Chinesen planen Google für Gene

Das chinesische Forschungsinstitut BGI-Shenzhen ist zu einem der weltgrößten Zentren für Erbgutanalyse aufgestiegen. Nun fürchten die USA, dass es den Chinesen weniger um Wissenschaft geht als vielmehr darum, Gen-Informationen auszubeuten.

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Von
  • Veronika Szentpetery

BGI-Shenzhen aus China will ein weltweites Bio-Google aufbauen. Man wolle einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten, "alle biologischen Informationen der Welt zu organisieren und allgemein zugänglich nutzbar zu machen", sagte Präsident Wang Jian gegenüber Technology Review (die neue Ausgabe 06/2013 ist am Kiosk oder online hier erhältlich). Schätzungen zufolge stammen jetzt schon 10 bis 20 Prozent aller weltweit produzierten Erbgutdaten von menschlicher, tierischer und pflanzlicher DNA – von dort. Das BGI hat unter anderem das Erbgut des Sars-Virus und des EHEC-Bakteriums als erstes entziffert und Diagnosekits für die Entdeckung der Mikroben entwickelt.

Doch jüngst sorgte das Institut für Aufruhr in den USA, als es den angeschlagenen Sequenzier-Konkurrenten Complete Genomics aus dem Silicon Valley übernahm. Complete Genomics in die Hände des BGI geraten zu lassen sei das Gleiche, wie China "die Formel für Coca Cola zu verkaufen", sagte Jay Flatley, Geschäftsführer des US-Sequenziergeräte-Herstellers Illumina. Bislang seien die Chinesen auf Geräte aus den USA angewiesen, erklärte er, doch die nächste Technologie-Generation könne von ihnen dominiert werden. Zudem bestehe Gefahr, dass die Chinesen Missbrauch mit den amerikanischen DNA-Daten treiben, die terabyteweise durch ihre Server laufen. Die US-Aufseher teilen solche Sorgen um die nationale Sicherheit allerdings nicht und genehmigten die Übernahme. Auch für BGI-Präsident Wang Jian sind die Sorgen gänzlich unbegründet: "Wir mögen Wissenschaft. Wir brauchen Geld. Also bringen wir beides zusammen", sagt er.

Mehr dazu in Heft 06/2013 von Technology Review: