Künstliche Netzhaut: Retina-Implantat mit Mikrochip und Photodioden

Die europäischen Behörden haben die zweite künstliche Netzhaut zugelassen. Sie kommt erstmals ohne Zusatzhardware aus.

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Nach der künstlichen Netzhaut Argus II des Herstellers Second Sight ist in Europa nun auch die Verwendung eines zweiten Retina-Implantats möglich, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Das Alpha IMS der Retina Implant AG besteht aus einem drei Millimeter großen, quadratischen lichtempfindlichen Mikrochip, der Bilder über Photodioden erkennt und diese Informationen elektrisch an Nervenzellen in der Netzhaut kommuniziert. Das Gerät wurde zur Behandlung von Patienten zugelassen, die an der degenerativen Augenerkrankung Retinopathia pigmentosa leiden, die die Photorezeptoren im Laufe der Zeit zerstört..

Die zur Implantation notwendigen Operationen unterscheiden sich stark. Beim Argus II ist sie vergleichsweise unkompliziert und dauert drei Stunden. Beim Alpha IMS kann es dagegen bis zu zehn Stunden dauern – dabei wird der Chip in der Netzhaut mit einer Stromquelle verbunden, die hinter dem Ohr eingesetzt wird. Das bedeutet, dass für Alpha IMS keine zusätzliche Hardware mehr notwendig ist, wie das noch beim Argus II der Fall war – hier wurde eine Kamera verwendet, die an einer Brille befestigt war.

Die mit beiden Verfahren wiederherstellbare Sehleistung ist keineswegs vollständig und variiert von Patient zu Patient stark. Einige können beispielsweise wieder sich langsam bewegende Fahrzeuge wahrnehmen, offene Türen oder Haushaltsgegenstände sehen. Bei anderen Personen stellt sich gar keine Verbesserung ein. Dennoch hofft man bei Herstellern und in der Forschung, dass diese frühen Versionen der Retina-Prothesen bald durch bessere Modelle ersetzt werden, die mehr leisten. Billig ist die Technik heute noch nicht. Laut Walter-G Wrobel, Chef der Retina Implant AG, werden für das Alpha IMS und die Operation rund 100.000 Euro fällig.

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(bsc)