WeWait

Beim deutschen iPad-Herausforderer klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Nun sollen Updates das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen – einige grundsätzliche Probleme werden aber bleiben.

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Beim deutschen iPad-Herausforderer klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander: Das Angebot an Apps und Lesestoff ist nicht nennenswert. Nun sollen Updates das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen – einige grundsätzliche Probleme werden aber bleiben.

Bevor das Tablet auf den Markt gelangte, klang die Geschichte gut: Tore Meyer und Stephan Odörfer, Jugendfreunde aus der Nähe von Nürnberg, beschließen im Jahr 2007, ein massentaugliches Tablet zu entwickeln und gründen in München die Firma 4tiitoo. Meyer wird CEO, Odörfer CTO. Sie basteln an Konzept und Bedienoberfläche, testen ihre Ideen mit 150 Nutzern und finden mit der Berliner Firma Neofonie einen Partner, der in der Medienbranche gut vernetzt ist.

Anfang 2010 löst Apple mit dem iPad einen Tablet-Hype aus – 4tiitoo und Neofonie wittern ihre Chance. Sie preisen ihr „WePad“ als offene iPad-Alternative an. Designed in Germany, mit Flash, Android-Apps und Multitouch. Verlage sollen ihre Inhalte „ohne Preisdiktat und ohne Zensur“ verkaufen können. Das Konzept geht auf: Nach ein paar Wochen verkündet Neofonie-Chef Helmut Hoffer von Ankershoffen die Zahl von 20.000 Vorbestellungen. Zum Vergleich: Bis September wurde Apples iPad in Deutschland geschätzte 100.000 Mal verkauft. Namhafte Partner machen mit, unter anderem Medion, Intel und Adobe. Gruner + Jahr kündigt eine digitale Version des Stern für das WePad an.

Das nun nach monatelanger Verzögerung erhältliche Gerät passt nicht zu der schönen Geschichte. Nicht nur der Name wurde geändert, von WePad zu WeTab, auch wichtige Merkmale. Es wiegt nicht wie ursprünglich angegeben 850 Gramm, sondern ein Kilo. Die versprochenen Android-Apps und digitalen Zeitschriften fehlen. Multitouch wurde erst durch ein Software-Update nachgeliefert.

Damit enttäuscht das WeTab nicht nur die Erwartungen vieler Vorbesteller, die an einen deutschen iPad-Konkurrenten auf Augenhöhe glaubten. Es erfüllt nicht einmal die Versprechen, die 4tiitoo und Neofonie selbst formuliert haben.

Die Erklärung von 4tiitoo: Man habe den Aufwand beim Wechsel der Betriebssystem-Basis von Ubuntu zu MeeGo unterschätzt. Deshalb sollen in den nächsten Wochen und Monaten weitere Updates nachgeliefert werden. Doch in einem Test müssen Produkte so bewertet werden, wie sie aktuell erhältlich sind. Was kann das WeTab also?