Fußball als Hebel: Axel Springer will Geld für "Bild"-Inhalte

Sein Geschäft sei nicht das Bedrucken von Papier, sondern der Verkauf von Inhalten, verkündet Springer-Chef Mathias Döpfner immer wieder. Nun will "Bild" Geld im Netz verlangen - die Bundesliga soll helfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 276 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Esteban Engel
  • dpa

Der Anspruch klingt ehrgeizig. Axel Springer will der führende digitale Medienkonzern auf seinen strategischen Märkten werden, wie Konzernchef Mathias Döpfner jüngst verkündet hat. Nun setzt Döpfner zum großen Sprung an. Mit der Einführung eines Bezahlmodells für die digitalen Angebote der Bild-Zeitung will Deutschlands größter Zeitungsverlag mit seinem Flaggschiff auch im Internet richtig Geld verdienen.

Die Medienwelt blickt gespannt nach Berlin. Das Springer-Projekt hat Signalwirkung für die Branche. Zeitungen und Zeitschriften suchen angesichts schrumpfender Auflagen und sinkender Werbeerträge nach neuen Erlösquellen im Netz. Dabei hat Axel Springer mit Bild.de bereits eine der erfolgreichsten Nachrichtenseiten Deutschlands mit monatlich 273 Millionen Besuchern. Das Gratisangebot zielt darauf ab, so viele Klicks wie möglich zu bekommen und damit die Werbepreise in die Höhe zu treiben. Sollte es gelingen, die Marke Bild auf Smartphones und Tablet-Computern gegen Bezahlung zu etablieren, wäre das nicht nur für Axel Springer der Beginn eines "Paradigmenwechsels", weg von der sogenannten "Gratiskultur" im Netz, wie Döpfner auch immer wieder erklärt.

Der Konzern erlöst bereits etwas mehr als Drittel seines Milliarden-Umsatzes im Internet (37 Prozent). Doch dazu zählen etwa auch Immobilien- und Jobbörsen. Journalismus ist in der digitalen Welt sehr viel schwerer zu refinanzieren. Große Zeitungen wie die New York Times und das Wall Street Journal erwirtschaften mit Bezahlschranken steigende Umsätze. Und auch für Die Welt hat Springer ein Bezahlmodell eingeführt. Nach dem 20. Artikel ist Geld fällig. Ob die Abo-Formel für ein Boulevardblatt wie Bild funktioniert, ist offen.

Ein Hebel für das Bezahlmodell soll der Fußball sein. Für die kommenden vier Jahre hat sich Bild die Rechte an den Höhepunkten der Bundesliga-Saison gesichert. Die Video-Schnipsel zwischen 90 Sekunden und sechs Minuten dürfen eine Stunde nach Abpfiff ins Netz gestellt werden. Die Bundesliga-Videos kann aber nur der Nutzer buchen, der sich für eines der drei Abo-Pakete entschieden hat.

Das sogenannte "Freemium" -Modell verbindet Gratisangebote, etwa Nachrichten, mit exklusiven Inhalten. Das Abo für Web, Smartphone und Table-Apps kostet 4,99 Euro im Monat. Teurer wird es dann, wenn zu diesem Service eine digitale Ausgabe der Print-Bild oder gar ein Kiosk-Gutschein-Abo für die Papierzeitung hinzugebucht wird; die Preise liegen dann bei 9,99 bzw. 14,99 pro Monat. Die "Bundesliga bei Bild" gibt es dann ab dem Start der nächsten Saison für 2,99 Euro im Monat zusätzlich zu einem der Abo-Pakete.

Der Axel-Springer-Konzern verdiene sein Geld eben nicht mit dem bedrucken von Papier, sondern mit Inhalten, wiederholt Döpfner immer wieder. Aus den USA meldete sich in der vergangenen Woche Bild-Chefredakteur Kai Diekmann zu Wort und deutete die Tragweite des Umbruchs an. "Wir müssen alle journalistischen Herangehensweisen, Konzepte, Überzeugungen und Vorstellungen überprüfen", sagte Diekmann dem Handelsblatt. Im kalifornischen Silicon Valley hat er sich in den vergangenen Monaten nach neuen Geschäftsmodellen im Netz erkundigt. Was er auf seiner Festplatte als Neuigkeiten gespeichert hat, wird sich in der kommenden Zeit zeigen. (jk)