Neuer Streit um Kabelnetz der Telekom

Nachdem der Bonner Telefonriese vor einer Woche den ersten Teilverkauf des TV-Kabelnetzes meldete, bahnt sich mit anderen Bietern Streit an.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Die Verkaufsverhandlungen über das Kabelnetz der Deutschen Telekom sind offenbar erneut ins Stocken geraten. Nachdem der Bonner Telefonriese erst vor einer Woche den ersten Teilverkauf in Nordrhein-Westfalen meldete, bahnt sich mit den Bietern in anderen Regionen neuer Streit an. Die Deutsche-Bank-Tochter DB-Investor, mit der die Telekom derzeit in Norddeutschland verhandelt, droht Zeitungsberichten zufolge mit dem vollständigen Rückzug aus den Verhandlungen.

Stein des Anstoßes diesmal: Die geplante Allianz der Telekom mit der Münchener Kirch-Gruppe bei der Entwicklung des digitalen Fernsehens und einer Multimedia-Plattform. Für rund eine Milliarde DM will die Telekom 51 Prozent der Kirch-Tochter Beta Research übernehmen. Das Joint-Venture soll Decoder und Software für TV-orientierte Multimedia-Plattformen entwickeln. Der Vorstandschef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, fürchtet nach Angaben des Handelsblatts, dass die Telekom den Kabelnetz-Käufern auch die D-Box aus dem Hause Kirch als Zugangstechnik für das digitales TV und Multimedia aufdrücken wolle. Die Investorengruppe Callahan, die 55 Prozent der Kabelgesellschaft in NRW übernehmen wird, habe sich auf diesen Deal eingelassen, hieß es.

"Uns liegt kein Schreiben der Deutschen Bank vor", sagte Telekom-Sprecher Ulrich Lissek über die angeblichen Ausstiegspläne der Bank am Montag. Auch habe die D-Box in den Verhandlungen nie eine Rolle gespielt. Die Telekom habe sich zudem immer für einen diskriminierungsfreien Zugang ausgesprochen. In Branchenkreisen wird dagegen über einen ganz anderen Hintergrund spekuliert, der die Deutsche Bank zum Ausstieg als Bieter für das Kabelnetz veranlasste: Das Institut habe in dem Wettbewerb lediglich die Rolle eines Platzhalters für Mannesmann gespielt. So soll angeblich bereits im Dezember ein Vertrag mit DB Investor unterschriftsreif gewesen sein. Nach der Übernahme der Mannesmann AG durch den britisch-amerikanischen Mobilfunkanbieter Vodafone AirTouch sei die Grundlage für den Erwerb des Kabelnetzes aber entfallen. Mannesmann hatte der Telekom im vergangenen Jahr angeboten, das TV-Kabelnetz vollständig zu übernehmen. Unter den zahlreichen Bietern war das Unternehmen aber gleich in der ersten Runde ausgeschieden.

Ungemach droht der Telekom möglicherweise auch von den Wettbewerbshütern. Nach Angaben eines Sprechers des Bundeskartellamtes in Bonn seien über das Vorhaben von Kirch und Telekom zwar Vorgespräche geführt worden. Bislang wurde das Joint-Venture aber noch nicht angemeldet. Der Kartellamtspräsident, Ulf Böge, hatte bereits Bedenken angemeldet, weil von der Netzseite und Inhalteseite zwei große Anbieter zusammen kämen.

Für Peter Stritzl, Geschäftsführer der Firma TSS, Telekabel Service Süd (Augsburg/Berlin), passt an dem Bündnis Telekom/Kirch manches nicht zusammen: Da werde einerseits die Liberalisierung propagiert, andererseits aber "auf schleichende Art und Weise ein Monopol geschaffen". Ähnliche Bedenken äußerte auch der Verband Privater Kabelnetzbetreiber (ANGA) in Bonn. "Ich gehe davon aus, dass die D-Box als eine mögliche Technik festgeschrieben werden soll", meint der ANGA-Geschäftsführer Dirk Ulf Stötzel. Und damit seien die künftigen Eigentümer des Kabelnetzes nicht nur beim Fernsehen, sondern auch beim Internet auf eine Technik festgenagelt -- und natürlich auch die Kunden. (Peter Lessmann/dpa) (dz)