Tele2 Schweiz stoppt Ausbau des Mobilfunknetzes

Der schwedische Tele2-Konzern hat den Umsatz im ersten Halbjahr 2008 um 7 Prozent auf umgerechnet 2,1 Milliarden Euro gesteigert. Der Gewinn kletterte um 21 Prozent auf 397 Millionen Euro. In der Schweiz zieht sich Tele2 aus dem Mobilfunkgeschäft zurück.

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Die Schweizer Tochter des Tele2-Konzerns hat den Ausbau ihres Mobilfunknetzes gestoppt. Auch das Marketing der Mobilfunkangebote wurde eingestellt. Dies geht aus dem Halbjahresbericht (PDF) von Tele2 hervor. Das Mobilfunkgeschäft werde "in einer strategischen Analyse geprüft", heißt es dazu aus der Schweiz. Für die 105.000 bestehenden Kunden (per 30. Juni) soll sich aber bis auf Weiteres nichts ändern. Tele2 versorgt nur einige Schweizerische Ballungszentren mit einem eigenen Mobilfunknetz und greift außerhalb auf das Netz von Sunrise zurück.

Ende Juni hatte Tele2 den Verkauf der in Luxemburg und Liechtenstein tätigen Gesellschaft, die auch Mobilfunknetze unter der Marke Tango betreibt, bekannt gegeben. Die als MVNO (Mobile Virtual Network Operator) aktive Mobilfunktochter in Österreich wurde im März für zwei Millionen Euro an die Telekom Austria veräußert. In den letzten Monaten hat der Konzern darüber hinaus Gesellschaften in Polen, Belgien, Ungarn, Italien und Spanien sowie die Calling Card Company abgegeben. Auch in Russland, Dänemark und Norwegen wurden Konzernteile abgestoßen.

Die dadurch schlanker gewordene Telekommunikations-Gruppe hat im ersten Halbjahr 2008 ihren Umsatz um sieben Prozent auf 20 Milliarden Schwedische Kronen (aktuell umgerechnet 2,1 Milliarden Euro) erhöhen können. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) erreichte 3,752 Milliarden Kronen (397 Millionen Euro), was ein Plus von 21 Prozent bedeutet. Der Reingewinn betrug 815 Millionen Kronen (86 Millionen Euro), nachdem im ersten Halbjahr 2007 noch ein Verlust von 62 Millionen Kronen (6,6 Millionen Euro) verzeichnet worden war. Tele2 zählte zum 30. Juni 24 Millionen Kunden in zwölf Ländern. 18,2 Millionen davon waren Mobilfunkkunden (plus 18 Prozent), 4,4 Millionen Festnetztelefon-Nutzer (minus 24 Prozent) und 1,3 Millionen bezogen Breitbandanschlüsse (plus 15 Prozent).

Im deutschsprachigen Raum war das Geschäft rückläufig. Die Kundenzahl in Deutschland ist im Jahresvergleich um 26 Prozent auf 2,3 Millionen abgesackt. Der Umsatz fiel um 14 Prozent auf 167 Millionen Euro. Die sowieso schon niedrigen Investitionen in Deutschland wurden von 2,11 auf 1,16 Millionen Euro fast halbiert. Allerdings konnte das EBITDA von einem geringen Minus auf plus 19,5 Millionen Euro verbessert werden. In zweiten Quartal gab es eine Abschreibung auf den Firmenwert im Ausmaß von 19,3 Millionen Euro.

In Österreich verschmälerte sich der Kundenstamm um 16 Prozent auf 662.000, wobei die Zahl der Breitbandkunden aber um 15 Prozent auf 171.000 gesteigert wurde. Der Umsatz rutschte um elf Prozent auf 118 Millionen Euro. Das EBITDA drehte von plus 7,5 Millionen auf minus fünf Millionen Euro, was auf gestiegene Verluste im Breitbandgeschäft und geringere Gewinne in anderen Bereichen zurückzuführen ist. Allein das umstrittene Kombipaket der Telekom Austria soll 15.000 Kunden gekostet haben.

In der Schweiz wurde zwar die Zahl der Mobilfunkkunden auf 105.000 verdoppelt, aufgrund von Rückgängen im Festnetz-Telefonie- und Breitbandsegment steht aber auch hier unter dem Strich ein Minus von sechs Prozent auf 491.000 Kunden. Der Umsatz sank um 13 Prozent auf 696 Millionen Kronen (73,5 Millionen Euro), das EBITDA verschlechterte sich von plus 20 Millionen Kronen (2,1 Millionen Euro) auf minus 16 Millionen Kronen (1,7 Millionen Euro). Abgesehen vom inzwischen gestoppten Mobilfunkbereich hat Tele2 in der Schweiz im zurückliegenden Halbjahr praktisch nichts investiert. (Daniel AJ Sokolov) / (pmz)