Intel will Classmate PC auch in Europa und den USA vermarkten

Im Kampf um Marktanteile bei Billig-Notebooks greift Intel auch den europäischen und den US-Markt an. In Kürze sollen neue Versionen des Classmate PC erscheinen, der einst als Bildungshilfe für Schüler in Entwicklungs- und Schwellenländern gedacht war.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Im Kampf um Marktanteile bei Billig-Notebooks greift Intel künftig auch den europäischen und den US-Markt an. In Kürze würden neue Versionen des einst als Bildungshilfe für Schüler in Entwicklungs- und Schwellenländern apostrophierten Classmate PC erscheinen, kündigte Intel-Sprecherin Agnes Kwan gegenüber dem Wall Street Journal an. Weitere Details nannte Kwan nicht – nur dass die neuen Classmate-PC-Modelle nicht den jüngst auf den Namen Atom getauften neuen Spar-Prozessor von Intel enthalten werden.

Die Geräte sollen wie bisher von OEM-Herstellern zusammengebaut und auf den Markt gebracht werden. In Indien beispielsweise bietet die Firma HCL Infosystems mit dem Mileap-X seit Januar ein auf dem Referenzdesign des Classmate PC basierendes Notebook an. Der Preis liegt bei umgerechnet 220 Euro zuzüglich Umsatzsteuer. In Indonesien vertreiben mit Axioo und Zyrex seit diesem Monat gleich zwei Hersteller den Classmate PC unter eigenem Branding. Dort kostet das Gerät je nach Betriebssystem (Linux oder Windows XP) zwischen 200 und 300 Euro.

Grund für die Vermarktung des Classmate PC auch in Industrieländern sei die Reduzierung von Fertigungskosten durch höhere Produktionsmengen, heißt es in Intel-Kreisen – eine Maßnahme, die auch das OLPC-Projekt anstrebt, das einst den Run auf kleine, günstige Notebooks mit dem hehren Ziel angestoßen hatte, Kinder in Entwicklungsländern flächendeckend mit tragbaren Rechnern auszustatten. 100 US-Dollar pro Gerät lautete die Zielgröße von OLPC-Gründer Nicholas Negroponte, der anders als Intel keine Gewinne erwirtschaften, sondern mit den XO-Geräten einen Beitrag zur Verbesserung der weltweiten Bildungssituation leisten will.

Angesichts der zunehmenden Konkurrenz durch Trittbrettfahrer wie Intel oder zuletzt auch Asus, die inzwischen ebenfalls an Bildungsorganisationen herantreten und ihre Produkte als OLPC-Alternative anpreisen, sind bislang nur einige 100.000 XO-Laptops von den Regierungen bestellt worden, während ursprünglich Millionen angepeilt waren. Negroponte ist dementsprechend schlecht auf Intel zu sprechen. "Intel kam spät, nachdem es unserem Projekt destruktiv gegenüber gestanden hatte, nutzte dann seinen Insider-Status, um noch destruktiver zu sein als vorher und zog sich dann zurück", rechnete der MIT-Professor zuletzt in einem Interview mit dem Prozessorhersteller ab.

Alles in allem sei die kurze Zusammenarbeit mit Intel "eine unerfreuliche, zeitfressende Erfahrung ohne jeden technologischen Gewinn" gewesen, verdeutlichte Negroponte. "Es ist eine große Erleichterung, dass sie endlich weg sind." Als Reaktion auf die Transformation seiner Bildungsinitiative in ein weltweites Feilschen um Notebook- und Betriebssystem-Absätze will Negroponte sich jetzt dafür einsetzen, "dass unser Rechner ein Null-Dollar-Laptop wird". Es gebe viele Wege, das zu erreichen "und wir werden genau das versuchen", gibt sich der Gründer des Media Lab am Massachusetts Institute of Technology kämpferisch. (pmz)