Microsoft Surface Pro in Deutschland erhältlich

Nun können auch deutsche Kunden das Tablet Surface Pro ab 880 Euro kaufen. Im Test der c't punktete das Surface Pro mit einem vollwertigen Windows 8, viel Leistung und Full-HD-Display, enttäuschte aber mit kurzen Laufzeiten und Unhandlichkeit.

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Tastatur, Stift und Netzkabel haften per Magnet am Surface Pro.

Microsoft bringt seinen neuen Tablet Computer Surface Pro am heutigen Freitag in Deutschland in den Handel. Mit dem Tablet will Microsoft eine neue Geräteklasse einführen. Ausgestattet mit dem Betriebssystem Windows 8 und einem Intel-Prozessor kombiniert das Gerät die Fingerbedienung eines Tablet-Computers mit den Funktionen eines Windows-Notebooks. Das Gerät wird in Elektronikfachgeschäften wie Cyberport, Media Markt und Saturn in die Regale kommen. Zusätzlich ist es auch online erhältlich – unter anderem auf Microsofts eigener Verkaufsplattform.

Im Oktober war Microsoft zunächst mit der abgespeckten Variante Surface RT relativ spät in den Tablet-Markt eingestiegen. Hier konkurriert Microsoft direkt mit dem iPad von Apple und zahlreichen Tablets mit dem Android-Betriebssystem von Google. Nach Berechnungen von IDC wurden seither rund 900.000 Surface-Tablets verkauft, wogegen die Konkurrenz etliche Millionen Geräte absetzen konnte. Während das Surface RT mit einem ARM-Prozessor läuft, hat Microsoft das Surface Pro mit einem Core-i5-Chip von Intel ausgestattet. Damit laufen alle gängigen PC-Programme auch auf dem mobilen Gerät. Für die ARM-Variante des Surface ist dagegen nur eine vergleichsweise niedrige Anzahl von Apps verfügbar.

Microsoft Surface Pro
Betriebssystem Windows 8 Pro
Displaytechnik IPS
Displaygröße 23,4 cm x 13,2 (10,6 Zoll)
Auflösung 1920 x 1080 (207 dpi) / 16:9
max. Helligkeit 366 cd/m²
Prozessor Intel Core i5-3317U
Kerne / Taktrate
2 / 1,7 GHz (2,6 GHz bei einem Thread)
Arbeitsspeicher 4 GByte
Grafikchip Intel HD 4000
Festspeicher 64 GByte (27 GByte frei) / 128 GByte
WLAN 802.11 a/b/g/n (Dual-Band)
Bluetooth / GPS 4.0 / -
Schnittstellen USB 3.0 (Host), Mini-Display-Port, microSDXC, 3,5-mm-Buchse, Docking
Kameraauflösung (Front / Rück) 1280 x 720 / 1280 x 720
Gewicht 921 Gramm
Maße 27,5 cm x 17,3 cm x 1,4 cm
Preis (64 GByte / 128 GByte) 880€ / 980€
Touch Cover / Type Cover 120€ / 130€

Das Surface Pro sieht von vorne haargenau so aus wie das RT-Modell und verbindet sich mit den gleichen magnetisch haftenden Tastaturen wie die RT-Variante. Aber das war es mit den Gemeinsamkeiten. Das Pro bietet maximale Flexibilität in den Bereichen Software, Ausstattung und Bedienung: Die Anwendungsauswahl ist riesig, weil ein normales Windows 8 Pro zum Einsatz kommt. Außer Touch-Apps aus dem Store lassen sich beliebige Windows-Anwendungen aus beliebigen Quellen installieren. An Leistungsgrenzen stößt der Nutzer nicht, dank Core-i5-CPU und schneller SSD. Webseiten laden flotter als auf jedem anderen Tablet, Apps starten in ein bis zwei Sekunden statt in fünf bis zehn wie auf den langsameren Windows-Tablets mit Atom-CPU. Externe Monitore schließt man via Mini-DisplayPort an, Speichermedien über die schnelle USB-3.0-Buchse.

Zweimal Surface: unten das Surface Pro mit schmalem Schlitz, durch den die Lüfter warme Luft nach außen pusten; oben das schlankere, lüfterlose Surface RT.

Bedienen lässt sich das Surface auf nicht weniger als drei Arten: mit dem Finger, mit dem mitgelieferten Stift und mit einer optionalen Tastatur, die magnetisch an das Tablet andockt. Diese Vielseitigkeit hat ihren Preis. Sowohl im Tablet-Modus als auch im Notebook-Modus muss man Abstriche machen. Im Tablet-Modus fällt zuerst das hohe Gewicht auf: bei 920 Gramm (50 Prozent schwerer als iPad und Co.) in einer Hand tut der Arm nach ein paar Minuten weh. Außerdem ist ein leises Sirren zu hören, wenn man das Ohr an eine der Seiten hält – das sind die beiden Lüfter, die die Innereien kühlen. Sie können auch richtig laut werden. Das passiert im Alltag zum Glück selten: HD-Videos bringen das Surface nicht ins Schwitzen; erst wenn man parallel Anwendungen installiert, zwischen Programmen wechselt und das Ganze mehrere Minuten durchexerziert, drehen die Lüfter auf.

Dass das Surface ein paar Millimeter dicker ist als andere Tablets, störte uns nicht. Dick heißt allerdings nicht reparaturfreundlich. Nur mit Heißluftpistole lässt es sich öffnen. Eingaben mit dem Stift erkennt es – außer in den äußersten Ecken des Bildschirms – präzise, auch die Handschrifterkennung überzeugt. Fingertapser ignoriert es, solange der Stift über dem Display schwebt. Die Druckstufenerkennung funktioniert in Art Rage, aber nicht in Photoshop.

Zum Ablegen des Tablets ist ein Tisch oder der eigene Schoß nötig, denn es ist einfach zu schwer, um es mit einer Hand zu halten, während man mit der anderen kritzelt. Der Stift haftet magnetisch an der Strombuchse, kann also nur am Gehäuse parken, wenn das Netzteil nicht eingesteckt ist. Zum Wechsel in den Notebook-Modus klappt man den Standfuß heraus. Er rastet nur in einer Position ein, sodass man das Display nicht neigen kann und die eigene Sitzposition dem Surface anpasst statt umgekehrt.

Die beiden Tastaturen "Touch Cover" (120 Euro) und "Type Cover" (130 Euro) sind leichter und flacher als die Anstecktastaturen anderer Hersteller, aber sie erfordern eigene Kompromisse: Das Touchpad ist bei beiden so klein, dass man nicht vernünftig scrollen kann und auf den Touchscreen ausweicht. Auf dem Touch Cover, einer Filzmatte ohne bewegliche Teile, tippt man ohne haptische Rückmeldung und darum kaum schneller als auf einer Bildschirmtastatur. Ihr Hauptvorteil liegt also darin, dass der Bildschirm komplett für die Anwendung frei bleibt. Das Type Cover wiegt nur ein paar Gramm mehr und hat richtige Tasten, sodass man nach Eingewöhnung flott tippt. Zusammen mit Touch oder Type Cover wiegt das Surface Pro 1,1 Kilogramm, einen Tick mehr als Apples MacBook Air mit ähnlich großem Display und derselben CPU.

Eins stört im Tablet- und im Notebook-Modus gleichermaßen: die Laufzeit von nur vier bis fünf Stunden. Gute Tablets und Ultrabooks schaffen acht Stunden, manche sogar zehn. Das Netzteil ist relativ klobig und hat einen USB-Anschluss, mit dem man zum Beispiel ein Smartphone aufladen kann.

Mit der Spitzenklasse kann nur das Surface-Display mithalten. Es leuchtet hell, zeigt kräftige Farben aus allen Blickwinkeln und hat 207 Pixel pro Zoll, wodurch Schriften knackig scharf wirken. Viele ältere Anwendungen (zum Beispiel Paint.net) sind allerdings nicht an derart hochauflösende Displays angepasst. Windows vergrößert ihre Bedienelemente automatisch, wodurch sie verschwommen aussehen. Der Browser Chrome kam im Test mit der Auflösung gar nicht zurecht – wir konnten nicht zoomen.

Es ist klar, dass das Surface Pro nicht mit den besten Ultrabooks und den besten Tablets gleichermaßen mithält. Das kann ist von einem Gerät, das auf allen Hochzeiten tanzt, nicht zu erwarten. Aber es hat auch gegenüber anderen Hybriden einen entscheidenden Nachteil: Die Kombination aus Standfuß und Magnet-Tastatur ist zwar originell, doch nicht ergonomisch. Praktischer sind die leichten, ausdauernden Tablets mit Ansteck-Tastaturen samt Scharnier, wie Acer (W510) und Asus (TF810) sie anbieten. Diese Geräte haben nur den Nachteil, dass ihre Atom-CPUs ziemlich lahm sind. Microsoft hat also noch Luft zum Nachbessern: Core-i-Leistung gerne, aber bitte mit alltagstauglicher Laufzeit, niedrigerem Gewicht und einem besseren Verwandlungskonzept. (hcz)