Flecken und Erreger verschwinden durch Sonnenlicht

Australische Forscher haben Wolle, Seide und Hanf mit Titandioxid-Nanokristallen versehen, die mit Hilfe von Sonnenlicht Flecken und Krankheitserreger entfernen. Das berichtet Technology Review in der aktuellen Ausgabe.

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Australische Forscher haben Wolle, Seide und Hanf mit Titandioxid-Nanokristallen versehen, die mit Hilfe von Sonnenlicht Flecken und Krankheitserreger entfernen. Das berichtet Technology Review in der aktuellen Ausgabe 04/08 (seit dem 20. 3. am Kiosk oder online portokostenfrei zu bestellen).

Das Geheimnis liegt in der stark fotooxidierenden Wirkung von Titandioxid: Unter ultraviolettem Licht erzeugt es Hydroxil-Radikale, die organisches Material oxidieren und abbauen. Die Kristalle sind auf den Textilien weder fühl- noch sichtbar. Den Stoff selbst oder die Haut greifen sie nicht an, sagt der Gruppenleiter Walid Daoud von der Monash University.

Die Reinigungswirkung von Titandioxid wird bereits in Sonnencreme, Malerfarbe, Fliesen oder Socken genutzt. Auf Wolle, Seide oder Hanf ließ sie sich bisher aber nicht nutzen, weil Titandioxid sich nicht direkt an diese Stoffe bindet. Dieses Problem lösten die Forscher jetzt, indem sie die Textilien zusätzlich mit Carboxylgruppen versahen.

In ihrer Studie zeigen Daoud und sein Team, wie der so behandelte Stoff selbst den berühmten Rotweinflecken widersteht, die sonst extrem schwer zu entfernen sind. Nach 20 Stunden im simulierten Sonnenlicht ist auf der beschichteten Wolle fast nichts mehr davon zu sehen, während der unbehandelte Stoff noch völlig verfleckt ist. Andere Verschmutzungsarten verschwinden noch schneller: Kaffeeflecken sind in zwei Stunden weg, während blaue Tinte in 17 Stunden nicht mehr zu sehen ist.

Besonders interessant könnte diese Anwendung jedoch im medizinischen Bereich werden: Die manipulierten Textilien zerstören auch die Zellwände von Krankheitserregern. Damit ausgestattete Ärzte und Pfleger würden also über ihre Kleidung keine Keime mehr von Bett zu Bett tragen. Walid Daoud ist davon überzeugt, dass die Selbstreinigung bald zu einer Standardfunktion von Textilien und anderen häufig verwendeten Materialien werde, um die Hygiene zu steigern und Krankheitsausbrüche zu vermeiden. "Das gilt insbesondere deshalb, weil viele Erreger auf textilen Oberflächen bis zu drei Monate überleben können." (wst)