Genom-Programmierung: Synthetische Biologie soll nächste Pandemie aufhalten

Forscher haben auf einer Fachtagung Verfahren zur genetischen Umprogrammierung vorgestellt, um die Herstellung von Grippe-Impfstoffen zu beschleunigen.

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Das wahre Damokles-Schwert im globalen Dorf dieser Tage ist die nächste Grippe-Pandemie. Seit Jahren warnen Forscher, dass die Mutation eines Erregers zu einem tödlichen Virus nur eine Frage der Zeit ist. Sollte dieser Fall eintreten, sind in kurzer Zeit große Mengen Impfstoff nötig. Doch deren Herstellung dauert mit herkömmlichen Methoden einige Monate. Nun versucht der Pharmakonzern Novartis, diesen Prozess mit Hilfe der sogenannten synthetischen Biologie abzukürzen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Die umfasst Verfahren, um Genome ingenieurmäßig mittels standardisierten Genbausteinen umzuprogrammieren.

Novartis-Biologen synthetisierten zunächst das Genom eines Virus und ließen dieses dann von Zellkulturen vervielfältigen. Ein solches synthetisches Virus könnte weltweit produziert und rasch verteilt werden, wenn das Genom des echten Erregers erst einmal sequenziert ist. Bislang sind Forscher hingegen auf Virenproben aus den Grippeherden angewiesen, die sie dann in Hühnereiern vermehren.

In ihrem Verfahren kombinieren die Biologen Genomabschnitte, die in den meisten Grippeviren vorkommen, mit speziellen Gensträngen aus aktuellen Erregern. 2011 testeten sie bereits Genstränge aus dem Vogelgrippe-Virus. Eine neue Variante aus dessen Erregerstamm, dem H7N9-Virus, breitet sich seit einigen Wochen in China aus.

In dem damaligen Test habe man mit der Genomsynthese Montag morgens begonnen und am darauffolgenden Freitag schon eine arbeitsfähige Zellkultur gehabt, die das Virus vermehrt, berichtete Philipp Dormitzer, Leiter der Viren-Impfstoffforschung bei Novartis, kürzlich auf einer Fachtagung am MIT. Bislang nutzt man Verfahren der synthetischen Biologie in der Medizin, um von Einzellern Medikamente herstellen zu lassen. Sehr erfolgreich läuft bereits die Produktion des Anti-Malaria-Wirkstoffs Artemisinin.

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(bsc)