Kepler für alle: Nvidia macht GPU-Kerne lizenzierbar

Nvidia öffnet sich und macht Kepler-GPUs für beliebige Kunden lizenzierbar. Davon erhofft sich die Firma mehr Marktanteile, um damit CUDA in den Handheld-Markt zu drücken.

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Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang macht Kepler-GPUs künftig für beliebige Kunden lizenzierbar.

(Bild: Martin Fischer)

Es ist bezeichnend: Noch kein Smartphone oder Tablet ist mit dem seit Anfang des Jahres groß angekündigten Kombiprozessor Tegra 4 in Deutschland verfügbar. Die hauseigene Tegra-4-Spielkonsole Shield ist ebenfalls noch nicht erhältlich und Nvidia scheint selbst von deren Erfolg nicht völlig überzeugt zu sein. Eine denkbar schlechte Ausgangssituation für ein Unternehmen, das sich verstärkt dem Handheld-Bereich zuwendet.

Nun hat Nvidia-Boss Jen-Hsun Huang offenbar die Nase voll und ändert die Ausrichtung dieses Geschäftsbereiches radikal. Grafikeinheiten mit Kepler-Architektur und deren Nachfolger will Nvidia nun für beliebige Kunden lizenzierbar machen, inklusive sämtlicher Designs und Visual-Computing-Patente. Wer eine Kepler-GPU in seinem Smartphone oder Tablet haben möchte, muss zukünftig also nicht mehr zwingend zu Nvidias Tegra-5-Kombiprozessor (Codename: Logan) greifen, der 2014 als erster SoC Kepler-GPUs enthalten wird. Huang will damit vor allem den Marktanteil für Nvidia-GPU-Technik im Handheld-Bereich kräftig erhöhen. Wer die Pläne der Firma studiert, weiß warum: Es geht um CUDA, also Nvidias eigenes Programmiermodell für GPU-Computing.

Kepler-GPUs bieten Unified Shader und DirectX 11. Ab 2014 sitzen sie auch auf Tegra-SoCs.

(Bild: Martin Fischer)

Denn erst SoC-Kepler-GPUs sind fähig, universelle Berechnungen über CUDA auszuführen – und nur über einen großen Marktanteil kann Nvidia CUDA auch im Handheld-Bereich durchdrücken. Dann könnten die Handheld-GPUs via CUDA beispielsweise sehr anspruchsvolle Photoeffekte ausführen, Augmented-Reality-Berechnungen übernehmen oder die Echtzeit-Videobearbeitung beschleunigen. Und natürlich sollen auch Lizenzgebühren kräftig Geld in Nvidias Kassen spülen.

Doch ob tatsächlich viele Smartphone- und Tablet-Hersteller Kepler-GPUs lizenzieren werden, ist fraglich. Apple etwa setzt seit Jahr und Tag auf Grafikkerne von Imagination Technologies, die den jetzigen Tegra-4-GPUs (ULP GeForce+) technologisch überlegen sind. Sie nutzen schon jetzt – wie Nvidias Kepler-GPUs – Unified-Shader-Technik, und mit der kommenden Rogue-Generation soll die Rechenleistung der GPUs stark ansteigen. Software-Entwickler können sie per OpenCL schon heute anzapfen. Ob Nvidias künftiger Kepler-SoC-Ableger mit starken Rogue-Kernen mithalten kann, ist nicht sicher. Nvidia wird zunächst hauptsächlich auf den Android-Markt schielen.

Nvidia hat den Kampf um die Xbox One und Playstation 4 verloren. Microsoft und Sony waren offenbar von AMDs HSA-Kombiprozessoren mit GCN-GPUs überzeugt. Für die PS3 hatte Sony noch eine Nvidia-GPU lizenziert.

(Bild: AMD)

Nvidia erklärte überdies in einem Blog-Eintrag, dass man schon in der Vergangenheit GPU-Kerne lizenziert hat, nämlich an Sony für die Playstation 3. Bei der kommenden Konsolengeneration geht Nvidia allerdings leer aus, denn in der Xbox One und Playstation 4 stecken AMD-Kombiprozessoren mit modernen GCN-Grafikkernen, die durch die Heterogeneous Systems Architecture (HSA) und dem darunter fallenden Heterogeneous Uniform Memory Access (hUMA) extrem leistungsfähig sein sollen. Nvidia konnte Microsoft und Sony im Unterschied zu AMD kein Produkt aus einem Guss anbieten, schließlich darf der Grafikexperte mangels Lizenz nicht einmal einen x86-Prozessor bauen. (mfi)