Google, Microsoft, AMD & Co.: Schreck für Aktionäre

Der nachbörsliche Handel Donnerstagabend lief für Aktionäre einiger Branchenschwergewichte gar nicht gut.

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Der nachbörsliche Handel Donnerstagabend lief für Aktionäre einiger Branchenschwergewichte gar nicht gut: Nach Bekanntgabe der jeweiligen Quartalszahlen verloren AMD-Aktien 3,9 Prozent, während es bei Google 4,1 Prozent und Microsoft gar 6,3 Prozent nach unten ging. Intel (-3,7 Prozent) und eBay (-6,4 Prozent) hatten bereits Mittwochabend nach deren Finanzveröffentlichungen Kursrutsche hinnehmen müssen. Gegen diesen Trend legte IBM Mittwochabend 2,6 Prozent zu, 24 Stunden später war davon immerhin noch die Hälfte übrig. Ein direkter Zusammenhang mit den konkreten Finanzzahlen lässt sich nicht immer ausmachen – aber dann wäre das Geldscheffeln an der Börse auch zu einfach.

Google hatte den zweithöchsten Quartalsumsatz der Firmengeschichte und auch den zweithöchsten Reingewinn. Im Jahresabstand wuchs der Umsatz um 19 Prozent, der Nettogewinn um 16 Prozent. Kleines aber: Fast ein Viertel dieses Quartalsgewinns entfällt auf den Unterschied zwischen Buchwert und Erlös aus dem Verkauf von Motorola Home. Google-Aktionäre sind verwöhnt und hatten ein besseres Ergebnis erwartet.

Vielleicht sind 19 Prozent Umsatzzuwachs nicht genug, oder es überwiegen die Sorgen: Der Umschwung bei der Google-Tochter Motorola geht manchen zu langsam. Der Quartalsumsatz ist unter die Milliardenschwelle gerutscht, womit Motorola nur noch sieben Prozent des Konzernumsatzes stellt. Außerdem ist die Gewinnmarge des Konzerns rückläufig. Google dringt in neue Geschäftsfelder vor, darunter Endgeräte und Inhalte, bei denen vom Umsatz prozentuell weniger Gewinn übrig bleibt. Finanzchef Patrick Pichette verwies darauf, dass es ihm auf zusätzliche Gewinndollar unter dem Strich ankomme, nicht auf bestimmte Prozentwerte vom Umsatz. Die institutionellen Anleger waren Donnerstagabend enttäuscht und stießen Aktien im Wert von knapp einer Milliarde Dollar ab.

Bei Microsoft war es immerhin der vierthöchste Quartalsumsatz der (weitaus längeren) Unternehmensgeschichte, und auch ein Quartalsgewinn von knapp fünf Milliarden Dollar kann sich sehen lassen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war noch eine halbe Milliarden Dollar Verlust unter dem Strich gestanden. Zudem ist Microsoft im Umbruch, weg von Einmalumsätzen mit Softwarelizenzen hin zu regelmäßig anfallenden Abo-Gebühren. In der Übergangsphase dämpft das vorübergehend die Umsätze.

Trotzdem warfen die Microsoft-Anleger Aktien im Wert von mehr als einer Viertelmilliarde Dollar auf den Markt: Eine Abschreibung auf Surface-RT-Tablets von 900 Millionen Dollar und der schwache PC-Markt im Allgemeinen drücken ihnen aufs Gemüt. Letzteres wirkt auch abträglich auf Intel und AMD, die wichtigsten Entwickler von x86-CPU. Intel mussten deutliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn hinnehmen.

AMD machte sogar Verlust, doch war der Abgang mit 20 Millionen Dollar deutlich niedriger als in den drei unmittelbar vorangegangenen Quartalen. Obwohl die Analysten Schlechteres erwartet hatten, fiel der AMD-Kurs.

eBay hat seinen Profit deutlich steigern können. Doch Aktionäre sind stets an der Zukunft interessiert, und da muss eBay außerhalb der USA wachsen. Das wirtschaftliche Umfeld in Europa und Südkorea, dem größten Tigerstaat, ist allerdings nicht das Beste. Vor allem aber ist der US-Dollar derzeit recht stark. Damit ist die selbe Einnahme in einer anderen Währungen nach Umrechnung in den US-Dollar weniger wert, als früher. Für das laufende Quartal hat eBay einen leicht geringeren Umsatz angekündigt, als von Analysten erwartet. Das scheint nun langsam Tradition zu werden, nachdem eBay seine Teilhaber früher mit besseren Zahlen zu überraschen pflegte.

IBM hingegen musste einen Umsatzrückgang von drei Prozent hinnehmen und einen Gewinneinbruch von 17 Prozent verkraften. Trotzdem legte die Aktie deutlich zu. Der Grund dürfte sein, dass Analysten noch Schlechteres erwartet hatten. Zudem korrigierte IBM die Gewinnprognose für das Gesamtjahr ein kleines bisschen nach oben. Das reichte dann schon für ein kleines Kursfeuerwerk.



(jk)