Microsoft: Arbeiten wie im Bahnhofs-Café

Achim Berg prophezeit den Übergang vom digitalen Nomaden zum nomadischen Arbeiter, der seine Zeit ganz automatisch perfekt einteilt.

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Von
  • Detlef Borchers

In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung spricht sich der deutsche Microsoft-Geschäftsführer Achim Berg für den Einzug von Kollaborationstechniken in Unternehmen aus. Firmen, die mit Wikis und Blogs aufgewachsene "Digital Natives" einstellen, müssten die Büroarbeit den Arbeitsformen dieser Eingeborenen anpassen.

Büros, in denen sich Menschen mit Rollcontainern jeden Morgen einen anderen Platz suchen, werden seit Jahren als moderne Arbeitswelt gehandelt. Nach Auffassung des Microsoft-Geschäftsführers halten nun die Techniken des Web 2.0 oder des Social Networkings Einzug in diese Büros, deren Atmosphäre damit eher an ein Bahnhofs-Café erinnere denn an die grauen Gehäuse der traditionellen Büroarbeit. "In einer Ecke trifft sich gerade ein Team zum Warming Up; die Leute vereinbaren die Ziele, Aufgaben und die Rollenverteilung in einem neuen Projekt – und verschwinden dann als "digitale Nomaden" für Wochen in alle Welt, ohne dass ihre virtuelle Zusammenarbeit auch nur für einen Tag unterbrochen wäre." In einer anderen Ecke würden Mitarbeiter mit Präzenzpflicht diskutieren, die aber den gleichen nomadischen Arbeitsstil pflegten, während gestresste Mitarbeiter in Ruheräumen arbeiteten. Allen sei gemeinsam, dass sie "Unified Communications Technologies" einsetzten, in denen der Computer das Telefon als Hauptkommunikationsmittel ablöst.

Berg zufolge hilft die von den digitalen Nomaden geprägte Büroarbeit, Geschäftsprozesse effizienter und kostengünstiger zu gestalten. So, wie das "Netzwerkbüro" der 90er Jahre mit seinen PCs und Servern die Büroarbeit revolutioniert und verbilligt habe, werde das "Bahnhofs-Café" die Arbeit noch einmal deutlich verändern. Dies sei auch deshalb möglich, weil viele Aufgaben an externe Akteure oder mitdenkende Kunden verlagert werden können. Abrechnungstechnisch sieht Achim Berg keine Probleme mit dem Arbeitsstil 2.0: "Vor allem die beständige Vergewisserung, dass Leistungen nicht an bloßen Arbeits- und Präsenzzeiten, sondern primär an vereinbarten Zielen und tatsächlichen Ergebnissen gemessen werden, führt zur Herausbildung eines inneren Kompasses und eines inneren Zeitmessers, welche die autonome Gestaltung und kompatible Gewichtung von Arbeits-, Familien- und Freizeitaktivitäten überhaupt erst ermöglichen."

Passend zu Bergs Thesen empfiehlt die FAZ-Redaktion in ihren Weihnachts-Ratschlägen für unentschlossene Bücherkäufer das Werk der Web-2.0-Propagandisten Sascha Lobo und Kathrin Passig "Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin" als Kinderbuch. (Detlef Borchers) / (it)