Genauere Augmented Reality durch 3D-Modelle

Bilderkennung, 3D-Modelle und ein spezieller Chip sollen Augmented-Reality präziser machen. Damit kommen auch AR-Datenbrillen in Sicht.

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Vuzix, Hersteller der Glass-Konkurrenzbrille M100 (Foto), will im Juni ein Modell mit Metaio-SDK-Unterstützung zeigen.

Das Münchener Softwareunternehmen Metaio will Augmented-Reality-Anwendungen mehr Präzision verleihen, indem es 3D-Modelle von Gebäuden einbezieht. Das berichtet das Magazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 6/2013 (am Kiosk oder direkt im Heise Shop zu bestellen).

Um zu ermitteln, was ein Nutzer auf seinem Smartphone-Bildschirm sieht, nutzen AR-Anwendungen bisher vor allem die eingebauten Sensoren des Handys – Neigungsmesser, Kompass, GPS. Allerdings sind diese Daten oft so unpräzise, dass etwa virtuelle Beschriftungen von Gebäuden schon bei kleinsten Bewegungen herumtanzen. Dieses Problem will Metaio mit digitalen 3D-Modellen und Bilderkennungsalgorithmen angehen.

Die 3D-Daten stammen von Google, das bei seinen StreetView-Fahrten nicht nur Fotos, sondern auch Laserscans der Straßenzüge gemacht hat. Der Geodatenspezialist ESRI versieht diese digitalen Modelle mit einer genauen Geo-Referenzierung. Über die Metaio-Cloud kann eine AR-Anwendung auf diese Daten zugreifen und so aus jeder Perspektive ermitteln, welches Gebäude sie vor der Linse hat – und es mit Beschriftungen versehen, die wie angenagelt am Ort bleiben. So lassen sich bei einer Hotelfront beispielsweise präzise die Fenster der freien Zimmer markieren.

Diese rechenintensive Bilderkennung läuft bisher auf dem Grafikchip von Smartphones und braucht viel Strom. Metaio hat im Februar einen speziellen AR-Chip vorgestellt, der laut Firmenangaben rund 60 Mal schneller und sehr viel sparsamer ist. "Der Chip wird für die AR die gleiche Bedeutung haben wie Grafikkarten für die Computerspiele", sagt Sascha Kiener, Key-Account-Manager von Metaio.

Um die damals angekündigte Partnerschaft mit ST-Ericsson ist es seitdem allerdings ruhiger geworden. Unternehmenssprecherin Anett Gläsel-Maslov beteuert aber, das Unternehmen spreche auch mit anderen Anbietern. Sie hofft, dass Ende des Jahres das erste Gerät mit speziellem AR-Chip auf den Markt kommen wird. Bis dahin soll auch ein Software Development Kit (SDK) herauskommen, mit dem Programmierer ihre AR-Anwendungen auf die neuen Möglichkeiten zuschneidern können.

Mit einer präzisen und stromsparenden AR-Technik kommt auch die Augmented-Datenbrille in Sicht. Am gestrigen Donnerstag gab Metaio seine Partnerschaft mit dem US-Unternehmen Vuzix bekannt. Dessen Datenbrille M100 ist ein Konkurrenzprodukt zu Google Glass. Vom 4. bis zum 6. Juni wollen die beiden Unternehmen auf der Augmented World Expo in Santa Clara eine Datenbrille zeigen, die das Metaio-SDK unterstützt. "Der Traum der Augmented City, einer nahezu vollständig erweiterten Umwelt 24 Stunden am Tag, wird zum Greifen nah", sagt Metaio-CTO Peter Meier. (grh)