Experten diskutieren steigenden Energiehunger der Informationstechnik

Eine Fachtagung im Bundesumweltministerium hat Möglichkeiten ausgelotet, den explodierenden Energieverbrauch der Informationstechnik in den Griff zu bekommen.

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Von
  • Ben Schwan

Vor Jahren noch als Hoffnungsträger für eine Entstofflichung von Medien und Wirtschaft gepriesen, hat sich die Informationstechnik inzwischen zu einem Energiefresser ersten Ranges gewandelt. Auf 5,3 Prozent oder 868 Terawattstunden schätzte der Fachautor Kevin Kelly kürzlich ihren Anteil am weltweiten Stromverbrauch – basierend auf neuen Studien aus diesem Jahr. Konservativere Schätzungen gehen mindestens von 2 Prozent aus. Laut Kelly entfallen dabei knapp 280 Terawattstunden auf Rechenzentren, Router und Modems im Netz, knapp 590 Terawattstunden auf die Endgeräte der Nutzer. Das entspricht in seiner Gesamtheit etwa 520 Millionen Tonnen oder 1,6 Prozent der globalen CO2-Emissionen, legt man 600 Gramm CO2 pro Kilowattstunde zugrunde.

Angesichts des weiterhin explosionsartigen Wachstums des Internet, der PC-Anwendungen und Freizeitmöglichkeiten vor dem Rechner ist klar: Dabei wird es nicht bleiben. Wie vertrackt die Lage ist und wie man gegensteuern könnte, versuchte nun am Donnerstag die Fachtagung "Grüner Surfen" im Bundesumweltministerium in Berlin auszuloten, wie das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe meldet. Dabei wurden aktuelle Konzepte zur Reduktion des Stromverbrauchs demonstriert, aber auch weitere Zahlen genannt.

Rolf Kersten von Sun Microsystems illustrierte, wie viel Strom bei typischen Webanwendungen verbraten wird. Eine siebentägige eBay-Auktion beanspruche so viel wie eine 20-Watt-Glühbirne in anderthalb Stunden, also 30 Wattstunden, eine Google-Suche so viel wie eine 8-Watt-Energiesparbirne in einer Stunde. 40 Millionen Suchabfragen bearbeitet allein ein Cluster mit über 30.000 Servern (die Gesamtzahl der Server wird auf 450.000 geschätzt). Ein schlechtes Gewissen müsse ein Internetnutzer bei der Websuche allerdings nicht haben, sagte Kersten: "Mit einer Serverauslastung von 93 Prozent kann man die Dienstleistung Internetsuche kaum effizienter als Google bereitstellen."

Welchen Beitrag Internet-Provider und andere Rechenzentrumsnutzer leisten können, erläuterte Damian Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Strato AG. Die hatte im Juli angekündigt, ihren Strom nur noch aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Damit werde das Unternehmen ab 2008 CO2-frei arbeiten, sagte Schmidt. Strato hat seine beiden Rechenzentren, die 30.000 Server umfassen, auf Energieeffizienz getrimmt. Die von Sun Microsystems hergestellten T2000-Server ermöglichten eine Einsparung von 90 Prozent auf der Prozessor-Ebene, nannte Schmidt ein Beispiel. Sparsamere Hardware benötige dann auch weniger Kühlung. Die macht in Rechenzentren inzwischen die Hälfte des Stromverbrauchs bei Servern aus.

Der gesamte Bericht zur Fachtagung "Grüner Surfen" in [i]Technology Review online:[/i]

(bsc)