Media-Saturn übernimmt Redcoon zu 100 Prozent – Gründer Heckel steigt aus

Reiner Heckel, CEO und Mitbegründer von Redcoon, wirft das Handtuch. Er hielt noch zehn Prozent an dem Onlinehändler. Mit der Übernahme dieser Anteile ist die Media-Saturn-Gruppe jetzt alleiniger Eigentümer des Elektronik-Onlinehändlers.

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Von
  • Wolfgang Kühn
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Da war die Welt noch in Ordnung: Reiner Heckel beim Start des neuen Logistikzentrums in Erfurt

(Bild: redcoon)

Vor zwei Jahren war für Reiner Heckel die Welt noch in Ordnung. Damals übernahm die Media-Saturn-Gruppe die Mehrheit an der von ihm 2003 gegründeten Onlinehandlung Redcoon in Aschaffenburg. Und als im gleichen Jahr Andreas Oerter als CPO (Geschäftsführer Einkauf) vom Mutterkonzern zu Redcoon kam, war Heckel überzeugt, dass das Unternehmen sich „als führender E-Tailer weiterhin am Markt behauptet und seine Marktposition in Europa schärfen“ wird. Außerdem habe „die Partnerschaft mit Media-Saturn uns einen deutlichen positiven Schub gegeben und Türen bei einer Vielzahl von Partnern geöffnet“.

Jetzt, etwa 18 Monate später, ist die Euphorie wohl etwas verflogen. Denn, so eine Mitteilung der Media-Saturn-Gruppe, „Heckel hat sich entschieden, seine Anteile zu verkaufen und gleichzeitig aus der Geschäftsführung auszuscheiden“. Der Hinweis, dass er dem Unternehmen weiterhin als Berater zur Seite stehen werde, lässt für Interpretationen viel Spielraum. Auf jeden Fall wartet die Gruppe bereits mit einem Interims-CEO auf: Martin Wild, Vice President Online Media-Saturn-Holding GmbH.

Sicher ist, das Geschäft bei Redcoon hat sich nicht so flott entwickelt, wie man es sich in der Media-Saturn Zentrale in Ingolstadt gewünscht hatte. So gab Heckel noch im vergangenen Herbst die Prognose ab, dass der Redcoon-Umsatz bis 2016 bei einer Milliarde Euro liegen soll. Im Geschäftsjahr 2011/2012 jedenfalls lagen die Onlineerlöse des Unternehmens bei 412 Millionen Euro; geplant waren 500 Millionen. Dabei kritisierte Heckel, dass seine Expansionsbemühungen unter anderem durch Warenknappheit behindert würden. Auch im laufenden Jahr entwickeln sich die Online-Umsätze von Media Markt und Saturn offenbar schneller als bei Redcoon – separate Zahlen weist der Konzern allerdings nicht mehr aus.

Wie dem auch sei, der Onlinehändler hat es nicht einfach gegenüber dem häufig aggressiv auftreten Filialnetz des Mutterkonzerns. Zwar zeigte man im Oktober vergangenen Jahres strammen Schulterschluss, als Redcoon das Logistikzentrum in Erfurt mit 53.000 Quadratmetern in Betrieb nehmen konnte, doch das erhoffte Tempo beim Wachstum stellte sich nicht ein; trotz 48 Lkw-Schneisen für An- und Auslieferung sowie einer täglichen Versandkapazität von bis zu 30.000 Paketen. Immerhin erbringt die Redcoon Logistics GmbH auch für andere Unternehmen Logistikleistungen, vor allem für die Gesellschaften der Media-Saturn-Gruppe.

Ungeachtet dessen stellte Horst Norberg, CEO der Media-Saturn Holding im Zusammenhang mit dem Ausstieg von Reiner Heckel fest, dass Redcoon als dritte Vertriebsmarke bereits heute ein fester Bestandteil der Unternehmensgruppe sei, „der sich sehr gut entwickelt und mit dem wir noch viel vorhaben“. Immerhin ergänze der Onlinehändler als sogenannter Internet-Pureplayer das Onlineportfolio der Unternehmensgruppe. Denn während Media Markt und Saturn auf eine „verzahnte Multichannel-Strategie“ setzen würden, vertreibe Redcoon ein wachsendes Sortiment aus Elektronikprodukten und Büchern ausschließlich über das Internet.

Mit der Einsetzung von Martin Wild als kommissarischen CEO, gehören zur Redcoon-Geschäftsführung neben Andreas Oerter seit 1. Mai Axel Grimm als CFO. Zuvor war er CFO der Media-Saturn E-Business Concepts & Service GmbH. Weiter wird in Kürze Patrick van der Linden als COO in die Geschäftsleitung eintreten. Der bisherige COO bei Media Markt (Shanghai) Consulting Service Company Ltd. soll sich um die internationale Entwicklung des Unternehmens kümmern. (map)