Proteste gegen Sperrung von Fotos stillender Mütter auf Facebook

Mehr als 90.000 Facebook-Mitglieder wehren sich gegen Richtlinien, nach denen bestimmte Fotos von Müttern mit Säuglingen als "obszön" definiert werden.

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Von
  • Thomas Pany

Wie viel darf die Öffentlichkeit von einer stillenden Mutterbrust sehen? Diese Frage ist Kern eines aktuell aufgeflammten Konflikts zwischen dem Online-Sozialnetz Facebook und verärgerten Müttern sowie deren Unterstützern: Mehr als 90.000 Personen haben sich mittlerweile der Online-Petitionsgruppe "Hey Facebook, Breast-feeding is not Obscene" angeschlossen; manche protestierten am vergangenen Wochenende vor dem Facebook-Hauptquartier in Palo Alto gegen die Löschung von Fotos von stillenden Müttern. Das "live nurse-in" vor dem Hauptquartier der Betreiber des Online-Sozialnetzes wurde laut einem Bericht der britischen Zeitung Times von 11.000 Sympathisanten unterstützt, die an einem "online nurse-in" teilnahmen.

Facebook hatte im Herbst dieses Jahres angefangen, Fotos von stillenden Frauen vom Netz zu nehmen und diese Praxis zur Verärgerung vieler Mütter bis heute beibehalten. Der Sprecher des Unternehmens, Barry Schnitt, begründete dies damit, dass bestimmte Bilder von stillenden Frauen gegen die Facebook-Richtlinien gegen die Veröffentlichung von obszönen, pornografischen oder sexuell eindeutigen Inhalten verstießen und deswegen von der Webseite entfernt werden könnten. Das betreffe Fotos, die eine vollkommen entblößte Brust zeigen. Dazu reiche es, wenn ein Brustwarzenhof zu sehen sei. Im Allgemeinen ergreife Facebook selbst keine Initiative, erläutert Schnitt, die Fotos seien in den "allermeisten Fällen" entfernt worden, weil sich andere User beklagt hätten.

Die Protestwelle gegen die Sperrung der Fotos wurde von einer Frau in Gang gesetzt, deren Still-Bilder im Oktober dieses Jahres von ihrer Facebook-Webseite genommen wurden. Als sie ein weiteres solches Bild auf die Seite setzen wollte, erhielt sie einen Brief, in dem ihr die Löschung ihres Accounts angedroht wurde. Danach entschied sie sich, an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Petitions-Gruppe "Hey, Facebook, breastfeeding is not obscene", die die Protestwelle hauptsächlich trägt, wurde im Juni 2007 gegründet. Im September jenes Jahres protestierten bereits gut 14.000 Nutzer gegen die Zensur von Fotos durch den Community-Betreiber, die stillende Mütter zeigen. Die damalige Protestwelle nahm ihren Anfang, als die Kanadierin Karen Speed nach eigenen Angaben von Facebook benachrichtigt wurde, sie habe ein Foto hochgeladen, das gegen die Nutzungsbedingungen verstieß. ()