Southbridge ICH-9M ab: Massenspeicher lassen sich nur noch per Serial ATA (SATA) anschließen, nicht mehr per Parallel-ATA (PATA, auch IDE genannt). Bei Festplatten hat der Umschwung inzwischen stattgefunden, doch optische Laufwerke im SlimLine-Formfaktor mit SATA-Buchse (hier kommt der etwas kleinere Micro-SATA-Anschluss zum Einsatz) gibt es im Einzelhandel noch nicht.

Endlich hat Intel die externe Variante des SATA-Anschlusses (eSATA) komplett implementiert – die bisherigen Southbridges unterstützen das nur so unvollständig, dass die wenigen Notebooks mit eSATA-Buchse dazu einen separaten SATA-Chip genutzt haben. Eine per eSATA angeschlossene Festplatte kann ihre volle Transferrate ausspielen, statt per USB2 auf etwa 25 MByte/s oder per FireWire auf 35 MByte/s beschränkt zu sein. Auf eine Stromversorgung bei eSATA haben sich die Hersteller allerdings weiterhin noch nicht geeinigt, sodass die Platten ein separates Netzteil benötigen.

Die beiden Chipsätze GM45 und GM47 enthalten den Grafikkern X4500, den Intel gegenüber dem aktuellen X3100 in mehreren Punkten verbessert hat: Er schafft eine höhere 3D-Leistung, kennt mehr Anschlüsse und beherrscht den Hybridbetrieb in Kombination mit einem externen Grafikchip. Die beiden Versionen unterscheiden sich im maximalen Kerntakt, der GM45 ist mit bis zu 533 MHz getaktet, der GM47 mit 640 MHz. DirectX 10 soll der Kern beherrschen, aber das spielt eher für Vista-Logos eine Rolle als für die tägliche Arbeit. Die meisten Spiele mit DirectX-10-Effekten benötigen einen Grafikchip, der weit leistungsfähiger als die X4500-Chipsatzgrafik ist. Ähnlich spielt es auch keine Rolle, ob die angeblich seit dem X3100 in Hardware vorhandenen T&L-Einheiten nun Verwendung finden.

Immerhin versteht sich der X4500 auf eine wichtige Anwendung: Er spielt mit Prozessoren der 2-GHz-Klasse Blu-ray-Filme ohne Ruckeln ab. Damit fällt das neben 3D-Gaming wichtigste Argument für den Einsatz eines separaten Grafikchips statt der Chipsatzgrafik weg. Zudem ebnet das den Weg für Blu-ray in den Mainstream.

Passend dazu kommen der GM45 und GM47 mit DVI/HDMI- und DisplayPort-Schnittstelle mitsamt integriertem HDCP-Chip, sodass sich diese Digitalausgänge kostengünstig ohne Zusatzchip realisieren lassen. Lediglich von Dual-Link-DVI oder HDMI 1.3 ist nicht die Rede, sodass zwar alle HD-Auflösungen funktionieren, aber bei 1920 × 1200 Punkten Schluss ist und die 30-Zoll-Monitore (2560 × 1600) weiterhin keinen Anschluss finden.

Mit der Hybridgrafik geht Intel das Problem des hohen Energiebedarfs von separaten Grafikchips im 2D-Betrieb an. Nun lässt sich so ein zusätzlich eingebauter 3D-Chip ohne Windows-Neustart abschalten, sodass er gar keinen Strom mehr zieht, und der GM45/GM47 übernimmt den Bildaufbau. Weil Vista nicht in der Lage ist, vernünftig mit zwei Display-Treibern umzugehen, muss Intel dazu einen abenteuerlichen Weg beschreiten: Eine Art Wrapper, der sich Windows gegenüber als einziger Grafiktreiber im System präsentiert, leitet alle Windows-Aufrufe an den jeweiligen Intel- oder Grafikkarten-Treiber weiter. Das erfordert tiefe Eingriffe in den Grafikkarten-Treiber, die Intel nur in enger Zusammenarbeit mit den Grafikchipherstellern leisten kann. In den ersten Folien zu Montevina war nur von ATI die Rede, doch die Nvidia-Version soll inzwischen fertiggestellt sein.

Vier WLAN-Module im MiniCard-Format stehen für Centrino 2 zur Auswahl, die allesamt die Normen IEEE 802.11a/b/g und Draft-N unterstützen. Mit der bisher schon bekannten Draft-N-Geschwindigkeit von 300 MBit/s (brutto) arbeitet das WiFi 5100, mit den neuerdings möglichen 450 MBit/s das WiFi 5300. Zusätzlich WiMAX haben das WiFi 5150 und WiFi 5350.

Gleich drei Vorseriengeräte standen c't für erste Tests zur Verfügung, das Asus F8Va, das Lenovo Thinkpad X200 und das Sony VGN-SR19. Die Prozessorleistung der Neulinge ordnet sich wenig überraschend entsprechend ihrer Taktrate zwischen den alten ein: Der T9400 mit 2,53 GHz überholt den T9400 (2,4 GHz) knapp und bleibt hinter dem T9600 (2,6 GHz) zurück. Die schnellere Speicheranbindung führt dann aber dazu, dass speicherintensive Anwendungen schon mit DDR2-667-Modulen auf einem Centrino-2-System mit T9400 etwas schneller abliefen als auf einem Centrino 1 mit T9500; mit DDR2-800-Modulen lief ein Einzeltest des SPEC CPU2000 um 17 Prozent schneller, ein anderer um 13. Doch in anderen Einzeltests blieb weiterhin das T9500-System aufgrund der etwas höheren Prozessortaktrate in Führung.

Der Einsatz von DDR2-800 bringt keinen großen Vorteil, weil das 2-Kanal-Speicherinterface schon aus zwei DDR2-667-Modulen eine satte Transferrate herausholen kann, die für die FSB1066-Anbindung reicht. Einige Einzeltests der SPEC CPU2000 legten immerhin um rund 9 Prozent zu, die meisten profitierten allerdings gar nicht. Doch langsamer wird es auch nicht, sodass der momentan äußerst niedrige Aufpreis auf 800er-Riegel von etwa einem Euro pro Gigabyte gut angelegt ist.

Der X4500 im Lenovo X200 und Sony SR19 lässt zwar bei 3D-Benchmarks seine Vorgänger GMA950 und X3100 deutlich hinter sich und erzielt teilweise doppelt so hohe Ergebnisse. Doch die Chipsatz-Grafik von ATI/AMD führt die 3D-Benchmarks um bis zu 50 Prozent schneller aus. Erst der im GM47 schneller getaktete X4500 könnte mithalten, doch der muss erst einmal in einem Notebook auftauchen. Die Wiedergabe von Blu-ray-Filmen gelang beiden Notebooks ohne Ruckeln.

Die großen Vorteile von Centrino 2 liegen nicht in der Geschwindigkeit: Der Prozessor legt auch von DDR3-Speicher unterstützt nicht allzu deutlich zu, eine Extreme Edition mit vier Kernen lässt auf sich warten. Als interessanter könnte sich die 25-Watt-Version des Prozessors erweisen, die Notebooks mit einer bislang nicht umsetzbaren Kombination aus hoher Geschwindigkeit und niedrigem Gewicht ermöglicht. Der Grafikkern X4500 gibt zwar deutlich mehr Gas als der Vorgänger und dekodiert Blu-ray-Filme ohne Stottern, muss aber weiterhin die Chipsatzgrafiken von AMD/ATI und Nvidia davonziehen lassen.

Bei den anderen Flaschenhälsen tut Intel alles, was möglich ist: Draft-N auf 450 MBit/s beschleunigen und aufs Ende der Normierungsstreitigkeiten warten, WiMAX für vergleichsweise moderaten Aufpreis anbieten und auf eine breitere Unterstützung der Mobilfunkprovider hoffen, eSATA komplettieren und damit das Ende von USB- und FireWire-Platten einläuten, DisplayPort und HDMI integrieren, damit matschige VGA-Signale endlich der Vergangenheit angehören.

Zudem fällt nun die Beratung einfacher: Centrino-2-Notebooks haben Zweikernprozessoren und unterstützen allesamt Blu-ray-Dekodierung, Draft-N-WLAN sowie 64-Bit-Betriebssysteme mit 8 GByte Hauptspeicher, ohne die Wenns und Abers, unter denen das alles auch mit einigen bisherigen Centrino-Notebooks geht. (jow)