Telekom bessert Drossel-Tarif nach

Die Telekom will DSL-Anschlüsse bei Überschreiten eines monatlichen Maximalvolumens ab 2016 nicht mehr auf 384 kBit/s, sondern auf 2 MBit/s drosseln. Die umstrittenen Ausnahmen für bestimmte Dienste tastet das Unternehmen jedoch nicht an.

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Von
  • Urs Mansmann

Die Deutsche Telekom hat die für 2016 geplante Drosselung für DSL-Anschlüsse, die schon heute bei jedem Neuvertrag mit den allgemeinen Geschäftsbedingungen verbindlich vereinbart wird, ein wenig entschärft. Statt auf 384 kBit/s soll wie berichtet nur noch auf 2 MBit/s gedrosselt werden. Das Unternehmen begründete seinen Schritt am Mittwoch damit, dass es "auf die Sorgen der Kunden" reagiere. Die neuen Werte lägen nunmehr deutlich über der Grenze von 1 MBit/s, die die Bundesregierung als Mindestrichtwert in der Breitbandstrategie propagiere.

Die Drosselgrenzen, also die vereinbarten Maximalvolumina und die Bandbreite auf die gedrosselt werde, will die Telekom dynamisch gestalten und den Markterfordernissen anpassen. Es sei zu früh, heute über Details der Tarife in drei Jahren zu sprechen, betonte der Geschäftsführer Marketing der Telekom, Michael Hagspihl, am Mittwoch in Bonn. Er versicherte, dass die Telekom passende Tarife für jeden Bedarf anbieten werde. Auch Tarife ohne Drosselung seien künftig im Angebot zu finden, diese fielen aber dann etwas teurer aus. Tarife für Normal- oder Wenignutzer könnten hingegen preiswerter werden. Aus Sicht der Telekom sei es ein Gebot der Fairness, die Tarifstruktur am Bandbreitenbedarf der einzelnen Kunden auszurichten. In den kommenden Jahren wolle die Telekom zusätzlich 6 Milliarden Euro in den flächendeckenden Ausbau von Highspeed-Internet investieren.

Die Telekom behauptet, dass nur drei Prozent der Nutzer von der Drosselung überhaupt betroffen seien. Anders als das Unternehmen suggeriert, ist ein substantieller Beitrag für die Finanzierung des Netzausbaus von einer so geringen Zahl Kunden aber nicht zu erwarten. Die Rechnung geht vermutlich nur dann auf, wenn durch den steigenden Bedarf in den kommenden Jahren mehr Kunden unter die Drosselung fallen und deshalb zu teureren Tarifen greifen oder wenn es der Telekom gelingt, auch die Inhalte-Anbieter für die Ausnahme von der Drosselung zur Kasse zu bitten. Eine solche Ungleichbehandlung von Diensten wäre aber wiederum ein Verstoß gegen die Prinzipien der Netzneutralität, der möglicherweise die Bundesnetzagentur auf den Plan rufen könnte.

Aus Sicht der Telekom handelt es sich bei Diensten, die von der Drosselung ausgenommen werden, um "Managed Services", die sich von Internet-Angeboten unterschieden. Anders als in einem "Best-Effort-Netz", bei dem Verbesserungen in der Infrastruktur allen Diensten gleichermaßen zu Gute kommen, entscheidet bei solchen "Managed Services" der Anbieter darüber, welcher Dienst in einwandfreier Qualität zu nutzen ist und welcher nicht. Kritiker befürchten, dass daraus ein Hemmnis für Innovationen entstehen könnte. Neuen Ideen und Diensten, insbesondere wenn sie von Communities oder finanzschwachen Start-ups betrieben werden, würde eine solche Paywall im Weg stehen.

[Update 12.06.2013 14:30] Nach Angaben von Telekom-Sprecher Philipp Blank müssen Partner, die einen Managed Service anbieten, dafür nicht vorab bezahlen, sondern die Telekom an den Umsätzen beteiligen. Gerade kleine Unternehmen, die die hohe Qualität für empfindliche Dienste oft nicht selbst gewährleisten könnten, zögen in Kooperationen aus der breiten Marktpräsenz der Telekom Vorteile. Bisher hätten sich die Inhalteanbieter kaum an den Kosten beteiligt, profitierten aber stark von einer hochleistungsfähigen Infrastruktur, beklagt Blank. Managed Services würden diskriminierungsfrei angeboten, beispielsweise für HD-Streams, Videokonferenzen, Online-Gaming oder Telemedizin. (uma)