Maxi-PDA

Mehr und mehr konzentriert sich der einstige PDA-Marktführer Palm auf das Smartphone-Geschäft. Das jüngste Kind der Produktfamilie namens Foleo sieht jedoch wie ein eigenständiges Mini-Notebook aus.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Daniel Lüders

Smartphones bieten heutzutage bereits Applikationen für E-Mail, Web, Office und Multimedia. Wer allerdings schon einmal versucht hat, mit einem Handy einen Brief zu schreiben, Finanzberichte zu bearbeiten oder im Web zu surfen, ärgert sich schnell über den kleinen Bildschirm und das Mini-Zahlenfeld. Da verwundert es nicht, dass die meisten Handynutzer trotz der Funktionsfülle ausschließlich die Telefonie- und SMS-Funktionen ihres Gerätes verwenden und beim Rest unterwegs lieber zum Notebook greifen.

Mit den Mobile Companions will Palm-PDA-Erfinder Jeff Hawkins den Smartphones nun das geben, was sie von Natur aus nicht haben, aber für Web, Office und E-Mail bräuchten: eine Volltastatur nebst großem Display. Palms erster Vertreter Namens Foleo enthält ein Zehn-Zoll-Breitbild-Display mit einer Auflösung von 1024 × 600 Pixel. Anders als alle bisherigen Palm-Geräte besitzt der Foleo aber keinen Touchscreen, sondern wird ausschließlich per Tastatur, Trackpoint und Navigations-Buttons bedient.

Das Gerät muss nicht hoch- oder runterfahren, sondern ist beim Drücken der Einschalttaste sofort bereit zum Arbeiten. Der Flash-Speicher von 256 MByte lässt sich mit CompactFlash- und SD-Karten erweitern. Über die verwendete CPU schweigt sich Palm allerdings noch aus. Das System läuft unter der Regie eines speziell angepassten Linux.

Der Foleo verbindet sich entweder per Mobilfunk über ein gekoppeltes Smartphone mit dem Internet oder nutzt den eigenen WLAN-Funk. Grundsätzlich ist der Linux-PDA für die Verwendung mit Treo-Smartphones ausgelegt – seien es welche mit Palm OS oder Windows Mobile. Allerdings sollen mit wenig Mehraufwand auch Blackberry-, Symbian-OS- und andere Windows-Mobile-Mobiletelefone mit ihm zusammenspielen. Palm verspricht sogar Unterstützung für Apples iPhone.

Palm-PDA-Erfinder Jeff Hawkins hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des ersten Mobile Companion.

Beim Einschalten sucht der Foleo automatisch nach verbundenen Smartphones. Auf Knopfdruck zeigt eine E-Mail-Applikation die Nachrichten der Smartphone-Konten an. Der PDA-Laptop stellt Webseiten mit Hilfe eines Opera-Browsers dar. Für Excel-, Word- und PowerPoint-Dokumente liegt eine spezielle Version des bekannten PDA-Office-Pakets DocumentsToGo von DataViz bei. PDF-Dateien kann der Foleo immerhin anzeigen.

Ob der Maxi-PDA auch Filme und Musik spielt, ist unklar. Es würde sich allerdings lohnen, denn er besitzt sowohl eine Kopfhörerbuchse als auch einen Videoausgang. Ebenso ist ein USB-Anschluss vorhanden.

Mit einer Akkuladung soll man bis zu fünf Stunden mit dem Gerät arbeiten können – selbst bei eingeschaltetem WLAN-Funk. Der Foleo soll 1133 Gramm auf die Waage bringen und 26,8 cm × 16,9 cm × 2,4 cm groß sein – vergleichsweise schwer, wenn man bedenkt, dass einige Mini-Notebooks mit wesentlich mehr Leistung weniger wiegen.

Die Idee eines Tastatur-PDA im Mini-Notebook-Format ist nicht neu: Bereits 1997 veröffentlichte Apple eine Variante seines Newton namens eMate 300, der ebenfalls eine Tastatur enthielt und nur mit Flash-Speicher arbeitete, sodass eine Option zum Sichern von Dokumenten unnötig war. Obwohl der Tastatur-Newton für E-Mail und Web kaum zu gebrauchen war, erfreute sich der Maxi-PDA besonders bei Schulen und anderen pädagogischen Einrichtungen großer Beliebtheit. Doch trotz seines Erfolges wurde er zusammen mit allen anderen Newton-PDAs auf Geheiß von Steve Jobs wieder vom Markt genommen.

Mit weniger Zuspruch musste sich das Psion Netbook zu Anfang dieses Jahrzehnts begnügen. Der Tastatur-PDA lief unter dem Symbian-Vorläufer EPOC und konnte wohl ob seines hohen Verkaufspreises nicht genug Käufer gewinnen.

Mit dem Linux-PDA Foleo könnte Palm das Smartphone erstmals zum ernstzunehmenden Mobil-Arbeitsplatz aufwerten. Bleibt abzuwarten, ob Smartphone-Besitzer ihr Gerät wirklich für diese Zwecke benutzen wollen oder lieber zum Notebook greifen, um sich die volle Flexibilität zu sichern.

An den Erfolg von Palms Strategie glaubt offenbar auch der neue Investor Elevation Partners, der für 325 Millionen US-Dollar etwa 25 Prozent der Unternehmensanteile erwarb. Jon Rubinstein, der ehemalige Chef der Apple-Hardware-Abteilung, und der vorherige Apple-Finanzleiter Fred Anderson wandern im Zuge des Deals in den Palm-Vorstand.

Der Einführungspreis des Foleo von knapp 500 US-Dollar (später 100 Dollar mehr) beträgt rund ein Viertel des Preises von ähnlich leichten Mini-Notebooks. Noch im Sommer will Palm den Verkauf in den USA starten, später kommt das Gerät auch nach Europa. Zum Verkaufsstart soll auch ein kostenloses Entwicklerpaket für den Foleo verfügbar sein. (dal)

Siehe dazu die Meldung im Newsticker: (ll)