Börsenneuling Osram schlägt sich tapfer

Ende gut, alles gut: Siemens hat Osram nach langem Hickhack um die Trennung doch noch erfolgreich an der Börse platziert. Jetzt muss der Lichtspezialist ohne die mächtige Konzernmutter im Rücken klarkommen.

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Von
  • Christine Schultze
  • Stefan Bauer
  • dpa

Versöhnlicher Abschied nach einer langwierigen Trennung: Für den Elektroriesen Siemens hat sich der Börsenstart der früheren Tochter Osram am Ende doch noch ausgezahlt. Dass der Lichtkonzern im zweiten Anlauf den Schritt in die Selbstständigkeit geschafft hat, bescherte Siemens am Montag kräftige Kursgewinne. Experten loben, dass der Elektroriese damit eine weitere Baustelle losgeworden ist und sich im schwierigen Konjunkturumfeld besser auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann. Für Osram selbst dagegen steht die eigentliche Bewährungsprobe erst bevor.

Zum Start auf dem Parkett schlug sich der Lichtspezialist am Montag tapfer. Am Abend gingen die Papiere mit 23,80 Euro aus dem Handel und notierten damit nicht weit unter dem Startkurs von 24,00 Euro. Wo die Reise hingeht, dürfte sich aber ohnehin erst in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Nach eintägigem Gastspiel im Deutschen Aktienindex Dax mussten die Osram-Papiere wieder aus der ersten Börsen-Liga weichen. Weil beispielsweise Fonds, die nur in Dax-Titel investieren dürfen, die Papiere des Lichtkonzerns dann wieder abgeben, war mit fallenden Kursen gerechnet worden.

Osram-Chef Wolfgang Dehen wollte sich davon die Premiere aber nicht madig machen lassen. Zum Gang aufs Parkett zeigte er sich am Morgen gutgelaunt und posierte zusammen mit Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni für die Fotografen, den Stier vor der Börse sprichwörtlich bei den Hörnern packend. Dabei weiß Dehen, dass die Zeiten für Osram künftig nicht leichter werden: "Wir gehen davon aus, dass der Wandel im Lichtmarkt Ende 2014 nicht abgeschlossen sein wird, sondern die Branche auch weiterhin beschäftigt", sagte der Osram-Chef der Welt. Deshalb sei auch ein "weiterer Anpassungsbedarf in Anlehnung an die Marktentwicklung" nicht ausgeschlossen. Im Klartext: Osram könnten weitere Einschnitte bevorstehen.

Schon jetzt durchläuft der Lichtspezialist ein hartes Sparprogramm: Weltweit werden Standorte dichtgemacht oder verkauft. In Deutschland fällt mehr als jede zehnte Stelle weg, weltweit sind es rund 8000. Auf der anderen Seite investiert Osram in die Entwicklung und Produktion von Lampen auf Basis von Leuchtdioden (LED), die klassische Glühbirne hat ausgedient. Der Lichtmarkt steckt mitten im tiefgreifenden Umbruch. Etablierte Anbieter wie Osram, Philips oder General Electric (GE) liefern sich mit neuen Wettbewerbern aus Asien einen Kampf um die Rangordnung. Dafür geben sie viele Millionen aus, die Siemens ungern selber stemmen wollte.

Deshalb hat der Elektrokonzern aus Expertensicht gut daran getan, sich von dem Geschäft zu trennen – nach 94 Jahren gemeinsamer Unternehmensgeschichte. Vorangegangene Anläufe dafür waren gescheitert, weil Siemens den ursprünglich angepeilten klassischen Börsengang zuerst verschob und dann ganz absagte. Stattdessen haben die Siemens-Aktionäre nun für je 10 Aktien ein Osram-Papier in ihre Depots gebucht bekommen.

Spötter warfen Siemens deshalb vor, die Lichttochter zu verschenken, was der Elektroriese von sich wies. Am Montag fiel das Echo für das Debüt positiv aus: Anders als zu den früheren Börsenstarts von Infineon und Epcos hätten die Siemens-Anleger mit den eingebuchten Osram-Aktien dieses Mal "tatsächliche Vermögenswerte" bekommen, lobt Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Für die Zukunft des Lichtspezialisten ist sie nicht allzu pessimistisch: "Osram hat es sicher nicht einfach, aber ich glaube, sie werden es schaffen", sagt die Aktionärsschützerin. (anw)