Kreditkartenzahlung bei Wikileaks wieder möglich, bei VPN-Diensten nicht mehr

Die US-amerikanische Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard haben die Blockade von Spenden an Wikileaks offenbar aufgegeben. Gleichzeitig unterstützen sie jedoch keine Zahlungen mehr an VPN-Provider.

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Der von Wikileaks beauftragte isländische Zahlungsdienst Valitor lässt wieder Spenden über Mastercard und Visa zu. Laut der Whistleblower-Plattform habe Mastercard "nicht länger den Wunsch, Wikileaks zu blockieren". Dies hatte der Kreditkartenanbieter auf Anfrage von Valitor mitgeteilt. Visa hat auf diese Anfrage zwar nicht reagiert, dennoch nimmt der Dienst nun auch darüber wieder Zahlungen an.

Im Rahmen der Cabelgate-Affäre – der Veröffentlichung von Depeschen der US-Botschaften durch Wikileaks – hatten sich ein Reihe von US-amerikanischen Banken und Finanzdienstleistern geweigert, Zahlungen an die Whistleblower abzuwickeln. Mastercard begründete dies mit einem Verstoß gegen die Geschäftsbedingungen, da mit dem Geld illegale Aktivitäten vorgenommen und unterstützt würden. Auch Valitor stellte die Zusammenarbeit nach nur wenigen Stunden wieder ein. Wikileaks warf den Firmen daraufhin eine "Finanzblockade" vor und klagte. Eine Beschwerde bei der EU-Kommission reichte die Whistleblower-Plattform ebenfalls ein.

In den vergangenen 12 Monate wurde Valitor von mehreren isländischen Gerichten dazu verdonnert, den Vertrag mit Datacell, dem IT-Dienstleister und Spendensammler von Wikileaks, zu erfüllen. Im März 2013 hatte auch das oberste Gericht in Island den Zahlungsdienstleister verpflichtet, eingehende Zahlungen abzuwickeln. Daraufhin wollte Valitor den Vertrag fristgerecht zum 1. Juli zu kündigen und erkundigte sich wohl bei Mastercard und Visa ob diese mit der Lösung einverstanden wären.

Mastercard antwortete, dass es kein Interesse mehr an einer Sperre habe, eine Antwort von Visa blieb aus. Valitor teilte Datacell daraufhin mit, den Vertrag nun doch erfüllen zu wollen und wieder Zahlungen per Kreditkarte anzunehmen. Andere Finanzinstitute blockieren hingegen weiterhin Spenden an Wikileaks, darunter etwa PayPal, Western Union und die Bank of America.

Durch die Blockade sind Wikileaks angeblich 9 Milliarden isländische Kronen oder 55,9 Millionen Euro Einnahmen entgangen. Derzeit bereitet die Plattform deswegen in Island eine Schadenersatzklage vor.

Mastercard und Visa schränken Zahlungen an VPN-Provider ein

Der schwedische Finanzdienstleister Payson hat derweil seinen Kunden mitgeteilt, dass Zahlungen per Kreditkarte an VPN-Provider nicht mehr möglich sind. Diese müssen sich nun innerhalb von zwei Tagen eine neue Zahlungsweise suchen. Grund sind anscheinend Vorgaben von Visa und Mastercard. Gegenüber der Seite Torrentfreak sagte der Anbieter, er sei "dringend" dazu aufgefordert worden, die Richtlinien für Zahlungen an "VPN-Provider und andere Anonymisierungsdienste" anzupassen. Weiterhin möglich ist jedoch das Bezahlen per Bankverbindung oder Bitcoins. Davon betroffen ist unter anderem Ipredator, das von Pirate-Bay-Mitbegründer Peter Sunde geleitet wird. Auch Dienste wie Anonine, Mullvad, VPNTunnel und PrivatVPN sind laut Torrentfreak Kunden bei Payson.

Über die Gründe von Mastercard und Visa gibt es bisher keine Angaben. Zwar sind VPN-Anbieter hilfreich, um Zensur und Überwachung im Netz zu umgehen, etwa in Ländern wie Iran und China. Vielen Nutzern dienen die Angebote jedoch vor allem beim illegalen Filesharing zum Verwischen der eigenen Spuren. Seit geraumer Zeit schließen Dienstleister wie Mastercard, Visa oder PayPal bereits Anbieter und Filehoster aus, die offensichtlich mit illegalen Inhalten Geld verdienen.

Update vom 5.7. 17:45 Uhr: Wie uns ein Sprecher von Mastercard so eben mitteilte, habe man mit der Änderung der Zahlungsbedingungen nichts zu tun: "Das VPN-Akzeptanz-Thema ist nicht Ergebnis einer MasterCard Entscheidung. Etwaige Fragen für den Anlass sollten direkt an Payson gerichtet werden."

Auch Visa hat gegenüber Torrentfreak die Vorwürfe inzwischen zurückgewiesen. Man sei weder "in die Entscheidung eingebunden" gewesen, noch habe man "Payson oder anderen Firmen solche Anweisungen gegeben". Visa vermutet in der Stellungnahme, dass die Anweisung von der Bank gekommen sein könnte, die die Transaktionen zwischen Payson und den Kredikartenanbietern abwickelt. Payson hat sich zu den Vorgängen bisher nicht geäußert. (asp)