Freenet-Chef Eckhard Spoerr tritt zurück [Update]

Nach monatelangem Tauziehen um die Ausrichtung des Unternehmens und den Chefposten bei der Freenet AG nimmt Vorstandschef Eckhard Spoerr den Hut.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach monatelangem Tauziehen um den Chefposten bei Freenet nimmt Vorstandschef Eckhard Spoerr den Hut. Spoerr gehe auf eigenen Wunsch zum 23. Januar 2009, teilte das im TecDAX notierte Unternehmen mit. Der Aufsichtsrat nehme Spoerrs Entscheidung "mit Bedauern und Respekt" zur Kenntnis. Neuer Vorstandssprecher wird Joachim Preisig, bislang Vorstand für den Bereich Operations & Integrations. Die Position des Vorstandschefs (CEO) soll neu besetzt werden. Spoerr selbst soll Freenet als Berater erhalten bleiben.

Im Oktober hatte sich Spoerr erst gegen debitel-Chef Oliver Steil durchgesetzt. Steil war Unternehmenskreisen zufolge wegen eines Streits über die künftigen Kompetenzverteilung zurückgetreten. Zuvor hatte sich Spoerr bereits bei der Fusion von freenet.de und mobilcom zur neuen Freenet AG gegen Thorsten Grenz durchgesetzt.

Von 1999 bis zur Fusion im März 2007 war Spoerr bereits Chef der alten freenet.de gewesen; zuletzt hatten unter anderem die Arbeitnehmervertreter von debitel scharfe Kritik an seiner Unternehmensführung geübt. Sie hatte nicht nur einzelne Entscheidungen des Freenet-Chefs, sondern seine Unternehmensführung an sich in Frage gestellt. Zuvor soll sich auch der Freenet-Großaktionär Permira, der nach dem Verkauf seiner debitel-Anteile mit 25 Prozent an Freenet beteiligt ist, unzufrieden mit Spoerr gezeigt haben, da er mit der Integration von debitel und dem Verkauf der DSL-Sparte nicht vorankomme. Hinter den Kulissen soll Anfang Dezember bereits die Suche nach einem Nachfolger begonnen haben.

Der Freenet-Aufsichtsrat hatte aber zuletzt immer wieder betont, voll hinter Spoerr zu stehen – das Aufsichtsgremium der Freenet AG geriet aber wegen der Unternehmenspolitik und dem Festhalten an Spoerr teilweise selbst in die Kritik. Auch in seiner Erklärung zum Rücktritt Spoerrs betonte der Aufsichtsrat noch einmal seine "weitere volle Unterstützung der von Spoerr eingeschlagenen Unternehmensstrategie. Das beschlossene Integrationskonzept wird in voller Konsequenz umgesetzt".

[Update]:
Spoerr selbst begründete seinen Abgang in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme mit seinem Wunsch nach einer "Befriedung der Gesellschaft", deren langfristiges Wohl oberste Priorität vor persönlichen Befindlichkeiten habe. Freenet brauche jetzt Ruhe und müsse sich auf die Integration des übernommenen Mobilfunk-Providers debitel konzentrieren. "Aufgrund des bestehenden Aktionärskreises und der wohl polarisierenden Wirkung meiner Person, ist dies unter diesen Umständen nicht gegeben", sagte der scheidende Freenet-Chef.

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(jk)