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Was war. Was wird. In einer traurigen Sommernacht des Sommerrätsels letzter Teil

Wirklich entspannt, wirklich laid-back (es gibt wohl keine gute Übersetzung), wie das geht, das muss Hal Faber von anderen lernen. Wenn es so weitergeht, hat er nicht mehr viel Zeit dazu. Vor allem nicht angesichts aktueller Ereignisse.

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Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Hal Faber

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. Und dieses Mal bringt sie Teil 1 des alljährlichen Sommerrätsels.

*** Es ist ein seltsamer Abend, der aus der Sommerhitze in eine eigentlich lockere Nachtstimmung übergeht. Vor dem Sommerrätsel steht eine traurige Nachricht: JJ Cale ist tot, es wird Mitternacht, wenn langsam die blaue Stunde sich nähert, alle Gedanken ins Weite schweifen und die Welt sehr entfernt ist. Nach Mitternacht, da werden wir herausfinden, worum es eigentlich geht. JJ Cale kann uns dabei nun nicht mehr helfen. Wenn ich einmal so entspannt bin, so laid-back, wie Cale seine Gitarre spielte, wenn ich einmal so entspannt bin, wie zwei alte Säcke ihre musikalische Meisterschaft demonstrierten, dann, ja dann kann mir nichts mehr passieren.

*** Okay, wenden wir uns den Albernheiten des Lebens zu, denn ich habe ja echt noch Glück gehabt: Kanzleramtschef Ronald Pofalla ist wieder aufgetaucht – und mit ihm ein weiteres PRISM. Also Vorhang zu und guckt nicht mehr betroffen: Nur zwei kleine Datensätzlein wurden gemäß dem wieder existierenden Pofalla an die NSA übergeben. Tja. Beinahe wäre eine Extrafrage in dieser sommerlich verrätselten Wochenschau fällig gewesen: "Wo in aller Welt ist Ronald Pofalla?" Aber gut, es gibt genug Fragen, auch nach den mageren Hinweisen des Geheimdienstkoordinators. PRISM III zum Beispiel, das könnte gar eine raffinierte Abkürzung sein, etwa von "Profalla rutscht in seinem Mist". Was ein Cyber-Außenminister neben einem normalen Außenminister soll (den man auch suchen könnte), ist auch so eine Frage. Was bleibt, ist eine Aufführung von Politik, die Aufklärung nur simuliert und ansonsten Wahlkampf macht. Der einzige, der andere Worte findet, ist der über den Wahlkämpfern schwebende Bundespräsident, der in dieser Wochenschau für andere Äußerungen über Snowden hart kritisiert wurde.

*** Ansonsten entdecken alle ausnahmslos Neuland und pflegen gewissenhaft ihr Nichtwissen. Das geht hin bis zu der Edel-Behörde der IT schlechthin, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, das jeder Zusammenarbeit mit den Diensten abhold ist. Dabei begann man einstmals zünftig als Zentralstelle für Chiffrierwesen und war damit eine Unterorganisation des Bundesnachrichtendienstes, der mit anderen befreundeten Diensten eifrig "Intelligence" austauscht und selbst eine dunkle Vorgeschichte hat. Dass man untereinander nicht spioniert, dass dies gar "unanständig" sein soll und es einen Ehrencodex gibt, ist an Absurdität nicht zu überbieten. Natürlich gibt es keine Ehre, ein echter Geheimdienst muss auch gegen sich selbst spionieren, das ist seit den Tagen des durchgeknallten ADDOCI Standard in der Branche. Soweit, so normal: In dieser Woche werden passend zu den großen Sommerrätseln Personen geraten. Zehn Fragen sind es widie Lösungen werden am Montag präsentiert und vorher von den Lesern geknackt und ins Forum geschrieben.

So also dann kommen wir zu Frage 1: Gesucht wird das Pseudonym eines BND-Agenten, der in Verbündeten ein potenzielles Risiko sah.
Gefolgt von Frage 2: Gesucht wird ein deutscher Agent, gegen den Günter Guillaume allenfalls Kreisklasse war.

*** Der Tag des verantwortlich handelnden System-Administrators ist vorbei, doch Edward Snowden, der sich Gedanken machte, sitzt dank tatkräftiger Unterstützung der Assange-Truppe noch immer im russischen Nirgendwojaneinja. Immerhin ist er in den USA nicht vom Tode bedroht. Was ihm in Deutschland drohen könnte, wo er einen Preis abholen könnte, kommt in einem sehr gehässigen Kommentar zum Ausdruck, der Snowden in eine Reihe von Menschen stellt, die "die aus politischer Egozentrik den USA um ein Haar die wichtigsten Instrumente aus der Hand geschlagen hätten, um Europa von Hitler zu befreien." Das ist starker Tobak, gefüttert mit leicht angedeuteten Hinweisen. War Tyler Kent ein politischer Exzentriker oder schlicht ein Mittelsmann im dreckigen Geschäft der Geheimdienste? Kann die Geschichte der entschlüsselten japanischen Nachrichten wirklich mit PRISM verglichen werden? Völlig falsch ist diese Passage: "1942 glaubte eine amerikanische Zeitung publizieren zu müssen, dass Roosevelt und Churchill über eine neue Erfindung miteinander redeten, ein Sprachzerhacker-Telefon. Das Blatt zeigte ein Foto des Geräts, eines nach Urteil der Redaktion nichtssagenden Kastens. Der Zeitungsartikel und das Foto reichten einem deutschen Ingenieur aber aus, um den Apparat nachzuerfinden und Lauschmaßnahmen zu ersinnen."

So kommen wir auch gleich zu Frage 3: Gesucht werden die Namen der beiden deutschen Ingenieure, die unabhängig voneinander ohne ein Zeitungsfoto die Telefontechnik decodierten.
Und es ergibt sich logisch Frage 4: Welcher Präsident einer amerikanischen Universität setzte sich für die Verschlüsselung von Nachrichten ein? Sein Grab liegt in Paris.

*** "Das Bonner Parlament hat sich für die Sommerferien verabschiedet, die diesmal kürzer ausfallen als in früheren Jahren und wahrscheinlich auch unruhiger. Der Wahlkampf wetterleuchtet schon, In Bayern zum Beispiel, wo die Schulferien erst spät beginnen und entsprechend spät zu Ende gehen, wird schon vorgearbeitet ..." So begann ein Zeitungsbericht, wie er heute auch noch beginnen könnte, inklusive bayerischer Kapriolen. Besagter Bericht ist aus anderen Gründen wichtig, sorgten damals doch die Veröffentlichung der "Gromyko-Papiere" für Ärger bei den Regierungs-Koalitionären. Der Springer-Konzern, der derzeit aus dem Printgeschäft aussteigt, bekämpfte damals die Ostpolitik und erklärte volltönend: "In der Güterabwägung zwischen Verdruss der Regierung und der Pflicht, die Leser zu informieren, wird sich die Redaktion immer wieder für die Pflicht entscheiden."

*** "Ich bin noch immer unbefriedigt und muss schrein, schrein, schrein" – die politische Übersetzung des Stones-Song "I can get no satisfaction" als Protest gegen die verknöcherte Demokratie ist eine großartige Hinterlassenschaft des Mannes mit der Kindertrommel. Dr. Dr. Dr. Rolf Schwendter ist tot, der einzige Devianzforscher-Dichter, der die Devianz auch lebte. Ähnlich wie Wau Holland lief er zottelig mit vielen Plastiktüten herum und schrieb (nur mit dem Stift) über die lebenden Subkulturen, die Gefahren der Elitenbildung und die hohe Kunst des Kochens. Ein Feinschmecker-Rezept für 1500 Personen war seine Antwort auf die Speisen der Reichen. Eine niemals abgeschlossene Geschichte der Zukunft mit über 1400 Anmerkungen, ein Gesang über Rosa Luxemburg im Botanischen Garten und der Glaube an die Utopie der Außenseiter gehören zu den vielen Wirk-Werken, noch viele Texte warten auf Veröffentlichung. In Blues auf dem Weg zum Wahnsinn heißt es:

Hunger gibt es.
Denn wo es keine Liebe gibt,
da gibt's Hunger.
Und jeder Mensch hungert in eigener Sprache.

Frage 6: Gesucht wird der Autor der abgebildetekn Skizze.

Okay, dann also Frage 5: Bumm, Bumm, Bumm. Wir bleiben bei der Musik. Gesucht wird ein großes Thema, das nicht anklingt. Dieser Nichtklang inspirierte welchen Menschen, mit welchen Folgen?
Was dann zu Frage 6 führt: Gesucht wird der Autor der rechts nebenstehend abgebildetekn Skizze.

*** Ein als Petition angelegter Offener Brief sorgt für Gesprächsstoff. Die Petition fordert von der EU und dem deutschen Staat einen verstärkten Datenschutz sowie Bestrebungen, das Recht auf Privatsphäre und informationelle Selbstbestimmung zu stärken. Gleichzeitig fordert man, kurz vor dem Universalschutz für Whistleblower: "Projekte und Technologien zum informationellen Selbstschutz und freie und quelloffene Umsetzungen aktiv zu fördern und selbst verpflichtend zu nutzen." Eine Selbstschutzgarantie durch Vater Staat, erinnert in ihrer Staatsgläubigkeit etwas an das von der US-Regierung geförderte TOR-Projekt oder an den gescheiterten Heuhaufen. Die Selbstverpflichtung einer Regierung zur Nutzung von Software, die dazu noch quelloffen sein muss, ist gelebter Idealismus. Ihn muss es wohl geben, angesichts der Vorwürfe, die von ehemaligen Schlapphüten kommen. Naiv wären die Bürger, die da glauben, nicht überwacht zu werden, wohl wie seinerzeit die DDR-Bürger zu den Weltjugendfestspielen: "Auf der anderen Seite baute man im Hintergrund den Apparat von Kontrolle, Überwachung und Bespitzelung aus – was damals natürlich niemand wusste." Niemand?

Kommen wir erst einmal zu Frage 7: "Die Veröffentlichung von Tastachen aus dem Privatleben in Periodika wird mit einer Geldstrafe von 5 ...." belegt. Wer zitierte dieses Gesetz in einer epochalen Schrift?
Aber wo wir schon bei der DDR sind, auch noch Frage 8: Mit dieser, links abgebildeten etwas altertümlichen Personal-Lochkarte aus der DDR wird ein junger Mensch gesucht, dem die "Regel 8" nicht mehr half.

Was wird.

Bleiben wir beim BND. Wie heißt es in dem verlinkten Naivitäts-Vorwurf des BND-Apologeten? "Nahezu alle modernen Softwaresysteme, auf denen praktisch alle Computer dieser Welt operieren und kommunizieren, sind in den USA entwickelt worden." Eben darum startet die angestrebte Porno-Filterung in Temporaland mit chinesischem Know-How. Die kommende Woche startet mit einem launischen Spaziergang zum BND. "Besichtigen Sie autoritäre Architektur und modernste Überwachungstechnik aus nächster Nähe." Leider ist ein Blick auf die Software nicht gestattet, womit getrost weiter spekuliert werden darf, was der BND so alles einsetzt. Wie wäre es mit Nexus Peering, einem Produkt von Palantir Technologies zur softwaregestützten Trennung von Polizei und Nachrichtendiensten?

Anklage wie Verteidigung haben im Prozess der US-Armee gegen den Gefreiten Bradley Manning ihre Schlussplädoyers gehalten. Die Anklage ritt eine Attacke gegen den weltweiten Anarchismus, die Verteidigung bemühte sich um Verständnis für den jungen, zarten Mann bei seinem allerersten Einsatz. In der kommenden Woche wird Richterin Denise Lind ihre Einschätzung zu jedem einzelnen Anklagepunkt äußern müssen. Das Argument der Anklage, dass bei einer Veröffentlichung im Internet immer davon auszugehen ist, dass der Feind mitliest, könnte den Punkt "Unterstützung des Feindes" zu einem Universalgesetz gegen jedwede Form der Meinungsäußerung ausbauen. An Manning soll ein abschreckendes Exempel statuiert werden. Darf deswegen die Meinungsfreiheit schon ein bisschen beschnitten werden?

Frage 9: Wer ist zu sehen und berichtet über welche Vorkomnisse?

Frage 10: Wer ist im Bildausschnitt nicht zu sehen?

Zwei Bilder noch, dann ist das Sommerrätsel Geschichte. Wir blicken gefasst nach vorne, aber auch zurück. Frage 9: Wer ist im nebenstehenden Bildausschnitt links oben zu sehen und berichtet über welche Vorkomnisse?
Frage 10: Wer ist im Bildausschnitt links unten nicht zu sehen? (jk)