Balda in Finanznöten

Dem Handyzulieferer Balda droht möglicherweise die Insolvenz. Die Verluste der kürzlich verkauften europäischen Handyschalen-Produktion übersteigen die Liquidität. Der Aktienkurs brach am heutigen Mittwoch dramatisch ein.

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Von
  • Thomas Strünkelnberg
  • dpa

Düstere Wolken am Balda-Horizont: Dem angeschlagenen Handyzulieferer droht das Geld auszugehen. Die Verluste der kürzlich verkauften europäischen Handyschalen-Produktion seien höher als erwartet, teilte die Balda am Mittwoch in Bad Oeynhausen mit. Die bestehende Liquidität reiche nicht aus, um die Verluste der drei ehemaligen Töchter Balda Solutions Deutschland GmbH, Balda Werkzeugbau GmbH und Balda Solutions Hungaria Kft. von 2007 zu decken. Verhandlungen mit Banken über Kredite laufen. Dabei hatte Vorstandschef Joachim Gut noch Anfang Februar einen Gewinn für 2008 angekündigt. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) werde bei 24 Millionen Euro liegen, der Umsatz bei 414 Millionen Euro.

Das verbliebene Geschäft mit Kunststoff-Komponenten, berührungsempfindlichen Bildschirmen (Touchscreens) sowie elektronischen Baugruppen sei im vierten Quartal 2007 "sehr gut" gelaufen, hatte Gut damals gesagt. Der Konzern liefert dem Vernehmen nach für das Apple-Handy iPhone zu.

Balda muss für die Verluste der Ex-Töchter im vergangenen Jahr geradestehen. Strittig war bislang deren Höhe. Gut hatte im Februar noch von "Belastungen in einem kleinen zweistelligen Millionenbereich" gesprochen. Balda-Sprecher Clas Röhl sagte, die Verluste lägen bei unter 30 Millionen Euro. Genaue Zahlen wollte er nicht nennen. "Die 30 bis 40 Millionen Euro, die in den Medien genannt wurden, sind eindeutig zu viel." Zuvor hatte ein Sprecher der Balda Solutions Deutschland GmbH diese Größenordnung genannt und damit frühere Informationen aus Londoner Finanzkreisen, die von Verlusten von bis zu 40 Millionen Euro berichtet hatten, bestätigt.

Balda verhandelt nach Angaben des Sprechers mit den betroffenen Gesellschaften über die Höhe der Verluste, die von der Muttergesellschaft zu tragen sind, sowie mit den Banken über zusätzliche Kredite. Ziel sei eine Einigung "in der goldenen Mitte". Die Gespräche seien weit fortgeschritten, ein erfolgreicher Abschluss in wenigen Tagen zu erwarten. "Eine Insolvenz ist für uns kein Thema", sagte er. Eine Kapitalerhöhung kommt den Angaben zufolge nicht infrage. Erst im Dezember hatte Balda mit einer Kapitalerhöhung 68 Millionen Euro eingenommen. Die für den 19. März vorgesehene Bilanzpressekonferenz und die für den 7. Mai geplante Hauptversammlung werden verschoben.

Balda hatte die Handyschalen-Töchter Ende 2007 an die KS Plastic Solutions GmbH abgegeben. Diese will das Geschäft an die Industrieholding Aurelius weitergeben. Nach früheren Angaben von Aurelius ist die Übernahme aber erst nach Erstellung eines Sozialplans sowie der Deckung der 2007 angefallenen Verluste durch Balda vorgesehen. Im Februar scheiterten jedoch die Sozialplanverhandlungen bei Balda Solutions Deutschland. Rund 250 von etwa 500 Stellen des stark defizitären Herstellers von Handyschalen sollen abgebaut werden. Vor den Verkäufen zählte Balda 7560 Mitarbeiter, einschließlich Leiharbeiter und Auszubildende.

Die Balda-Aktie brach an der Frankfurter Börse im Tagesverlauf massiv um rund 27 Prozent auf 3,83 Euro ein. (Thomas Strünkelnberg, dpa) / (pmz)