Erneute Klage gegen die US-Musikindustrie

Die Klage von Tanya Andersen gegen den Branchenverband der US-Musikindustrie RIAA geht in die nächste Runde.

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Im Februar 2005 verklagte der Lobbyverband der US-Musikindustrie RIAA unter anderem die alleinerziehende Mutter Tanya Andersen wegen illegalen Downloads von Musikdateien aus dem Internet. Die Klage hatte keinen Erfolg. Andersen klagte daraufhin gegen den Musikverband unter anderem auf Betrug, Verletzung der Privatsphäre, Verleumdung und üble Nachrede. Im Februar wies ein Bundesrichter diese Klage (PDF-Datei) zurück, gab Andersen aber einen Monat Zeit, um erneut zu klagen. Am Freitag, den 14. März, endete die Frist und Andersens Anwalt Lory Lybeck reichte erneut Klage gegen den Branchenverband ein.

Die Anklage enthält unter anderem eine Anschuldigung gegen die damalige RIAA-Firma MediaSentry. Laut Lybeck sammelt MediaSentry Dateien von den Festplatten von Privatpersonen, ohne deren Zustimmung einzuholen. Außerdem kritisiert Lybeck die Schleppnetztaktik des Musikverbandes, der auch "Delfine", sprich Unschuldige wie Andersen, ins Netz gingen. Ein erfolgreicher Prozess könnte der Klagewelle seitens der Musikindustrie ein Ende bereiten, so die Hoffnung Lybecks.

Andersen hatte der RIAA 2005 erlaubt, ihre private Festplatte zu prüfen. Dabei konnten die Ermittler keine illegal heruntergeladenen Dateien nachweisen. Anstatt die Klage fallen zu lassen, soll der Verband dann behauptet haben, Andersen habe einen anderen Rechner verwendet. Außerdem soll die RIAA so weit gegangen sein, Andersen damals achtjährige Tochter in der Schule anzurufen, um sie als Zeugin vorzuladen.

Die RIAA-Anwälte setzten in einer großangelegten Klagewelle darauf, es durch hohe Streitwerte gar nicht erst zum Prozess kommen zu lassen, sondern durch Vergleiche jeweils ein paar Tausend US-Dollar Schadenersatz und eine Unterlassungserklärung zu erzielen. Die Beweisführung, die sich selten auf mehr als eine IP-Adresse und einen Dateinamen stützt, steht nach Experten auf wackeligen Beinen. Der Prozess droht nun für die RIAA zu einer Blamage zu werden. (akr)