Kanada gründet Uni-Institut für Big Data Analyse

Big Data zum Schutz der Privatsphäre statt zur Durchlöcherung derselben, lautet das Credo des Vorsitzenden Stan Matwin. Das Uni-Institut will unterschiedliche Datensammlungen so aufbereiten, dass sie für die Betroffenen nutzbar werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

An der Dalhousie Universität in Halifax an Kanadas Ostküste wurde am Donnerstag das Institute for Big Data Analytics eröffnet. Big Data ist ein Begriff für besonders große Datensammlungen, die den Rahmen herkömmlicher Datenbanken und -verarbeitung sprengen. "Es ist das erste solche Universitätsinstitut in Kanada und, wie es aussieht, auf dem ganzen Kontinent", sagte der frisch gebackene Institutsvorstand Professor Stan Matwin. "Wir wollen große Datenmengen analysieren, um das Leben besser zu machen – in einer Weise, die die Privatsphäre respektiert."

Prof. Stan Matwin: "Wenn Sie eine große Datenmenge und ein Problem haben, kommen Sie zu uns. Wir möchten Ihnen helfen, das Problem zu lösen."

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Big Data zum Schutz der Privatsphäre – und nicht zu deren Durchlöcherung – einzusetzen ist dem Wissenschaftler schon lange ein Anliegen, wie seine Forschungsarbeiten zeigen. Das neue Institut ist konzipiert als Drehscheibe für interdisziplinäre Forschung einerseits und für die Zusammenarbeit mit Unternehmen im In- und Ausland andererseits. Unterschiedliche Datensammlungen, etwa aus der wissenschaftlichen Forschung, dem Marketing oder dem Gesundheitsbereich sollen untersucht werden.

Professor Evangelos Milios, Computerwissenschaftler und Vizedekan der Dalhousie Universität, schilderte am Beispiel eines bereits laufenden Projekts mit Boeing einen Anwendungsfall: "Jede Wartung an einem Boeing-Flugzeug wird festgehalten und an Boeing übermittelt. Auch Ereignisse wie Unfälle oder Probleme bei Start oder Landung werden registriert. Das ist eine massive Menge an Text, aber mit vielen Fachbegriffen, Abkürzungen und oft schlechter Grammatik." Selbst firmenintern könnte das in anderen Abteilungen schon zu Verständnisschwierigkeiten führen. "Wir möchten das so aufbereiten, dass etwa Flugzeugentwickler und Sicherheitsingenieure darauf zugreifen und damit die Flugzeugsicherheit verbessern können."

IBM unterstützt die Arbeit unter anderem mit Hard- und Software für ein Netezza-System. Dieser Konzern etabliert in Halifax derzeit auch ein "Global Delivery"-Zentrum. Die Provinzregierung unterstützt das Institut ebenfalls und will damit insbesondere Kooperationen mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) forcieren.

Professor Matwin plant, auch mit deutschen Universitäten sowie dem Fraunhofer Institut zusammenzuarbeiten. Außerdem ist er an Kontakten mit weiteren Unternehmen interessiert: "Wenn Sie eine große Datenmenge und ein Problem haben, kommen Sie zu uns", lud er ein. Dank öffentlicher Förderungen müssten die Auftraggeber nie die vollen Kosten zahlen. (uk)